Bereits bei den ersten olympischen Spielen im Jahr 1896 war dar Straßenradsport vertreten. Über 125 Jahre später ist die Disziplin natürlich auch wieder im Programm. Für Männer und Frauen gibt es jeweils zwei Disziplinen:
Das Einzelzeitfahren ist eine der ersten Medaillen-Entscheidungen der Olympischen Spiele 2024. Bereits am 27. Juli werden die beiden Rennen ausgetragen. Männer und Frauen bewältigen dabei erstmalig überhaupt in der olympischen Geschichte den gleichen Kurs. In Abständen von anderthalb Minuten starten die Fahrer einzeln, die die 32,4 Kilometer lange Strecke in der schnellstmöglichen Zeit absolvieren müssen. Typisch für die Zeitfahren sind die besonders aerodynamischen Fahrräder, die mit im Straßenrennen verbotenen Aero-Bars ausgestattet sind. TOUR berichtet ausführlich von den Zeitfahren im Olympia-Liveticker.
Bei den Herren gewann bei den olympischen Spielen in Tokio 2021 Red Bull-Bora-Hansgrohe-Star Primoz Roglic das Zeitfahren. In Paris werden auch zahlreiche Top-Fahrer erwartet. Bei den Damen siegte die Niederländerin Annemiek van Vleuten, die nach der letzten Saison ihre Karriere beendete.
Zudem finden am 3. bzw. 4. August die Straßenrennen der Männer und Frauen statt. Auch dieses hat 2024 den gleichen Start- und Zielpunkt. Gestartet wird aber - im Unterschied zum Zeitfahren - als Massenstart. Hier gilt also: Wer als Erster über die Ziellinie kommt, gewinnt die Goldmedaille. Der Herren- und Frauen-Kurs unterscheidet sich in der Länge und der Streckenführung voneinander, beide Rennen sind aber lang. So ist es im Herren-Rennen mit 273 Kilometern der längste Kurs, den es jemals bei einem Straßenrennen gab. Die Frauen müssen immerhin 158 Kilometer zurücklegen.
Amtierender Olympiasieger im Straßenrennen der Herren ist der Ecuadorianer Richard Carapaz. Bei den Frauen holte sich die Österreicherin Anna Kiesenhofer auf sensationelle Weise den Olympiasieg. In Paris gehen auch zahlreiche Stars an den Start. So haben der Silbermedaillengewinner von Tokio Wout van Aert sowie Tom Pidcock bereits ihre Teilnahme bestätigt. Die amtierende Weltmeisterin im Straßenrennen Lotte Kopecky wird bei den Frauen mit von der Partie sein.
Mit Ausnahme der olympischen Spiele 1912 war bislang der Bahnradsport bei jeder Olympia-Austragung dabei. Gewandelt haben sich dabei regelmäßig die Disziplinen. Während 1896 sogar ein 12-Stunden-Rennen auf der Bahn abgehandelt wurde, gibt es mittlerweile sechs deutlich kürzere Bahnrad-Disziplinen für Frauen und Männer.
Beim Teamsprint treten zwei Nationen gegeneinander an, die auf der jeweils gegenüber liegenden Gerade starten. Jedes Team besteht aus drei Fahrern bei den Männern, bei den Frauen aus zwei Fahrerinnen, insgesamt werden drei bzw. zwei Runden à 250 Meter absolviert. Nach jeder Runde scheidet jeweils der vorderste Fahrer aus, sodass am Ende nur ein Fahrer über die Ziellinie kommt. Wer dabei die schnellste Zeit hat, gewinnt das Rennen. Die Entscheidung im Pariser Velodrome fällt dabei am 5. August bei den Frauen, einen Tag später bei den Herren. 2021 holten sich bei den Herren ein niederländisches Trio, bei den Frauen gewann China vor Deutschland.
Beim Sprint treten drei bzw. im Finale zwei einzelne Fahrer gegeneinander an. Gefahren werden dabei wie im Teamsprint drei Runden. Die drei bzw. zwei Fahrer starten von der gleichen Startlinie, sodass am Ende der Fahrer gewinnt, der vor seiner Konkurrenz im Ziel ist. Ausgetragen werden dabei maximal drei Rennen, der endgültige Sieger muss also im Finale zwei Sprints für sich entscheiden. Die Entscheidung bei den Männern fällt dabei am 9. August, bei den Frauen zwei Tage später. 2021 krönten sich Harrie Lavreysen bei den Männern und Kelsey Mitchell bei den Frauen zum Olympiasieger.
Der “Kampfsprint” aus Japan besteht aus acht Runden im Velodrome à 250 Meter, die von sechs Fahrern bewältigt werden müssen. Dabei fährt ein Schrittmacher vornweg, das so genannte “Derny”, das nicht überholt werden darf. Dieses ist motorisch angetrieben und beschleunigt das Rennen von circa 30 auf 50 km/h. 2,5 Runden vor Schluss verlässt das Derny die Bahn und der Sprint ist eröffnet. Immer wieder kommt es beim Keirin zu Körperkontakt und Stürzen, weshalb es den Beinamen “Kampfsprint” trägt. Die olympischen Entscheidungen fallen bei den Frauen am 8., bei den Männern ab 11. August. 2021 sicherten sich Shanne Braspennincx und Jason Kenny die Goldmedaillen.
