Thomas Goldmann
· 17.04.2024
In einem packenden Finale hat sich Kasia Niewiadoma (Canyon//SRAM Racing) beim Fleche Wallonne der Frauen 2024 gegen Tour-de-France-Femmes-Siegerin Demi Vollering (Team SD Worx - Protime) und Elisa Longo Borghini (Lidl-Trek) durchgesetzt. Beste Deutsche war in Abwesenheit von Klassikerspezialistin Liane Lippert Hannah Ludwig (Cofidis) als 44.
Bei der Ankunft an der Mur de Huy entwickelte sich ein Dreikampf zwischen Vollering, die einen Großteil der Steigung von der Spitze weg fuhr, Longo Borghini und Niewiadoma. Die Polin setzte gut 200 Meter vor dem Ziel zur entscheidenden Attacke an, die ihre beiden Konkurrentinnen nicht mehr kontern konnten. Für die 29-jährige Niewiadoma ist es der 19. Profisieg auf der Straße. Bei den Klassikern endet für die Polin eine lange Durststrecke, nachdem sie 2019 beim Amstel Gold Race ihren letzten großen Erfolg eingefahren hatte.
Ich hoffe, damit viele Menschen inspirieren zu können, die ihren Traum schon lange verfolgen, denn ich musste mich in der Vergangenheit oft mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Ich habe nie daran gezweifelt, dass wir als Team ein solches Rennen gewinnen können. - Kasia Niewiadoma
Auch die Frauen hatten zunächst mit widrigen Witterungsbedingungen zu kämpfen. Bereits an der Cote de Courriere nach 37 Kilometern bekamen einige Fahrerinnen Probleme, darunter Mavi Garcia (Liv AlUla Jayco). Eine Ausreißerinnengruppe bildete sich auch erst dort. Sara Martin (Movistar), Julie van de Velde (AG Insurance - Soudal Team) und Elena Hartmann (Roland) setzten sich ab. Das Trio fuhr maximal rund 4:30 Minuten auf das Peloton heraus. Dort attackierte Grace Brown (FDJ-Suez) gemeinsam mit Pauliena Rooijakkers (Fenix-Deceuninck) an der Cote d’Ereffe rund 45 Kilometer vor dem Ziel. Richtig weg kamen die beiden aber nicht vom Hauptfeld.
Bei der ersten von insgesamt zwei Passagen der Mur de Huy bekam die Schweizerin Hartmann Probleme und fiel zurück. Martin und van de Velde verblieben an der Spitze. 16 Kilometer vor dem Ziel wurden dann die beiden Verfolgerinnen Brown und Rooijakkers unter dem Tempodiktat von UAE Team ADQ vom Peloton gestellt.
An der zweiten Passage der Cote d’Ereffe attackierte Riejanne Markus (Visma | Lease a Bike) aus dem Peloton heraus mit Elisa Longo Borghini (Lidl-Trek) im Schlepptau. Demi Vollering (Team SD Worx - Protime) geriet ins Hintertreffen, schloss aber kurz darauf wieder zur Spitze auf. Daraufhin wurde im Hauptfeld wieder rausgenommen und Rooijakkers probierte es nochmal. Die Niederländerin schaffte den Anschluss zu Martin und van de Velde, die immer noch vorne waren.
Für deren Einholung sorgte Elise Chabbey (Canyon//SRAM Racing) mit ihrer Attacke im Finale. Longo Borghini fuhr wieder aufmerksam und schloss auf. Gemeinsam mit Rooijakkers und Lotte Kopecky (Team SD Worx - Protime) bildete sich kurzzeitig ein neues Spitzenquartett, das sich aber nicht behaupten konnte.
Es folgte der zweite Versuch von Riejanne Markus. Maximal 20 Sekunden Vorsprung fuhr die Niederländerin heraus, ehe sie in der Mur de Huy von Demi Vollering eingeholt wurde, die bereits früh das Tempo forcierte und versuchte die Konkurrenz wie schon im Vorjahr im Einzelzeitfahrmodus vom Hinterrad abzuschütteln.
Der Plan der amtierenden Siegerin der Tour de France Femmes ging diesmal nicht auf. Zwar hängte die Titelverteidigerin eine Fahrerin nach der anderen ab, doch Niewiadoma und Longo Borghini klebten an ihrem Hinterrad. Die Polin hatte noch einen Pfeil im Köcher und sprintete rund 200 Meter vor dem Ziel los. Vollering kam nicht mehr ran an die Gravel-Weltmeisterin, auch Longo Borghini war geschlagen.