Gravel-WM 2025 - FrauenWiebes sprintet ins Regenbogentrikot

Andreas Kublik

 · 11.10.2025

Gravel-WM 2025 - Frauen: Wiebes sprintet ins RegenbogentrikotFoto: Getty Images / Dirk Waem
Während Lorena Wiebes zum WM-Titel sprintet (rechts), sichert Titelverteidigerin Marianne Vos die Silbermedaille ab
Lorena Wiebes ist die Gravel-Weltmeisterin 2025. Die Niederländerin sprintete in Maastricht vor Titelverteidigerin Marianne Vos ins Ziel - auch als Folge einer denkwürdigen Teamtaktik des niederländischen Nationalteams. Romy Kasper wurde als beste Deutsche Zehnte

Über den Platz am Rande der Koningsplein in Maastricht hallte die niederländische Nationalhymne - nicht ganz überraschend. Die Niederlande sind die überragende Nation im Frauenradsport - auf der Straße und auch in der jungen Disziplin Gravel. Auf dem Siegerpodium der Gravel-WM 2025 stand die strahlende Lorena Wiebes auf dem höchsten Siegertreppchen. Kurz zuvor hatte sie auf der Zielgeraden den Sprint einer kleinen Spitzengruppe gewonnen - vor Landsfrau und Titelverteidigerin Marianne Vos. Nach 131 Kilometern Renndistanz, davon rund die Hälfte auf nicht-asphaltierter Strecke, fuhr die Italienerin Silvia Persico auf Rang drei.

Die stärkste Straßensprinterin kann auch Gravel

Kämpferisch: Lorena Wiebes ließ sich an den steilen Anstiegen nicht entscheidendend abhängenFoto: Getty Images / Alex WhiteheadKämpferisch: Lorena Wiebes ließ sich an den steilen Anstiegen nicht entscheidendend abhängen

Wiebes, auf der Straße aktuell die mit Abstand stärkste Sprinterin, ist bei der vierten Auflage die vierte Weltmeisterin im Gravel. Die Versuche, die kräftige Radsportlerin an einem der Anstieg abzuschütteln, schlugen fehl. Auf dem vermeintlich entscheidenden Anstieg Brondsdalweg rund 14 Kilometer vor dem Ziel war sie bedacht mit kontrolliertem Tempo gefahren, die Attacken von Vos blieben wirkungslos. Im Finale entwischte jedoch Landsfrau Shirin van Anrooij. Daraufhin übernahm die Tschechin Julia Kopecky die Nachführarbeit, die wie Wiebes normalerweise für das Profiteam SD Worx-Protime fährt und die eigenen Chancen opferte, um der Niederländerin noch den WM-Titel zu ermöglichen, der schon fast verpasst schien. “Ihr gehört ein Teil dieses Regenbogentrikots”, sagte Weltmeisterin Wiebes nach der Siegerehrung.

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Enttäuscht: Shirin van Anrooij

Enttäuscht: Shirin van Anrooij verpasste den WM-Titel um wenige MeterFoto: Dirk WaemEnttäuscht: Shirin van Anrooij verpasste den WM-Titel um wenige Meter

​Es war ein denkwürdiges Finale: Shirin van Anrooij sah auf den letzten Kilometern nach Maastricht schon wie die kommende Weltmeisterin aus. Doch auf den letzten Metern vor dem Zielbogen wurde sie noch von den eigenen Teamkollegen eingeholt. “Ich habe mich umgedreht, und nur Orange gesehen”, erzählte sie. Die Gravel-WM wird in Nationalteams gefahren - dass die eigenen Teamkolleginnen eine Rennfahrerin jagen gilt als No-Go. Zuvor hatte Yara Kastelijn, ebenfalls optisch Teil des niederländischen Nationalteams, auf den letzten Metern maßgeblich daran Anteil, dass die eigenen Teamkolleginnen van Anrooij das Gold noch entrissen. Diese saß schwer enttäuscht hinter der Ziellinie auf dem Boden. “Die Teamtaktik ist hier ein bisschen anders als bei EM oder WM auf der Straße. Aber ich verstehe es nicht. Ich habe solo geführt. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn ich an der Spitze mit einer Rennfahrerin aus einem anderen Land gewesen wäre”, sagte sie zu TOUR, nachdem sie die erste Enttäuschung verarbeitet hatte. Andere profitierten. “Sie haben sich gegenseitig gejagt. Ich sage ihnen danke”, befand die Italienerin Silvia Persico als lachende Dritte. “Ich verstehe, dass es für Shirin hart ist. Aber immerhin haben wir die Weltmeisterin im Team”, urteilte die Zweite Vos. “Ich bin happy mit Silber. Es war die Woche über nicht klar, ob ich würde starten können”, sagte sie zur eigenen Leistung. Sie hatte zuletzt einige Rennstarts wegen familiärer Angelegenheiten absagen müssen.

Beste Deutsche: Romy Kasper als Zehnte

Umzingelt: Romy Kasper (2.v.l.) fuhr zwischenzeitlich in einer fünfköpfigen Spitzengruppe - allein unter HolländerinnenFoto: Getty Images / Dirk WaemUmzingelt: Romy Kasper (2.v.l.) fuhr zwischenzeitlich in einer fünfköpfigen Spitzengruppe - allein unter Holländerinnen

Beste Deutsche wurde am Ende Romy Kasper. Die 37-Jährige aus der Lausitz lag zwischenzeitlich an der Spitze des Rennens - umgeben von vier Niederländerinnen. Nach dem sehr steilen Bronsdalweg fand die Fünfte der WM 2024 nicht mehr zurück an die Spitze. “Ich wollte aufs Podium. Aber mit so vielen starken Fahrerinnen am Start, war klar, dass das Rennen brutal schwer wird”, sagte Kasper, nachdem sie hinter der Ziellinie einigermaßen wieder zu Atem gekommen war. Das Rennen war hart, der Parcours galt für ein Gravelrennen als vergleichsweise einfach. “Mir ist die Strecke entgegenkommen. Vielleicht gab es ein paar zu steile Stiche, die mir besonders wehtun”, befand Kasper. Die EM-Dritte Rosa Maria Klöser musste wegen gesundheitlicher Probleme das Rennen 20 Kilometer vor dem Ziel abbrechen.

Das WM-Ergebnis Frauen Elite (131 Kilometer)

Im Regenbogentrikot der Weltmeisterin: Lorena Wiebes (Mitte) holte Gold vor Marianne Vos (links) und Silvia PersicoFoto: Getty Images / Dirk WaemIm Regenbogentrikot der Weltmeisterin: Lorena Wiebes (Mitte) holte Gold vor Marianne Vos (links) und Silvia Persico

​1 Wiebes Lorena (NED), 3:58:16 Std.
2 Vos Marianne (NED), gl. Zeit
3 Persico Silvia (ITA), +0:02 Min.
4 Kastelijn Yara (NED), +0:04
5 van Anrooij Shirin (NED), +0:10
6 Kopecký Julia (CZE), +0:19
7 Markus Femke (NED), +0:43
8 de Vries Femke (NED), gl. Zeit
9 Hartog Larissa (NED), +1:36
10 Kasper Romy (GER), +1:38

Die bisherigen Weltmeisterinnen

2022: Pauline Ferrand-Prévot (FRA)
2023: Katarzyna Niewiadoma (POL)
2024: Marianne Vos (NED)

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