Erster deutscher Etappensieg beim Giro d’Italia Women 2024. Liane Lippert (Movistar Team) hat die schwere 6. Etappe über 159 Kilometer zwischen San Benedetto del Tronto und Chieti für sich entschieden. Die 26-Jährige, die aufgrund einer Stressfraktur im Oberschenkelhalsknochen erst Ende April in die Saison eingestiegen war, sicherte sich aus einer Ausreißerinnengruppe heraus ihren ersten Sieg in diesem Jahr und ihren insgesamt zehnten Erfolg als Profi - unter anderem hatte Lippert 2023 eine Etappe bei der Tour de France Femmes gewonnen.
Ich bin so glücklich und befreit. Dieser Sieg ist für alle, die an mich geglaubt und mir auf diesem langen Weg geholfen haben. - Liane Lippert
Im Sprint einer am Ende noch drei Fahrerinnen starken Gruppe verwies Lippert Ruth Edwards (Human Powered Health) knapp auf Platz zwei, Dritte wurde Erica Magnaldi (UAE Team ADQ). 21 Sekunden später folgte dann auch schon die Favoritinnengruppe, angeführt von der Gesamtführenden Elisa Longo Borghini (Lidl-Trek), die ihr Rosa Trikot souverän verteidigte. Mit Antonia Niedermaier (Canyon//SRAM Racing) schaffte eine weitere Deutsche als Achte den Sprung unter die Top 10 des Tages. Niedermaier kam zeitgleich mit Longo Borghini ins Ziel, springt im Gesamtklassement auf Platz fünf, und behält auch das Weiße Trikot für die beste Nachwuchsfahrerin des Giro d’Italia der Frauen 2024.
Nach dem Start in San Benedetto del Tronto an der Adriaküste sorgte zunächst ein geschlossener Bahnübergang für Aufregung. Das Peloton musste kurz anhalten. Anschließend passierte lange wenig bei der Fahrt in die Abruzzen. Temperaturen von 37°C machten dem Peloton zu schaffen. Es gab zwar zahlreiche Angriffe, eine Ausreißerinnengruppe konnte sich aber zunächst nicht absetzen. In der Abfahrt vom Penne-Anstieg (3. Kategorie) kam es zu einem schweren Sturz von Elise Chabbey (Canyon//SRAM Racing), die in einer Rechtskurve wegrutschte und in ein Gitter schlitterte. Der Rahmen ihrer Rennmaschine war gebrochen, Chabbey konnte die Fahrt mit einem neuen Rad aber wieder aufnehmen.
Kurz darauf, rund 40 Kilometer vor dem Ziel, ging dann doch eine Gruppe mit Ruth Edwards (Human Powered Health), Ane Santesteban (Laboral Kutxa - Fundacion Euskadi), Liane Lippert (Movistar Team) und Erica Magnaldi (UAE Team ADQ).
31 Kilometer vor dem Ziel griff dann Lotte Koepcky (Team SD Worx - Protime) an. Doch Elisa Longo Borghini (Lidl-Trek) konterte sofort. Danach spannte sich das Team FDJ-Suez für Cecilie Uttrup Ludwig an der Spitze des Pelotons ein, allerdings nicht mit der nötigen Konsquenz. Der Vorsprung des Ausreißerinnen-Quartetts wuchs weiter an. Zu Beginn der Schlusssteigung nach Chieti waren es gut 2:20 Minuten. Er schmolz bis zum Ziel aber nochmal bedrohlich zusammen. Fünf Kilometer vor dem Ziel waren es nur noch 1:30 Minuten.
Drei Kilometer vor dem Ziel griff Kopecky Longo Borghini nochmals an und kassierte den Konter von der Frau in Rosa. Aber auch die Italienerin kam nicht weg. Beide schauten sich an, die anderen Favoritinnen kamen wieder ran und das Ausreißerinnen-Quartett geriet nicht mehr in Gefahr. Liane Lippert startete ihren Sprint 150 Meter vor dem Ziel vom Hinterrad von Magnaldi. Ruth Edwards kam zwar nochmal stark auf, konnte die Friedrichshafenerin aber nicht mehr abfangen.