Andreas Kublik
· 09.10.2025
Es wird eine staubige Angelegenheit, wenn sich am kommenden Wochenende (11. und 12. Oktober 2025) einige der weltbesten Radprofis und Hunderte Hobbyradsportler um die WM-Titel im Gravel streiten. Schauplatz ist die Region Limburg, die südlichste und hügeligste Ecke der Niederlande. Der Start liegt in der Gemeinde Beek, nach einer Transferstrecke geht es auf einen Rundkurs, der je nach Rennkategorie unterschiedlich oft befahren wird und schließlich von dort zum Ziel in Maastricht.
Als Topstar steht Tom Pidcock am kommenden Sonntag (12.10.) bei der Gravel-WM am Start. Der Mountainbike-Olympiasieger und Cyclocross-Ex-Weltmeister geht mit der Nummer 1 in das 181 Kilometer lange Rennen. Obwohl am gleichen Wochenende mit der Lombardei-Rundfahrt eines der wichtigsten Straßenrennen der Saison im Kalender steht, haben sich einige Top-Profis für einen Start beim offiziell wichtigsten Gravel-Event des Jahres entschieden. Pidcock plant sogar beide Wettwerbe binnen 24 Stunden zu bestreiten (siehe Meldung). Zu dessen wichtigsten Konkurrenten zählen der erste der Führende in der Gravel-World-Series, der Tscheche Petr Vakoc, Mailand-San-Remo-Sieger Matej Mohoric, Ex-Gravel-Weltmeister Gianni Vermeersch, die Tour-Etappensieger Tim Merlier, Niki Terpstra und Romain Bardet sowie der Straßen-Olympiasieger von 2016, Greg van Avermaet und der mehrmalige Cross-Weltmeister Zdenek Stybar. Aus Deutschland stehen Tour-Etappensieger und Roubaix-Zweiter Nils Politt, der Giro-Etappensieger und Ex-Bahnweltmeister Roger Kluge sowie der Ex-Bora-Profi Paul Voss am Start. Aus Österreich ist Lukas Pöstlberger dabei. Fehlen wird Titelverteidiger Mathieu van der Poel, der nach der Straßensaison eine längere Pause eingelegt hat.
Die Rennfahrer treten in Nationaltrikots an. Die stärkste Fraktion stellt Belgien. Und dennoch ist einiges anders als bei Radsportweltmeisterschaften sonst - wie beispielsweise auf der Straße oder im Cyclocross. “Es gibt kein belgisches Team. Alle belgischen Rennfahrer starten auf individueller Basis”, betont WM-Pressesprecher Guy Vermeiren, der sonst die Auswahl Belgiens als Pressesprecher betreut.
Bei den Frauen will eine der vielseitigsten und erfolgreichsten Radsportlerinnen der aktuellen Generation ihren Titel verteidigen: Marianne Vos aus den Niederlanden, die bei der vergangenen Gravel-WM in Belgien nach einem intensiven Zweikampf die zweimalige Straßenweltmeisterin Lotte Kopecky (Belgien) bezwang. Während Kopecky nicht gemeldet ist, wird sich Vos mit der Gravel-Weltmeisterin von 2023 und Tour-de-France-Siegerin von 2024 Katarzyna Niewiadoma auseinandersetzen müssen. Auf der relativ flachen insgesamt 131 Kilometer langen Strecke könnte auch die aktuell schnellste Straßensprinterin Lorena Wiebes realistische Chancen auf eine Medaille haben. Deutschland schickt die Siegerin des Unbound Gravel 2024 und aktuelle EM-Dritte Rosa Klöser und Jade Treffeisen als starke Spezialistinnen für Rennen auf Schotter ins Rennen. Fehlen wird eine der stärksten Geländespezialistinnen, die Niederländerin Puck Pieterse. Sie steht zwar auf der Startliste, wird aber wie Teamkollege und Titelverteidiger van der Poel fehlen. Von ihrem Team Alpecin-Deceuninck beziehungsweise Fenix-Deceuninck heißt es: “Puck und Mathieu (van der Poel) sind beide in der Saisonpause, um sich nach einer langen Saison zu erholen. Sie werden bald ihre Vorbereitung auf die Cyclocross-Saison beginnen.”
In den Startlisten für die Gravel-WM der Altersklassen, also der Amateure beziehungsweise Hobbyradsportler, verstecken sich eine Menge prominenter Namen: Darunter der belgische Klassikerspezialist und Ex-Straßenweltmeister Johan Museeuw sowie die Ex-Profis Nicolas Roche, René Haselbacher und Udo Bölts. Bei den Männern werden sich auch zwei Starter in der Altersklasse 85-89 ins Rennen auf das grobe Geläuf stürzen. Insgesamt sind rund 370 Frauen und rund 2200 Männer in den verschiedenen Kategorien gemeldet.
Die Strecke gilt als fahrtechnisch einfach. “Es könnte einen Massensprint geben”, unkt der ehemalige Lotto-Profi Matthew Holmes nach einer Streckenbesichtigung. 45 Prozent der Strecke führen über Asphalt, der Rest über breite Feldwege mit festgefahrener Oberfläche. Scharfe 90-Grad-Kurven sind die Höchstschwierigkeiten. Nach dem Start in Beek geht es auf Asphalt (in der Karte grün) auf den WM-Rundkurs (blau), der zweieinhalbmal in der Eliteklasse der Frauen und dreieinhalb mal in der Eliteklasse der Männer zu befahren ist. Von dort geht es dann im Finale 18 Kilometer (roter Abschnitt) zum Ziel auf einer Sandpiste am Rande der Koningsplein in Maastricht. Unterwegs geht es vorbei an mehreren Fanzonen, beispielsweise am Schloss in Wijnandsrade.
Eine Live-Übertragung der Rennen im Free-TV gibt es in Deutschland nicht. Eurosport 1 zeigt am Samstag von 17:15-18:15 Uhr eine einstündige Zusammenfassung des Frauen-Wettbewerbs. Das Männerrennen am Sonntag läuft von 14:15-16:15 Uhr live bei Eurosport 2 - eine Free-TV-Zusammenfassung gibt es von 18:15-19:15 Uhr bei Eurosport 1. Wer beide Rennen live verfolgen will, findet bei Discovery Plus kostenpflichtige Live-Streams.
Event/Datum | TV | Live-Stream |
Frauen-Elite/Samstag, 11.10. | Zusammenfassung 17:15-18:15 Uhr Eurosport 1 | 13:30-15:00 Discovery Plus |
Männer-Elite/Sonntag, 12.10. | 14:15-16:15 Eurosport 2, Zusammenfassung 18:15-19:15 Eurosport 1 | 14:15-17:00 Discovery Plus |