Der Druck wächstHauptsponsor Premier Tech fordert Namenswechsel bei Israel-Premier Tech

Leon Weidner

 · 25.09.2025

Der Druck wächst: Hauptsponsor Premier Tech fordert Namenswechsel bei Israel-Premier TechFoto: Getty Images/Dario Belingheri
Bei der Spanien-Rundfahrt kam es mehrfach zu Protesten gegen das Team
Nach den anhaltenden Protesten bei der Vuelta a España fordert nun auch der kanadische Hauptsponsor Premier Tech vom Radsportteam Israel - Premier Tech, den Namen zu ändern und den Bezug zu Israel zu streichen. Zuvor hatte bereits Fahrradausrüster Factor mit einem Ausstieg gedroht, sollte das Team weiterhin unter israelischer Flagge fahren. Die Entscheidung über eine mögliche Namensänderung muss bis zum 15. Oktober fallen.

Der Druck auf das Radsportteam Israel - Premier Tech wächst weiter. Nach dem Fahrradhersteller Factor fordert nun auch der Hauptsponsor Premier Tech eine Namensänderung und die Entfernung des Wortes "Israel" aus dem Teamnamen. "Die aktuelle Situation bezüglich des Teamnamens ist für die Erreichung unserer Ziele nicht mehr tragbar", heißt es in einer Erklärung des kanadischen Verpackungsmaschinenherstellers, die auf der Website von Radio Canada veröffentlicht wurde. Der Sponsor erwartet konkret, "dass das Team einen neuen Namen ohne den Begriff Israel erhält und eine neue Identität und ein neues Markenimage annimmt." Premier Tech betont in der Stellungnahme, dass man seit über 30 Jahren im Radsport engagiert sei, um kanadische Sportlerinnen und Sportler zu unterstützen. In der aktuellen Situation sei diese Mission jedoch nicht mehr aufrechtzuerhalten.



Die Forderung nach einem Namenswechsel kommt, nachdem das Team während der Vuelta a España von massiven propalästinensischen Protesten betroffen war. Mehrere Etappen der spanischen Rundfahrt mussten verkürzt oder sogar komplett abgebrochen werden, weil Demonstranten gegen die Teilnahme des israelischen Teams protestierten. Als Reaktion darauf hatte Israel - Premier Tech bereits während der Vuelta den Schriftzug "Israel" von der Kleidung der Fahrer sowie von den Teamfahrzeugen entfernt.

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Fahrradhersteller Factor droht mit Ausstieg

Der Radsponsor Factor teilte zu Beginn der Woche mit, dass man ohne Namensänderung und Flaggenwechsel nicht mehr mit dem Team zusammenarbeiten wolleFoto: Getty Images/Dario BelingheriDer Radsponsor Factor teilte zu Beginn der Woche mit, dass man ohne Namensänderung und Flaggenwechsel nicht mehr mit dem Team zusammenarbeiten wolle

Bereits Anfang der Woche hatte der Fahrradhersteller Factor, der die Räder für das Team bereitstellt, mit einem Rückzug gedroht. "Ich habe es dem Team bereits gesagt: Ohne Namensänderung, ohne Flaggenwechsel werden wir nicht weitermachen", erklärte Factor-Gründer Rob Gitelis im Gespräch mit cyclingnews.com. Der in Großbritannien ansässige Radsponsor hatte sich damit unmissverständlich positioniert und Druck auf das Management des Teams ausgeübt.

Das von Sylvan Adams geleitete Team Israel - Premier Tech teilte auf Anfrage von Cyclingnews mit, man befinde sich "derzeit in der Planungsphase für das Team-Branding 2026" und mögliche Änderungen würden "zu gegebener Zeit bekannt gegeben." Die Zeit drängt allerdings, denn bis zum 15. Oktober muss die Entscheidung fallen. An diesem Tag endet die Registrierungsfrist des Radsportweltverbands UCI für die kommende Saison, bei der auch die Nationalität der Teams festgelegt wird.

Proteste überschatten Radsportsaison

Die Proteste gegen das Team Israel - Premier Tech haben in den vergangenen Wochen den Radsport erheblich beeinträchtigt. Besonders dramatisch war die Situation bei der Vuelta a España, deren letzte Etappe in Madrid aufgrund massiver Demonstrationen abgebrochen werden musste. Rund 100.000 Demonstranten hatten sich in der spanischen Hauptstadt versammelt, um gegen das israelische Team und die Politik Israels im Gaza-Konflikt zu protestieren.

Ratlose Blicke - Die Fahrer des Teams wissen ebenfalls nicht wie es für sie weitergehen wirdFoto: Getty Images/Dario BelingheriRatlose Blicke - Die Fahrer des Teams wissen ebenfalls nicht wie es für sie weitergehen wird

Der Sportdirektor des Teams berichtete während der Vuelta sogar von Morddrohungen gegen den Rennstall. Die Proteste beschränkten sich nicht nur auf Spanien, sondern setzten sich auch bei den kanadischen WorldTour-Rennen GP Québec und GP Montréal fort – also in unmittelbarer Nähe zum Hauptsitz von Premier Tech, der sich in Rivière-du-Loup in der Provinz Québec befindet.

Auswirkungen auf zukünftige Rennen

Die Diskussion um das Team Israel-Premier Tech hat bereits Auswirkungen auf die Planung zukünftiger Rennen. Der Direktor des spanischen Etappenrennens O Gran Camiño, Ezequiel Mosquera, hat bereits angekündigt, dass das Team in seiner jetzigen Form 2026 nicht eingeladen werde. Auch die für 2026 geplante Vuelta-Schlussetappe auf den Kanarischen Inseln steht auf der Kippe, da der Präsident des Inselrats von Gran Canaria Widerstand gegen die Teilnahme des israelischen Teams angekündigt hat.

Der Grand Départ für 2026 steht bereits fest: Barcelona. Nach den Protesten bei der Spanien-Rundfahrt könnte es dort erneut zu Problemen kommenFoto: Getty Images/Josep LagoDer Grand Départ für 2026 steht bereits fest: Barcelona. Nach den Protesten bei der Spanien-Rundfahrt könnte es dort erneut zu Problemen kommen

Besonders brisant: Barcelona soll 2026 Gastgeber des Grand Départ der Tour de France sein. Doch auch diese Veranstaltung könnte gefährdet sein. David Escudé, der Sportrat der katalanischen Hauptstadt, hat sich klar positioniert: "Wir wollen, dass die Teams, die unter israelischer Flagge antreten, ähnlich wie es bei Russland der Fall war, nicht mehr unter dieser Flagge antreten dürfen." Er betonte, dass dies nicht nur den Radsport betreffe, sondern alle internationalen Veranstaltungen, an denen Teams unter israelischer Flagge teilnehmen.

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