Ursprünglich sollte die Strecke des Giro d’Italia der Frauen 2024 gemeinsam mit der der Männer Mitte Oktober vorgestellt werden. Doch da bekam die Öffentlichkeit nur die Trophäe zu sehen, die RCS für sein neues Rennen - in den letzten Jahren übernahm noch PMG Sport/Starlight die Organisation - anfertigen ließ. Mittlerweile ist aber klar, welche Strecke die Nachfolgerin von Annemiek van Vleuten, die das Rennen in den letzten zwei Jahren gewonnen hatte, nehmen muss, um am Ende das Rosa Trikot für sich zu beanspruchen.
Der Giro d’Italia der Frauen 2024 beginnt am 7. Juli mit einem Einzelzeitfahren in Brescia und wird, während parallel die Tour de France der Männer den Fokus des Radsport-Interesses an sich bindet, in L’Aquila mit einer kleinen Bergankunft enden. Dazwischen warten aber noch ganz andere Herausforderungen auf die Frauen, die nach zehn Etappen bis 2022 und neun im Vorjahr nun nur noch acht Abschnitte zu bewältigen haben.
Wesentlich kürzer als 2023 ist der Giro des kommenden Jahres aber nicht, auch wenn ihm ein Tag fehlt. 876,7 Kilometer sind 2024 geplant. Zwölf und damit unwesentlich mehr waren es noch im Vorjahr. Die Rundfahrt wird damit nur intensiver. Denn eine echte Bergankunft gab es zuletzt nicht. 2024 werden es sogar zwei. Und dazu kommen drei weitere Teilstücke mit Bergauf-Kilometern im Finale. 11.950 Höhenmeter kommen so insgesamt zusammen.
Zunächst wird ein Kampf gegen die Uhr das Klassement des Giro d’Italia der Frauen 2024 sortieren. Das ist schon seit Jahren so. Früher noch als Teamzeitfahren, nun individuell. Doch in den letzten beiden Jahren, in denen jede Starterin für sich unterwegs war, war der Auftakt deutlich kürzer. Durch Brescia am Südrand der Alpen warten 15,7 Kilometer auf die Frauen.
Die Strecke ist weitestgehend eben. Nur ein kleiner Anstieg zur Burg der Stadt lässt sich im letzten Drittel des Kurses finden. Zudem wird eine Zwischenzeit genommen. Ansonsten könnte allenfalls Nässe in den Kurven am Ende des Kurses zu Problemen führen.
Unweit von Brescia beginnt in Sirmione am Ufer des Gardasees die 2. Etappe. Es ist eins von nur zwei Teilstücken der Rundfahrt, bei dem ein Massensprint wahrscheinlich ist. Die 110 Kilometer nach Volta Mantovana, das Luftlinie kaum 20 Kilometer vom Start entfernt ist, sind fast komplett flach.
Der letzte Teil des Rennens wird auf einer 22 Kilometer langen Runde ausgetragen, die anderthalb Mal gefahren wird. Dort warten auch ein paar ganz seichte Wellen, die aber im Normalfall nicht gegen einen Sprint sprechen sollten.
Etwas weiter südlich beginnt die 3. Etappe in Sabbioneta. An Parma, Reggio Emilia und Modena vorbei schlängelt sich die Strecke hinein in die Ausläufer des Apennin. Die ersten 100 Kilometer sind dabei noch relativ flach.
Erst ab Ponte Secchia geht es richtig bergauf - das dann aber auch für den Rest des Tages der 113 Kilometer langen Etappe. Das Ziel in Toano liegt auf 894 Metern, der Schlussanstieg kratzt an der Durschnittssteigung von fünf Prozent. Er ist zugleich die erste Bergwertung der Rundfahrt.
Die 4. Etappe mit Start in Imola, das nach einem kurzen Transfer vom Ziel des Vortags erreicht ist, zeigt einen ähnlichen Aufbau wie ihre Vorgängerin. Die erste Hälfte führt fast nur geradeaus, und das auch in der Ebene. Dann wird San Marino erreicht. Kurz vor den Grenzen des Kleinstaates geht es dann bergauf.
