Der 28-jährige Mohoric vom Team Bahrain Victorious siegte dabei 43 Sekunden vor Florian Vermeersch (Belgien). Der Brite Connor Swift, der Bronze holte, war bereits mehr als drei Minuten zurück. Niewiadoma gewann 33 Sekunden vor Silvia Persico aus Italien und der Straßen-Vizeweltmeisterin Demi Vollering aus den Niederlanden.
Mohoric hatte seine entscheidende Attacke an einem Anstieg 18 Kilometer vor dem Ziel des insgesamt 169 Kilometer langen Kurses zwischen dem Lago Le Bandie und Pieve de Soligo gesetzt. Dort schüttelte er Vermeersch als letzten Gegner ab. Der Belgier, nicht verwandt mit dem ersten Gravel-Weltmeister aus dem Vorjahr, Gianni Vermeersch, hatte kurz darauf auch noch Defekt. Aber auch Mohoric kam nicht ungeschoren durchs Rennen, er stürzte rund drei Kilometer vor dem Ziel, landete aber sanft auf einem Heuballen und konnte schnell weiterfahren.
”Ich bin Superstolz auf diesen Titel”, sagte Mohoric in einer Mitteilung seines Teams. “Es ist ein grandioses Gefühl. Ich hatte einen der besten Tage auf dem Rad. Ich habe das Rennen so sehr genossen, der Kurs war wundervoll. Er war sehr technisch mit scharfen Anstiegen, was perfekt für mich war. Meine Beine tun weh, aber ich bin sehr glücklich.”
Der als einer der Top-Favoriten ins Rennen gegangene dreifache Ex-Crossweltmeister Wout van Aert wurde Achter. Defekt und Sturz in der ersten Rennhälfte hatten ihn von der Spitze des Feldes weit nach hinten geworfen, sodass der Sieg relativ schnell außer Reichweite geriet. Als bester Nicht-Straßenprofi landete Alejandro Valverde - der auf den Tag genau vor einem Jahr sein letztes Rennen gefahren war - auf Rang vier. Der Spanier hatte im Verlauf des Jahres bereits zwei Rennen der UCI Gravel World Series gewinnen können.
Die deutsche Hoffnung Paul Voß landete auf dem 17. Platz. Der Dritte der Europameisterschaft in Belgien, die am 1. Oktober ausgefahren wurde, hielt bis Mitte des Rennens mit den Besten mit, fiel dann aber zurück und kassierte fast 13 Minuten auf Vize-Weltmeister Vermeersch, den er bei der EM noch hinter sich gelassen hatte. Mohoric war dort nicht am Start.
Im 141 Kilometer langen Rennen der Frauen gehörte die neue Weltmeisterin Niewiadoma von Beginn an zu den Aktivposten. Bereits zur Rennhälfte hatte die Polin durch eine Attacke eine vierköpfige Spitzengruppe gebildet, die im Verlauf aber wieder anwuchs. Als noch 20 Kilometer zu fahren waren, attackierte die Fahrerin von Canyon//SRAM erneut, setzte sich ab und hielt alle Verfolgerinnen bis ins Ziel auf Distanz.
“Ich habe keine Worte dafür”, sagte die 29-Jährige im Ziel. “Das ist mein erstes Regenbogen-Trikot. Ich bin so glücklich.” Der Titel bei der Gravel-WM ist dabei zudem ihr erster Sieg bei einem Rennen seit mehr als vier Jahren. “Nach einer so langen sieglosen Zeit ist es etwas Besonderes, wieder zu gewinnen”, ließ sie sich in einer Mitteilung ihres Teams zitieren. Mehr noch: Es war ihr erster Start bei einem Gravel-Rennen.
“Ich denke, ich hatte heute die beste Ausrüstung”, so Niewiadoma weiter. “Ich habe schnell gelernt, dass es beim Gravel so wichtig ist, das richtige Equipment bis ins Detail zu haben.” Sie habe zudem große Unterstützung aus ihrem Team erhalten. Unter anderem von Tiffany Cromwell. Die Australiern war bei der EM als erste über den Zielstrich gefahren, blieb aber aufgrund ihrer Nationalität außerhalb der Wertung.
Europameisterin vor einer Woche wurde so die dort Zweitplatzierte Lorena Wiebes. Die Niederländerin wurde nur Fünfte und musste sich neben Vollering auch hinter ihrer weiteren Landsfrau Yara Kastelijn einreihen.
Beste Deutsche wurde Nele Laing auf Rang 25 mit gut 15 Minuten Rückstand auf Niewiadoma. Die Weltmeisterin der ersten Austragung, Pauline Ferrand-Prevot aus Frankreich, musste aufgrund einer Corona-Erkrankung passen.
Neben der Elite wurden zudem die Weltmeister der Altersklassen ausgefahren. Das sind die Top 3 aller Altersklassen.