Nachdem sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) mit seinem Antritt am Poggio nicht entscheidend absetzen konnte, kam der Slowene mit einer zwölf Fahrer starken Gruppe auf die letzten Kilometer. Erst versuchte es Matteo Sobrero (Bora-Hansgrohe) mit der Flucht nach vorne, der anschließend von Tom Pidcock eingeholt wurde. Der Fahrer von Ineos Grenadiers konnte auf dem letzten Kilometer eine kleine Lücke reißen, brachte seinen Vorsprung aber schlussendlich nicht ins Ziel. Kurz vor dem Finish trat nämlich Michael Matthews (Team Jayco-AlUla) zum Schlusssprint an, der den Briten überholte und Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) am Hinterrad hatte. Der Belgier scherte im richtigen Moment aus und kam dank seines Tigersprungs Zentimeter vor dem Australier über die Ziellinie. Damit gewinnt Philipsen das erste Radsport-Monument des Jahres 2024.
Am finalen Anstieg des Rennens - dem Poggio - trat Tadej Pogacar an und setzte seine Attacke 6,5 Kilometer vor dem Ziel. Zunächst konnten seine Konkurrenten um Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck), Matej Mohoric (Bahrain-Victrious) und Tom Pidock kontern und am Hinterrad des Top-Favoriten bleiben. Kurz vor dem Ziel verschärfte Pogacar dann aber erneut das Tempo, diesmal riss er eine kleine Lücke. Nur Mathieu van der Poel war im Stande, diese per Kraftakt zu schließen. Auf die übrigen Fahrer war der Abstand der zwei Führenden aber nicht groß genug, sodass bei der folgenden Abfahrt eine zwölfköpfige Gruppe zusammenrollte und auf die letzten Kilometer ging. Mit dabei waren auch die sprintstarken Fahrer um Mads Pedersen (Lidl-Trek), Michael Matthews und Jasper Philipsen. Am Ende hatten Matthews und Philipsen die frischesten Beine, im letzten Moment schob sich Philipsen im Schlussprint noch vor den Australier.
Es ist unglaublich. Ich kann es nicht begreifen! Ein Monument ist etwas, wovon man träumt. Ich bin sehr stolz auch auf Mathieu van der Poel, der im Finale einen unglaublichen Job geleistet hat. Wir haben das Rennen als Team gewonnen. - Jasper Philipsen im Siegerinterview
Wir hatten einen Plan, an den wir uns auch gehalten haben. Es hat nicht viel gefehlt, vielleicht 10 Prozent am Cipressa-Anstieg. Es war nicht hart genug von uns. Meine beiden Antritte waren auch nicht hart genug, obwohl meine Beine sich gut angefühlt haben. Ich habe dann alles gegeben, um Dritter zu werden. Es war knapp. Das Podium war das Beste, was wir heute erreichen konnten. – Tadej Pogacar bei Eurosport
Auf den 288 Kilometern von Pavia nach San Remo erlebten die Fahrer erste 17 unruhige Kilometer. Dann schaffte es eine elfköpfige Gruppe, sich vom Peloton abzusetzen – unter anderem Davide Bais (Polti-Kometa), Alessandro Tonelli (VF Group – Bardiani CSF - Faizane) und Sergio Samitier (Movistar) bildeten die Spitzengruppe des Tages. Schnell konnten sich die Fahrer auf anderthalb Minuten absetzen. Kurze Zeit später ließ sich Lorenzo Germani (Groupama-FDJ) aus dieser zurückfallen, sodass fortan nur noch zehn Fahrer vorneweg fuhren.
Im Hauptfeld sorgten vor allem die Teams Lidl-Trek für Mads Pedersen und Alpecin-Deceuninck für Mathieu van der Poel für die Nachführarbeit. Tadej Pogacars UAE Team Emirates versteckte sich dagegen zunächst im Peloton und überließ den anderen Teams die Tempoarbeit. Den Ausreißern ließ das Peloton einen maximalen Vorsprung von knapp drei Minuten, lange Zeit hielten diese den Vorsprung aufrecht – das Peloton hatte mit der Zeit Probleme, sich näher an die Spitzengruppe heranzuarbeiten.
50 Kilometer vor dem Ziel gab es dann mit dem Capo Melo und dem Capo Cervo erste kleinere Anstiege, an welchen das UAE Team Emirates das Tempo forcierte, sodass der Puffer der Ausreißer auf unter anderthalb Minuten schrumpfte. Am darauffolgenden Capo Berta verkleinerte sich die Ausreißergruppe auf neun Fahrer, auch im Peloton gab es erste Opfer aufgrund des hohen Tempos: Sowohl Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) als auch Christophe Laporte (Visma | Lease a Bike) bekamen Probleme und verabschiedeten aus dem Kampf um den Tagessieg.
UAE Team Emirates übernahm an der Cipressa das Kommando und brachte seine Fahrer in Position: Vor allem Alessandro Covi und Isaac del Torro sorgten dafür, dass das Peloton auf circa 35 Fahrer zusammenschrumpfte. Der Vorsprung der Ausreißer verkleinerte sich ebenfalls mehr und mehr. Auf der anschließenden Abfahrt wurden viele der verbliebenen Fahrer der Spitzengruppe gestellt. Einzig Davide Bais war es, der bis kurz vor dem Fuße des Poggio um seinen knappen Vorsprung vor dem Hauptfeld kämpfte. Dann wurde der tapfer kämpfende Italiener auch geschluckt.
Nach der doppelten Attacke am Poggio von Tadej Pogacar, kam eine zwölfköpfige Gruppe gemeinsam auf die finalen Kilometer. Erst schien es so, als könnte Tom Pidcock sich vom Rest des Feldes absetzen, dann kamen die Sprinter aber nochmals an den Briten heran. Am Ende scherte Philipsen im richtigen Moment aus und überholte Michael Matthews auf den letzten Metern.
Damit sichert sich Philipsen seinen ersten Triumph bei einem Monument des Radsports. Es war es das schnellste Mailand-San Remo der Geschichte: Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 46,1 km/h war bislang keine Austragung des Monuments schneller.