Marcel Kittel kehrt sechs Jahre nach seinem Karriereende in den Profiradsport zurück. Der 14-fache Tour-de-France-Etappensieger wird ab der Saison 2026 als Sprintcoach beim aufstrebenden ProTeam Unibet Rose Rockets arbeiten. Der 37-jährige Deutsche, der während seiner aktiven Karriere insgesamt 89 Profi-Siege erzielte, darunter auch vier Etappensiege beim Giro d'Italia und einen Etappensieg bei der Vuelta a España, soll mit seiner Expertise vor allem Neuzugang Dylan Groenewegen unterstützen. Die Verpflichtung des ehemaligen Topsprinters unterstreicht die ambitionierten Ziele des Teams, das für die Saison 2026 eine Wildcard für die Tour de France anstrebt.
Das Team Unibet Rose Rockets, das erst seit 2023 existiert und aus einem YouTube-Kanal hervorgegangen ist, hat in kurzer Zeit beachtliche Fortschritte gemacht. Von einem Continental-Team mit 13 Fahrern entwickelte sich die Mannschaft zu einem ProTeam mit 27 Fahrern, das in der vergangenen Saison fünf Siege und zahlreiche weitere Topplatzierungen erzielen konnte. Für die kommende Saison hat das Team neben Marcel Kittel als Sprintcoach auch prominente Fahrer verpflichtet. Zu den Neuzugängen gehören die Kletterspezialisten Wout Poels und Victor Lafay, die beide bereits Etappensiege bei der Tour de France vorweisen können. Auch der irische Straßenmeister Rory Townsend, der im vergangenen Sommer seinen ersten WorldTour-Sieg bei den Cyclassics Hamburg feiern konnte, verstärkt das Team. Die hochkarätigste Verpflichtung ist jedoch Dylan Groenewegen, der einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat. "Wir wollen im Sprint ganz vorne mitmischen, aber nicht nur mit Fahrern wie Dylan", betonte Teamchef Bas Tietema und verwies auf die jungen Sprinter im Team, darunter die Neuprofis Karsten Feldmann und Ronan Augé sowie der Tscheche Matyas Kopecky.
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Kittel wird sich nicht nur auf die Sprints konzentrieren, sondern auch das gesamte Team coachen und beim Aufbau einer professionelleren Struktur helfen. "Der Fokus liegt natürlich auf den Sprints. Aber auch auf dem Coaching des gesamten Teams und dem Aufbau einer Spitzenstruktur. Wir müssen definitiv noch zwei Stufen höher kommen, in Richtung WorldTour. Das ist ganz klar die Ambition", erläuterte Kittel. Seine Expertise eignete sich der Deutsche vor allem während seiner aktiven Karriere an, in der er für Teams wie Giant-Alpecin, Quick-Step Floors und Katusha Alpecin fuhr. Bereits 2021 erhielt Kittel ein Angebot von Tietema, als Sportlicher Leiter zu arbeiten, lehnte jedoch ab und war zuletzt häufig als Experte beim niederländischen Fernsehsender NOS zu sehen. Die Rolle als Sprintcoach ist neu für ihn, doch er sieht viel Potenzial in der Mannschaft: "Wenn ich mir diese Mannschaft ansehe, erkenne ich viel aus meiner eigenen Zeit als Rennfahrer. Ich sehe eine Gruppe, die dem Peloton ihren Stempel aufdrücken will, indem sie den Sprint zu einer ihrer wichtigsten Waffen in ihrer angriffslustigen Fahrweise macht", analysierte Kittel.
Ein Hauptaugenmerk von Kittels Arbeit wird auf Dylan Groenewegen liegen, der in der vergangenen Saison Schwierigkeiten hatte und nur drei Siege bei zweitklassigen Rennen erzielen konnte. "Wir werden mit Dylan daran arbeiten, genau herauszufinden, wo es noch Verbesserungspotenzial gibt", erklärte Kittel. "Das wird ein großartiger Prozess im nächsten Jahr. Für Dylan, aber auch für das Lead-out-Team. Es ist entscheidend, dass wir einen gemeinsamen Faden entwickeln, der das Team auf WorldTour-Niveau und beispielsweise die Tour de France vorbereitet." Kittel ist sich bewusst, dass nicht alles sofort funktionieren wird: "Sicherlich wird nicht alles gleich im nächsten Jahr funktionieren. Wir werden viele Dinge ausprobieren, aber das ist auch Spitzensport: Viele Dinge gehen schief, und man verliert sehr oft. Aber die Momente, in denen man gewinnt, sind besonders wertvoll und wichtig." Trotz der jüngsten Schwierigkeiten glaubt Kittel an Groenewegens Potenzial für Erfolge bei der Tour de France: "Davon bin ich überzeugt, und diese Ambition hat er selbst auch."
Die Verpflichtung von Marcel Kittel als Sprintcoach hat nicht nur sportliche, sondern auch kommerzielle Aspekte. Kittel ist bereits seit Jahren Markenbotschafter für Rose Bikes, den deutschen Fahrradhersteller und Namenssponsor des Teams. Diese bestehende Verbindung macht die Zusammenarbeit besonders sinnvoll. Zudem verstärkt Kittels Präsenz die deutsche Komponente im Team, das mit Jannis Peter (Vorarlberg) bereits einen deutschen Fahrer verpflichtet hat. Teamchef Bas Tietema zeigte sich begeistert über die Verpflichtung: "Wir sind unglaublich stolz, dass jemand von seinem Kaliber an das glaubt, was wir hier versuchen aufzubauen und dass er uns helfen will, unsere Sprintambitionen zu realisieren." Die Sprintabteilung war in der vergangenen Saison das Sorgenkind des Teams, da außer Neuzugang Lukas Kubis, der voll einschlug, die schnellen Männer bei Unibet nicht überzeugen konnten.