Jens Claussen
· 18.09.2024
TOUR: Wie zufrieden sind Sie mit zwei dritten Etappenplätzen bei der Tour de France Femmes?
Liane Lippert: Ich komme mit gemischten Gefühlen aus der Tour. Einerseits bin ich mit zwei dritten Plätzen zufrieden, andererseits hätte ich hier gerne eine Etappe gewonnen. Ich weiß noch vom letzten Jahr, wie schwer das ist, aber ohne ein Frühjahr mit Rennen muss ich unter dem Strich mit meiner Leistung sehr zufrieden sein.
TOUR: Im Sprint der fünften Etappe sind Sie etwas zu früh angetreten und haben damit einen möglichen Etappensieg verpasst?
Liane Lippert: Ja, natürlich ist das im Nachhinein auch immer noch extrem schade. Ich wusste, dass ich an dem Tag gewinnen kann und war dann einfach diesen Bruchteil zu früh dran. Hinterher ist man immer schlauer; ich nehme es jetzt so, wie es ist.
TOUR: Wie war es, zum ersten Mal in einem Rennen den berühmten Anstieg nach Alpe d’Huez hochzufahren?
Liane Lippert: Das war natürlich eine absolut coole Erfahrung, gleichzeitig für mich aber auch der härteste Tag bei der diesjährigen Tour! Nachdem ich einen Großteil des Tages in der Spitzengruppe war, habe ich dann zum Schluss auch noch meine Kollegin Mareille Meijering in den Anstieg von Alpe d’Huez hineingefahren. Das Peloton der Frauen hat aber auf jeden Fall gezeigt, dass es für solche Art von Anstiegen bereit ist.
TOUR: Sie haben eine turbulente Zeit hinter sich. Erst die Verletzung im Winter, dann keine Rennen im Frühjahr, schließlich der Etappensieg beim Giro und nun diese starke Tour, die Sie als beste Deutsche auf Rang 18 beendet haben. Wie bewerten Sie selbst Ihre Leistungen der vergangenen Wochen?
Liane Lippert: Ich vergesse zum Glück manchmal, wie schwierig diese Phase während der Verletzung für mich war. Auch, dass ich vor ein paar Monaten noch an Gehstützen gelaufen bin. Der Wiedereinstieg bei der Vuelta war dann wirklich schwer, aber danach lief es immer besser. Ich bin natürlich froh, dass es so schnell wieder so gut läuft und habe mich besonders in den letzten Wochen nochmals an langen Anstiegen verbessert.
TOUR: Sie haben an allen drei bisherigen Austragungen der Tour de France Femmes teilgenommen. Welche Veränderungen haben Sie beobachtet und wo sehen Sie die Tour in den kommenden Jahren?
Liane Lippert: In den vergangenen drei Jahren sind Leistungsniveau und -dichte weiter gestiegen. Das hat die Rundfahrt nochmals härter gemacht. Aber diese Entwicklung kann man ja auch auf den gesamten internationalen Frauenradsport übertragen. Vielleicht sehen wir in den nächsten Jahren mehr Etappen, aber ich glaube mehr als zehn oder elf werden das erst mal nicht werden.
TOUR: Wie sieht Ihre weitere Saison aus? Ist die Weltmeisterschaft in Zürich Ende September jetzt noch ein großes Ziel?
Liane Lippert: Ja. Bei mir geht es schon in ein paar Tagen mit dem World-Tour-Rennen in Plouay weiter und dann kommen Europameisterschaften und Weltmeisterschaften, bei denen ich auf jeden Fall mit Ambitionen an den Start gehe.