Wie beim Teamsprint treten bei der Mannschaftsverfolgung immer zwei Teams gegeneinander an, die an den gegenüberliegenden Geraden starten. Eine Mannschaft besteht dabei aus vier Fahrern. Ziel ist es, die Distanz von 4000 Metern in einer möglichst kurzen Zeit zu absolvieren, wobei die Zeit des dritten Fahrers einer Mannschaft im Ziel gemessen wird. Ein Fahrer darf also während des Rennens ausscheiden. Die Mannschaftsverfolgung ist im Vergleich zu den vorausgegangenen Disziplinen mehr auf Ausdauer ausgelegt. In Paris fallen die Entscheidungen bei den Herren wie bei den Damen am 7. August. 2021 holten die italienischen Männer und die deutschen Frauen die Goldmedaille.
Beim Madison müssen Zweierteams bei den Männern eine Distanz von 50 Kilometern - also 200 Runden -, bei den Frauen 30 Kilometer - 120 Runden - zurückgelegt werden. Die volle Distanz müssen beide Fahrer nicht bewältigen, sie wechseln sich ab und dürfen sich über den so genannten “Schleudergriff” ablösen. Alle 10 Runden gibt es dabei Zwischensprints, bei denen je nach Positionierung unterschiedlich viele Punkte vergeben werden. Auf der letzten Runde kann sogar die doppelte Punktzahl eingesammelt werden. Am Ende gewinnt das Team, das unterwegs die meisten Punkte insgesamt gesammelt hat. Bei Olympia 2024 fallen die Entscheidungen bei den Frauen am 9. und bei den Herren am 10. August. In Tokio holten sich die britischen Damen und die dänischen Herren den Olympiasieg in der Disziplin.
Das Omnium wird an einem Tag abgehalten und hat das Ziel, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Eine Nation darf einen Fahrer stellen, der folgende vier Disziplinen absolvieren muss:
Scratch
Männer legen beim Scratch 15 Kilometer, Frauen 10 Kilometer zurück. Gestartet wird in einem Massenstart. Sieger ist, wer als Erster die Ziellinie überquert. Wer vom Hauptfeld überrundet wird, muss das Rennen verlassen.
Temporennen
Beim Temporennen legen die Männer 10 Kilometer, die Frauen 7,5 Kilometer zurück. Nach einem Massenstart bekommt der Führende nach jeder zehnten Runde einen Punkt. 20 Punkte gibt es zudem für den Fahrer, der den Rest des Feldes überrundet. Sieger ist am Ende, wer die meisten Punkte gesammelt hat.
Ausscheidungsfahren
Das Ausscheidungsfahren beginnt mit einem Massenstart, ehe alle zwei Runden ein Sprintwertung folgt, bei der der jeweils letzte Fahrer ausscheidet. Maßgeblich für das Ausscheiden ist das Hinterrad. Sind nur noch zwei Fahrer übrig, entscheidet im direkten Duell das Vorderrad.
Punktefahren
Das Punktefahren ist für Männer 25, für Frauen 20 Kilometer lang. Nach jeder zehnten Runde werden hier für die ersten vier Fahrer 5,3,2 und 1 Punkt erhalten. Wer am Ende die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Rennen.
Seit den olympischen Spiele 1996 in Atlanta gibt es auch Mountainbike- bzw. Cross-Country-Rennen für Männer bei Olympia. Das Rennen beginnt mit einem Massenstart, dann müssen die Fahrer mehrere hügelige Runden eines Rundkurses absolvieren, der zum Großteil aus unbefestigten Wegen besteht. Dabei gibt es unterschiedliche Geländearten wie Wald-, Wiesen-, Feld- oder Kieswege. Gefragt sind dabei vor allem Technik, Ausdauer und Kraft. Meist betragen die Runden vier bis sechs Kilometer, das Rennen dauert im Schnitt um die 90 Minuten. Das Frauen-Rennen wird am 28. Juli, das Herren-Rennen einen Tag später ausgetragen. Olympiasieger von Tokio wurden Thomas Pidcock und Jolanda Neff.
Im BMX gibt es zwei unterschiedliche Disziplinen. Das BMX-Rennen wurde 2008 eingeführt, den BMX-Freestyle gibt es seit 2020.
Beim BMX-Rennen treten bis zu acht Fahrer gleichzeitig gegeneinander an. Sie duellieren sich auf einer Rundstrecke mit Geraden, Sprüngen und Kurven. Es gewinnt derjenige, der als Erster über die Ziellinie kommt. Über Vorläufe können sich die Fahrer so für das Finale qualifizieren, das aus acht Fahrern besteht und den Olympiasieger kürt. 2021 waren dies Niek Kimmann und Bethany Shriever. Wer 2024 Olympiasieger wird entscheidet sich sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen am 2. August.
Hierbei führen die Fahrer Tricks auf ebenem Boden, Dirt-Jumps, einer Halfpipe und/ oder aufgebauten Rampen aus. Je höher die Qualität der Tricks, desto höher wird man von der Jury bewertet. Die Fahrer haben dabei 60 Sekunden Zeit und erhalten je nach Schwierigkeit der Tricks, Höhe der Sprünge, Kreativität und Style Punkte. Wer am Ende die meisten Punkte erzielt, wird Olympiasieger. 2021 gelang dies Logan Martin und Charlotte Worthington. In Paris werden die Entscheidungen im BMX-Freestyle am 31. Juli fallen.