Schon auf dem Rad war Greg van Avermaet ein Alleskönner. Der Belgier gewann zwei Etappen der Tour de France, besiegte dabei Peter Sagan im Sprint, fuhr einmal im Zentralmassiv allen auf und davon. Ein Jahr später gewann er Olympia-Gold auf der mit 4.900 Höhenmetern äußerst bergigen Strecke in Rio de Janeiro, auf der eigentlich Kletterspezialisten als Favoriten galten. Überraschend, denn der Mann aus Grembergen galt vor allem als Klassikerspezialist. Im Jahr 2017 krönte er eine äußerst erfolgreiche Klassikerkampagne mit dem Sieg bei Paris-Roubaix. Ende 2023 beendet er seine Karriere als Radprofi - aber er ist offenbar ehrgeizig und vielseitig geblieben. Er kann auch ausdauernd schwimmen und laufen, wie er aktuell beweist. Am vergangenen Wochenende gewann der 40-Jährige den Titel als Triathlon-Weltmeister 70.3. Im spanischen Marbella war er der Schnellste in der Altersklasse 40-44 Jahre auf der halben Ironman-Distanz. Van Avermaet benötigte 4:15:56 Minuten für 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und den abschließenden Halbmarathon (21,1 Kilometer).
Van Avermaet war rund eine halbe Stunde langsamer als der Profi-Weltmeister, sein Landsmann Jelle Geen, der die drei Disziplinen in 3:42:54 Stunden absolvierte. Für den 90 Kilometer langen Rad-Split benötigte der Ex-Radprofi rund 2:16 Stunden und war damit rund sieben Minuten langsamer als der schnellste Triathlon-Profi, der Deutsche Rico Bogen. Der Belgier hatte sich zuvor akribisch vorbereitet. “Als Ex-Profi kann ich keine halben Sachen machen”, hatte er vor dem Start gesagt. Erst vor wenigen Wochen war er auch bei der Gravel-WM im niederländischen Limburg gestartet. Dort erreichte er Rang 19 im Elite-Rennen. “Greg van Avermaet hat im Triathlon etwas geschafft, was ihm Straßenradsport nie gelungen ist”, kommentierte das Magazin Velo die Kunde vom WM-Titelgewinn. Bei Straßenweltmeisterschaften schaffte es der Allrounder nie auch nur aufs Podium - jetzt darf er sich Weltmeister nennen. Wenn auch nur in der Altersklasse.