Das Interview wurde geführt von Tim Farin
TOUR: Herr Aldag, wie erklären Sie die Dominanz von Jumbo-Visma bei den großen Rundfahrten?
Rolf Aldag: Ich glaube, sie ist Resultat eines sehr zielstrebigen und langfristigen Konzepts. Dazu gehören ein gutes Scouting, Strukturen und letztendlich auch das Geld. Aber zu einem der finanzstärksten Teams sind sie erst aufgestiegen, vorher mussten sie vieles zweimal umdrehen, um überhaupt durchzukommen. Bei Grand Tours lebt man zwar von der aktuellen Euphorie in der Minute, aber es basiert alles auf langfristiger Planung.
TOUR: Können wir vom weiteren Wettrüsten großer Teams ausgehen?
Rolf Aldag: In der Spitze scheint es mehr Geld zu geben, als man für potenzielle Grand-Tour-Gewinner momentan ausgeben könnte. Ich würde sagen, es sind vier große Teams, bei denen es ein Ziehen und Zerren um Rundfahrtsiege gibt. Allerdings braucht es auch Geduld. Ineos hat nun Carlos Rodriguez langfristig verpflichtet. Aber auch von ihm kann man nicht kurzfristig das Niveau eines Jonas Vingegaard oder Tadej Pogacar erwarten.
TOUR: Welche Chancen hat Bora-Hansgrohe in diesem Wettbewerb?
Rolf Aldag: Mit der Verpflichtung von Primoz Roglic und den Rahmenbedingungen, die wir haben, gehe ich davon aus, dass es auch um einen Sieg gehen kann. Strukturell ist unsere Mannschaft dafür jedenfalls bereit. Wir haben ja den Giro 2022 gewonnen und super Rennfahrer im Team. Wenn es rein nach den wissenschaftlichen Fakten geht, können wir um Rundfahrtsiege mitstreiten.