2024 gewann der deutsche Louis Kitzki die Zwift Academy des World-Tour-Teams Alpecin Deceuninck und damit einen Vertrag beim Alpecin-Deceuninck Development-Team. Seine Radsport-Vita war noch relativ jung: 2021 gewann er das Kieler Woche Radrennen, 2022 wurde er Landesmeister im Zeitfahren und auf der Straße in der Klasse U19 und 2023 fuhr er für das Team Embrace The World. Mit dem Alpecin-Vertrag hatte er den Sprung nach ganz oben geschafft und seinen Traum scheinbar realisiert. Es folgten bald die ersten Gast-Auftritte in der World Tour. Seinen ersten Einsatz bei einem World-Tour-Rennen in den Niederlanden konnte er nach einem Sturz nicht beenden.
Auch in der Folgezeit wurden ihm die Gefahren des Sports drastisch vor Augen geführt: gleich zweimal fuhr der 21-Jährige aber bei einem Rennen mit, bei dem ein Fahrer nach einem Sturz verstarb. Der Tod von André Drege bei der Tour of Austria hinterließ tiefe psychische Narben bei Louis Kitzki: “Leider wurde ich nach der Österreich-Rundfahrt nie wieder der Rennfahrer, der ich einmal war. Ich machte mir immer mehr Sorgen um meine Sicherheit und fühlte mich in den Rennen zunehmend unwohl. Ich hatte den Spaß am Rennsport völlig verloren, und je chaotischer ein Rennen wurde, desto brutaler brach ich psychisch zusammen.” Nach dem es beim Giro Ciclistico Valle D'Aosta erneut zu einem Todesfall kam, entschied er sich zum Karriereende.
Hinweis: das Original ist auf Englisch – hier eine übersetzte Version:
“Wahrscheinlich nicht die Art von Karriereende, die ich mir vorgestellt hatte... Nach der Teilnahme an meinem letzten Rennen, dem Giro Ciclistico Valle D'Aosta, und dem damit verbundenen Tod von Samuele Privitera, habe ich beschlossen, meine Karriere als Radprofi zu beenden.
Nach der letztjährigen Österreich-Rundfahrt, bei der ein weiterer Fahrer ums Leben kam, hatte ich bereits ernsthafte Zweifel am Rennsport und stand kurz vor dem Ausstieg. Trotzdem machte ich weiter und verdrängte das Geschehene weitgehend. Leider wurde ich nach der Österreich-Rundfahrt nie wieder der Rennfahrer, der ich einmal war. Ich machte mir immer mehr Sorgen um meine Sicherheit und fühlte mich in den Rennen zunehmend unwohl, was mittelfristig dazu führte, dass ich in den Rennen nicht mehr das abrufen konnte, was ich im Training so hart erarbeitet hatte. Am Ende waren die Rennen leider nur noch eine lästige Begleiterscheinung, die man in Kauf nehmen musste, wenn man mit dem Radsport Geld verdienen wollte. Ich hatte den Spaß am Rennsport völlig verloren, und je chaotischer ein Rennen wurde, desto brutaler brach ich psychisch zusammen. Leider funktioniert der Körper ohne den Geist nur schlecht. Das, was im Aostatal passiert ist, war letztlich nur eine Bestätigung meiner Entscheidung, und ich sehe, wie gut es mir geht, seit ich aufgehört habe. Ich bedaure, dass ich einige Erwartungen als Radprofi nicht erfüllen konnte und dass meine Zusammenarbeit mit Alpecin nun zu Ende geht. Dennoch bin ich mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war, aufzuhören.
Nichtsdestotrotz bin ich sehr dankbar für die Chance, die mir mein Team Alpecin Deceuninck und Zwift gegeben haben. Ich konnte von den besten Radsportlern der Welt lernen und habe viele nette Leute im Team kennengelernt. Außerdem konnte ich dank meines Trainers Philipp Walsleben meine Kondition deutlich verbessern, auch wenn ich das bei den Rennen nie wirklich zeigen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass sich dieses Team seiner Verantwortung gegenüber jungen Sportlern sehr bewusst ist und ich habe mich nie in irgendeiner Weise unter Druck gesetzt gefühlt. Das Training und der Verbesserungsprozess haben mir immer sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass ich in Zukunft gelegentlich wieder Zeit zum Radfahren finden werde.
Danke an alle meine Teamkollegen, das gesamte Team, Philipp, Sander, Bart, Jens, Luuc und Ahto! Ich wünsche euch alles Gute und bleibt sicher!”