Es entwickelt sich ein stetes Auf und Ab mit insgesamt drei Bergwertungen. Die letzte davon liegt am Zielstrich in Urbino. Mit Ausnahme einer kurzen, etwa anderthalb Kilometer langen Abfahrt kurz vor dem Ziel geht es auf den letzten 14 Kilometern nur bergauf.
Obwohl der Apennin auf der 5. Etappe zwischen Frontone und Foligno einmal komplett von Nordost nach Südwest gequert wird, gibt es abgesehen von einer frühen Bergwertung in Morello nach 15 Kilometern kaum nennenswerte Anstiege.
Die letzten 25 Kilometer des Tages führen überwiegend abwärts, sodass auch hier ein Massensprint möglich und letztlich auch wahrscheinlich ist, sollten nicht ein paar Ausreißerinnen andere Pläne haben. Aufs Gesamtklassement dürfte die Etappe jedenfalls keinen Einfluss haben. Doch damit wird sie die letzte dieser Rundfahrt sein.
Zum Start der 6. Etappe wechselt der Tross vom Landesinneren an die Adriaküste nach San Bendetto del Tronto. Allerdings führt die Route nach Chieti schnell wieder weg vom Wasser, sodass es den ganzen Tag hoch und runter geht. Mehr als zehn Anstiege, von denen aber nur drei kategorisiert sind, verteilen sich über die 159 Kilometer.
Kurz vor Chieti wird es dann nochmal richtig steil. Zweistellige Steigungsprozente warten auf dem Weg ins Zentrum der Stadt, wo die Etappe ihr Ende findet. Allerdings wird es kurz vor der Ziellinie auch nochmal leicht abschüssig. Wer da nicht mit Vollgas über die Kuppe zieht, kann sich leicht nochmal Sekunden einfangen.
Die Frage ist allerdings, ob die einen Tag später noch eine Rolle spielen oder vielleicht doch eher Schonung für die Königsetappe des Giro d’Italia der Frauen 2024 angesagt ist. Denn das vorletzte Teilstück der Rundfahrt führt das Feld von Lanciano zweimal über den Passo Lanciano - und dann noch ein Stück weiter hinauf zum Blockhaus.
Schon zu Beginn des 120 Kilometer langen Tages warten viele kleine Anstiege, die keine Luft zum Atmen lassen. Dann geht es nach Manoppello. Dort ist der Fuß der ersten Auffahrt zum Passo Lanciano erreicht. Die Passhöhe liegt auf 1310 Metern. Dann geht es wieder runter nach Manoppello. Und dann wieder rauf. Allerdings auf einer anderen Straße.
Ist die Passhöhe zum zweiten Mal erreicht, ist aber längst noch nicht Schluss. Denn von dort sind es nochmal 370 Höhenmeter, die auf sechs Kilometern überbrückt werden müssen, ehe der Gipfel erreicht ist. Wer dort als Erste das Ziel erreicht, ist mutmaßlich die neue Frau in Rosa.
Allerdings bedeutet das noch nicht automatisch, dass sie auch die Nachfolgerin von Annemiek van Vleuten ist, denn auch die Schlussetappe des Giro d’Italia der Frauen 2024 von Pescara an der Adria nach l’Aquila hat es nochmal in sich.
Die ersten 45 Kilometer führen an Chieti vorbei ins Landesinnere und sind bis zum Forca di Penne fast ausschließlich ansteigend. Eine kleine Zwischenabfahrt - und dann geht es weitere 13 Kilometer bergauf zum Castel del Monte - ein Anstieg der 1. Kategorie.
Nach einem Stück Auf und Ab in die Gemeinde Santo Stefano di Sessanio folgt eine 16 Kilometer lange Abfahrt, an die sich ein relativ ebener Abschnitt anschließt. Das Ziel ist dann aber noch nicht erreicht. Vor dem Bergauffinish in L’Aquila wartet noch ein weiterer kurzer, steiler Anstieg in Acquasanta, der die müden Beine ein vorletztes Mal fordert, ehe die letzte Ziellinie des Giro d’Italia der Frauen 2024 erreicht ist.