Thomas Huber
· 18.03.2024
Stark dezimiert von den vielen Anstiegen der 1. Etappe kam das Peloton auf die finalen Kilometer. Drei Kilometer vor dem Ziel war es das Team Israel-Premier Tech, das sich an der Spitze des Feldes einsortierte und bei der Ankunft im Zielort Sant Feliu de Guixols vorne war. Nach mehreren technischen Kurven setzte sich dann Nick Schultz ab, der mit einer deutlichen Lücke auf das Peloton auf die letzten ansteigenden Meter ging. Zu spät folgte die Antwort des Favoriten Tadej Pogacar: Der Slowene trat kurz vor dem Ziel noch einmal aus dem Getümmel heraus an, um Schultz einzuholen. Hauchzart kam der Australier vor Pogacar ins Ziel, dem am Ende keine halbe Radlänge mehr fehlte, um den Tagessieger einzuheimsen. Auf Rang drei kam Schultz’ Teamkollege Stephen Williams ins Ziel. Es war eine taktische Meisterleistung des israelischen Teams.
Bereits 1,1 Kilometer vor dem Ziel scherte Schultz aus, der bis dato auf zweiter Position hinter seinem Teamkollegen Stephen William lag, um eine Lücke zum restlichen Feld zu reißen. Dem Australier gelang dies - hinter ihm schauten sich die Fahrer um. Niemand wollte die Lücke zum führenden Fahrer im Wind zu fahren. Erst 500 Meter vor dem Ziel war es Sergio Higuita (Bora-Hansgrohe), der aus dem Sattel ging und die Verfolgung aufnahm. Kurze Zeit später versuchte es dann Tadej Pogacar mit dem Konter, der noch einmal auf den letzten 300 Metern explodierte. Für den Slowenen kam die Ziellinie aber wenige Meter zu früh, sodass Schultz seinen knappen Vorsprung ins Ziel brachte. Auch Schultz’ Anfahrer auf den letzten Kilometern Stephen Williams zeigte eine taktisch clevere Vorstellung und war der einzige, der Pogacars Attacke ansatzweise mitgehen konnte. Der Gewinner der Tour Down Under 2024 wurde am Ende Dritter.
“Es ist der größte Sieg meiner Karriere. Auf dem letzten Kilometer hat Williams mir dann zugerufen, dass ich durchziehen soll. Ich bin vollgas weitergefahren. Ich dachte, es geht darum, das Tempo hochzuhalten. Die letzten 500 Meter haben sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Der Sieg ist großartig für mich und das Team.” - Nick Schultz im Siegerinterview
Kurz nach Rennbeginn versuchten fünf Fahrer um den Deutschen Johannes Adamietz (Lotto-Dstny), sich aus dem Staub zu machen. Das Team Intermarche-Wanty war aber mit der Konstellation der Ausreißergruppe nicht wirklich einverstanden und fing die Fahrer nach wenigen Kilometern wieder ein. Kurze Zeit später schafften es dann fünf andere Fahrer, sich vom Hauptfeld zu separieren: Erst waren es Mikel Bizkarra (Euskaltel - Euskadi) und Alex Baudin (Decathlon AG2R La Mondiale), zu ihnen gesellten sich anschließend Simone Petilli (Intermarche-Wanty), Kenny Elissonde (Cofidis) und Adne Holter (Uno-X Mobility).
Schnell bauten die Ausreißer ihren Vorsprung auf fast drei Minuten aus, dann schmolz das Polster aber mehr und mehr. Vor allem das UAE Team Emirates sorgte für die Nachführarbeit im Peloton und ließ die Spitzengruppe des Tages an der kurzen Leine. Früh im Rennen waren die Erfolgsaussichten der Ausreißer auf den Tagessieg gering.
Nachdem sich Elissonde das Bergtrikot für den kommenden Tag sicherte, machte das UAE Team Emirates ernst und holte die Ausreißer 33 Kilometer vor dem Ziel ein. Am anschließenden Alt de Sant Grau wagte kein Fahrer einen Angriff, bei der Abfahrt und kurz darauf gab es zaghafte Ausreißversuche von Mauri Vansevenant (Soudal – Quick Step) und Lilian Calmejane (Intermarche-Wanty), die das routiniert kontrollierende UAE Team Emirates problemlos parierte.
Bei der finalen Abfahrt in den Zielort Sant Feliu de Guixols setzten sich dann die beiden Israel-Premier Tech-Fahrer Stephen Williams und Nick Schultz an die Spitze. Sie agierten taktischen exzellent, sodass sich Schultz als Ausreißer den Tagessieg holte und Williams als Dritter ins Ziel kam. Tadej Pogacar setzte seinen Gegenangriff zu spät und wurde Zweiter.