Das WorldTour-Team Israel-Premier Tech wird ab der Saison 2026 unter neuem Namen und mit neuer Lizenz an den Start gehen. Wie das Team am Donnerstag bekanntgab, wird es künftig als NSN Cycling Team firmieren und mit einer Schweizer Lizenz antreten. Hinter dem Namenswechsel steht das spanische Sport- und Unterhaltungsunternehmen NSN (Never Say Never), das gemeinsam mit der Schweizer Investmentplattform Stoneweg die Teamlizenz übernimmt. Die Übernahme betrifft sowohl das WorldTour-Team als auch das Entwicklungsteam.
"Wir sind stolz, NSN und Stoneweg im Team willkommen zu heißen und unseren neuen Namen und unsere neue Identität bekanntzugeben: NSN Cycling Team", erklärte Kjell Carlström, General Manager des Teams. "NSNs Übernahme der Teamlizenz und die anschließende Rolle bei den Teamoperationen ist eine Gelegenheit, Investitionen von einem Branchenführer im globalen Sport- und Unterhaltungsbereich willkommen zu heißen, der auf seinen reichen Erfahrungsschatz zum Nutzen des Teams und unserer Partner zurückgreift."
Die Namensänderung kommt nicht überraschend. Bereits im Oktober hatte das Team angekündigt, seine israelische Identität aufzugeben. Hintergrund waren anhaltende Proteste gegen die Teilnahme des Teams an internationalen Rennen, insbesondere bei der Vuelta a España. Pro-palästinensische Aktivisten hatten während der Spanien-Rundfahrt wiederholt das Rennen gestört, was zu Etappenverkürzungen und sogar zur Absage der Schlussetappe in Madrid führte. Die Proteste richteten sich gegen den Gaza-Krieg und die Rolle Israels in dem Konflikt.
Co-Sponsor Premier Tech hatte bereits im Oktober seinen Ausstieg angekündigt und die Situation als "unhaltbar" bezeichnet. Auch Teameigentümer Sylvan Adams, ein kanadisch-israelischer Geschäftsmann, hatte seinen Rückzug aus dem operativen Tagesgeschäft des Teams signalisiert. Ob Adams weiterhin in irgendeiner Form mit dem Team verbunden bleibt, geht aus der aktuellen Mitteilung nicht hervor.
Das neue NSN Cycling Team wird zwar unter Schweizer Lizenz fahren, soll aber laut Pressemitteilung "eine spanische Struktur haben, die in Barcelona und Girona ansässig ist". NSN wurde 2018 gegründet und ist vor allem in der Organisation von Fußball-Showspielen aktiv, darunter Freundschaftsspiele mit Lionel Messis Inter Miami und Partien zwischen ehemaligen Spielern von Real Madrid und Barcelona. Das Unternehmen besitzt zudem den dänischen Fußballverein Helsingor FC und hält Mehrheitsanteile an der Gravelbike-Marke GUAVA.
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"Es ist eine große Herausforderung für NSN, in die Welt des Radsports einzutauchen, einer Sportart mit globaler Reichweite", sagte Joel Borràs, Präsident und Gründer von NSN. "Dies ist eine fantastische Gelegenheit, neue Wege der Kommunikation und Vernetzung mit einer Sportart zu erkunden, die mit den Werten unseres Unternehmens übereinstimmt, und dem NSN Cycling Team neue Leidenschaft für eine Sportart zu verleihen, die seit vielen Jahren Millionen von Menschen begeistert."
Der Mitgründer von NSN ist der spanische Fußball-Weltmeister Andres Iniesta, wie aus einer der Quellen hervorgeht. Stoneweg, der zweite Partner im neuen Teamkonstrukt, ist bereits seit 2023 als Sponsor bei Israel-Premier Tech engagiert.
Mit der Bekanntgabe des neuen Teamnamens bleiben dennoch einige Fragen offen. Besonders interessant wird sein, wie sich die Situation um zwei prominente Fahrer entwickelt. Zum einen wird Biniam Girmay stark mit einem Wechsel zum Team in Verbindung gebracht, insbesondere vor dem Hintergrund der Fusion von Intermarché-Wanty und Lotto. Zum anderen sucht Derek Gee nach einer Möglichkeit, seinen Vertrag mit Israel-Premier Tech vorzeitig zu beenden, nachdem er diesen einseitig gekündigt hatte. Das Team soll daraufhin Schadensersatz in Höhe von 30 Millionen Euro gefordert haben. Der Fall liegt derzeit beim UCI-Schiedsgericht.
Auch die Frage nach dem Ausrüster bleibt spannend. Berichten zufolge könnte Scott den bisherigen Fahrradlieferanten Factor ersetzen. Zudem bleibt abzuwarten, wie die internationale Radsportgemeinschaft auf das umbenannte Team reagieren wird. Trotz der angekündigten Neuausrichtung bleibt die Präsenz des Teams im internationalen Radsport umstritten. Die spanische Zeitung AS berichtete kürzlich, dass die Kanarischen Inseln sich gegen die Ausrichtung der Finaletappen der Vuelta a España 2026 entschieden haben, falls das umbenannte Team teilnehmen sollte.
Mit dem Namenswechsel und der neuen Struktur hofft das Team, einen Neuanfang zu schaffen und die Kontroversen der Vergangenheit hinter sich zu lassen. Für die neuen Sponsoren und Verantwortlichen des Teams ist die Umstrukturierung Chance und Herausforderung zugleich. Ob dies gelingt, wird die kommende Saison zeigen.