Ab dem 5. August sind bei Olympia 2024 in Paris die Augen auf den Bahnradsport gerichtet. Das deutsche Team hat sich einiges vorgenommen - TOUR stellt die deutschen Teilnehmer und Teilnehmerinnen vor.
Wenn am 5. August in Paris die Abschlusswoche der Olympischen Spiele eingeläutet wird, stehen die deutschen Bahn-Asse in voller Mannschaftsstärke am Start. Der Bund Deutscher Radfahrer konnte in allen Bahn-Disziplinen die Nominierungskriterien erfüllen, sodass im Velodrome National unweit des Schlosses Versailles 14 Athleten und Athletinnen bei den Olympischen Bahnwettbewerben auf Medaillenjagd gehen werden. Dabei darf sich die deutsche Delegation sowohl in den Ausdauerdisziplinen – Mannschaftsverfolgung, Madison, Omnium – als auch im Kurzzeitbereich (Teamsprint, Sprint und Keirin) Hoffnungen auf Edelmetall machen.
Olympia 2024: Medaillenchancen im Madison
Foto: picture alliance / ANP / Vincent JanninkTop-Kandidaten für eine Medaille: Theo Reinhardt und Roger Kluge
Immerhin stellt sie mit dem Bahn-Vierer der Frauen den Olympiasieger von 2021 in der Mannschaftsverfolgung. Auch nach dem Karriereende von Lisa Brennauer müssen sich die Schützlinge von Bundestrainer André Korff nicht hinter den großen Bahnradsportnationen wie Großbritannien, Italien oder Neuseeland verstecken. Nachdem die männlichen Kollegen bei Olympia in Tokio leer ausgingen, äußert sich Ausdauer-Bundestrainer Sven Meyer besonders für die Disziplin Madison optimistisch: “Realistisch eingeschätzt, sind Roger Kluge und Theo Reinhardt die Top-Kandidaten für eine Medaille. Die beiden haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sie zur Weltspitze gehören.”
Dabei ist sich Meyer der starken Konkurrenz durch andere Nationen wie Dänemark, Frankreich, Holland oder Neuseeland bewusst. Besonders die Neuseeländer hätten im vergangenen Jahr mächtig aufgeholt, so Meyer. “Wenn ich mich festlegen sollte, ist Neuseeland der Titelfavorit, gefolgt von den Franzosen. Aber im Madison sind die Entscheidungen häufig so knapp, da kannst du ein richtig gutes Bein haben und fährst trotzdem am Ende nur auf Platz sechs”, gibt er zu bedenken.
Was ist für die deutschen Sprinterinnen drin?
Unwägbarkeiten, die die deutschen Top-Sprinterinnen Emma Hinze, Lea Sophie Friedrich und Pauline Grabosch in Tokio schmerzhaft zu spüren bekommen hatten. In allen drei Disziplinen waren sie als Gold-Kandidatinnen an den Start gegangen, aber am Ende stand einzig eine Silbermedaille im Teamsprint zu Buche. Entsprechend vorsichtig äußerte sich Pauline Grabosch zu ihrer zweiten Olympiateilnahme. “Olympische Spiele stehen immer in einem anderen Licht als eine Welt- oder Europameisterschaft. Schon in den Monaten davor ist der mediale Druck ungleich höher und neben der sportlichen Herausforderung gilt es, die Rennwoche vor allem mental zu bestehen”, so die fünfmalige Weltmeisterin im Teamsprint.
Wie ihre Teamkolleginnen Hinze und Friedrich hatte die 26-jährige Grabosch auf dem Weg zu Olympia die Track Champions League im Spätherbst 2023 ausgelassen. “Die Vorbereitung auf Olympia ist immer speziell und läuft bei jeder Athletin, auch in Abstimmung mit dem Heimtrainer, sehr individuell ab”, erklärt sie. “Auch wenn ich die Champions League im letzten Jahr ausgelassen habe, ist sie definitiv ein Format mit Zukunft. Die Veranstaltung sieht die Menschen hinter dem Sport, stellt uns Sportler in Porträts vor und ist endlich auch mal eine Möglichkeit, etwas Geld dazuzuverdienen”, charakterisiert die Cottbuserin die 2021 vom Radsportweltverband UCI initiierte Rennserie.
Bei zwei Veranstaltungen war die eloquente Grabosch dennoch dabei, als Moderatorin für einen Radsport-Streaming-Dienst. “Als die Anfrage kam, musste ich nicht lange überlegen”, erinnert sie sich an ihren ersten Ausflug in die Welt der Medien. “Ich habe im Innenraum der Bahn mit Athletinnen und Athleten Interviews auf Englisch geführt und dabei festgestellt, dass es mir großen Spaß bereitet, auch mal auf der anderen Seite meines Sports in Aktion zu treten.” Der Fokus liegt nun aber nicht nur für Pauline Grabosch darauf, in den nächsten Wochen die Ernte aus drei Jahren mühevoller und harter Vorbereitung einzufahren.
Das BDR-Team für die Bahn-Wettbewerbe in Paris im Überblick
Wichtigste Erfolge Weltmeister Madison 2018 und 2019; Europameister Madison 2022, 2023 und 2024; EM-Zweiter Ausscheidungsfahren 2022; WM-Dritter Madison 2020
Olympiateilnahmen 2016, 2021
Disziplin Mannschaftsverfolgung, Madison
Tim Torn Teutenberg
Foto: dpa; pa; RothTim Torn Teutenberg
Team/Verein Lidl-Trek Future Racing
Alter 21
Größe/Gewicht 1,83 m/63 kg
Geburtsort Mettmann
Wichtigste Erfolge Europameister Ausscheidungsfahren 2023; U23-Europameister Omnium und Ausscheidungsfahren; Deutscher Meister Omnium 2022 und 2023