Thomas Goldmann
· 10.07.2024
Die 4. Etappe des Giro d’Italia der Frauen 2024 hielt einige Überraschungen parat. Den Tagessieg sicherte sich bei der Bergankunft mit Clara Emond (EF Education-Cannondale) eine Ausreißerin. Die 27-jährige Kanadierin, die auch zugelassene Anwältin ist, hatte sich früh mit einer fünf Fahrerinnen starken Gruppe vom Peloton abgesetzt und ihre Begleiterinnen am ersten von insgesamt drei Anstiegen stehen gelassen. Sie rettete 17 Sekunden Vorsprung vor der ersten Verfolgerinnengruppe ins Ziel.
Ich dachte, sie würden mich irgendwann einholen, aber das haben sie nicht. Irgendwann habe ich angefangen, daran zu glauben, es schaffen zu können. Es fühlt sich ganz besonders an, meinen ersten Sieg hier beim Giro zu feiern. - Clara Emond
Diese wurde angeführt von Soraya Paladin (Canyon//SRAM Racing) vor Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ-Suez). Die Dänin verbesserte sich damit um sechs Positionen auf Rang drei der Gesamtwertung. Die Gesamtführung bleibt bei Elisa Longo Borghini (Lidl-Trek), die gemeinsam mit Lotte Kopecky (Team SD Worx - Protime) und der Gruppe um die meisten anderen Favoritinnen das Ziel mit 48 Sekunden Rückstand auf Uttrup Ludwig erreichte. Antonia Niedermaier (Canyon//SRAM Racing) verlor in der Schlussrampe sieben Sekunden auf das Rosa Trikot und rutschte durch den erfolgreichen Ausreißversuch von Uttrup Ludwig und Kimberley (Le Court) Pienaar um zwei Positionen auf Rang sechs in der Gesamtwertung ab. Das Weiße Trikot, für die beste Nachwuchsfahrerin bleibt aber weiterhin auf den Schultern der 21-jährigen Deutschen.
Die erste vielversprechende Spitzengruppe, die sich absetzen konnte, bestand aus fünf Fahrerinnen: Carmela Cipriani, Ana Vitoria Magalhaes (beide Bepink-Bongioanni), Clara Emond (EF Education-Cannondale), Silvia Zanardi (Human Powered Health) und Alice Palazzi (Top Girls Fassa Bortolo). Diese Gruppe zerfiel schnell in der ersten Steigung nach San Marino (2. Kategorie) in ihre Einzelteile. Zunächst wurden Cipriani und Palazzi abgehängt, dann Zanardi, ehe sich Emond an der Spitze solo absetzte. Der Rest ihrer einstigen Begleiterinnen wurde vom Peloton wieder gestellt.
Dahinter bildete sich eine neue große Verfolgerinnengruppe um Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ-Suez). Die Dänin schnupperte mit nur 1:30 Minuten Rückstand im Gesamtklassement zwischenzeitlich am Rosa Trikot. Zudem gesellte sich mit etwas Verzögerung auch noch Kimberley (Le Court) Pienaar (AG Insruance - Soudal Team) dazu, die auch nur 1:31 Minuten Rückstand auf Elisa Longo Borghini hatte. Im Peloton spannte sich zunächst das Team Movistar an der Spitze ein, während in der Verfolgerinnengruppe um Uttrup Ludwig Elise Chabbey (Canyon//SRAM Racing) mit Erica Magnaldi (UAE Team ADQ) an der Kuppe des Monte Osteriaccia (3. Kategorie) attackierte. Das Duo legte mit einer waghalsigen Abfahrt rund eine Minute zwischen sich und die Gruppe Uttrup Ludwig.
Ganz vorne hielt sich weiterhin die Kanadierin Clara Emond, die mit 1:30 Minuten Vorsprung in den 13 Kilometer langen Schlussanstieg ging, der aber mit 2,4 Prozent im Durchschnitt zu den Rollerbergen zählt. Die Spitzenreiterin büßte zunächst kaum etwas von ihrem Vorsprung auf Chabbey und Magnaldi ein. Das Duo wurde fünf Kilometer vor dem Ziel von der Gruppe um Uttrup Ludwig gestellt. Die Dänin selbst attackierte anschließend, schleppte aber weiter fünf Begleiterinnen mit sich. Es reichte für die Verfolgerinnen nicht mehr, um Emond noch abzufangen, die den größten Erfolg ihrer Karriere feierte.
17 Sekunden später sprintete Soraya Paladin (Canyon//SRAM Racing) auf Platz zwei, drei Sekunden vor Cecilie Uttrup Ludwig. Dahinter führte Elisa Longo Borghini die nächste Gruppe vor Lotte Kopecky (Team SD Worx - Protime) ins Ziel. Antonia Niedermaier (Canyon//SRAM Racing) verlor in der abschließenden Rampe sieben Sekunden auf Longo Borghini und Kopecky und erreichte das Ziel, drei Positionen hinter Liane Lippert (Movistar), als Neunzehnte. Die 21-Jährige fällt zwar in der Gesamtwertung um zwei Positionen auf Rang sechs zurück, behält aber das Weiße Trikot für die beste Nachwuchsfahrerin.