Er ließ es lange Zeit ruhig angehen, um am Ende dann doch wieder der Beste zu sein: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat auf der 8. Etappe des Giro d’Italia 2024 seinen dritten Etappensieg der Rundfahrt gefeiert. Auf den 152 KIlometern zwischen Spoleto und der Bergankunft in Prato di Tivo war es letztlich ein Sprint aus der Favoritengruppe heraus, die ihm seinen nächsten Erfolg bescherte. Zeitgleich dahinter landete Daniel Felipe Martinez (Bora-Hansgrohe) vor Ben O’Connor (Decathlon AG2R La Mondiale).
Den Großteil des Tages war eine Spitzengruppe in Front, zu der auch Georg Steinhauser (EF Education EasyPost) und Simon Geschke (Cofidis) gehörten. Bis in den Schlussanstieg bestimmten die Ausreißer das Geschehen, als Letzter von ihnen wurde Valentin Paret-Peintre (Decathlon AG2R La Mondiale) erst vier Kilometer vor dem Ziel gestellt. Auch danach blieb es ruhig, ehe einzelne Attacken auf den letzten zwei Kilometern lanciert wurden. Pogacar ging alle problemlos mit. Selbst wurde er erst auf den letzten 200 Metern aktiv, als er aus dem Sattel ging und zu einem Sprint ansetzte, dem keiner folgen konnte.
Pogacar, der 2021 bei Tirreno-Adriatico schon einmal an gleicher Stelle siegreich war, sagte im Siegerinterview, dass ein Etappensieg heute nicht von vornherein geplant war. “Erst, als wir in den ersten langen Berg gefahren sind, haben wir begonnen, auf Etappensieg zu fahren.” Sein Team habe ihm diesen Sieg sehr gut vorbereitet. Dann blickte er bereits nach vorne. “Ich hoffe, morgen wird ein recht entspannter Tag, weiß aber auch, dass die letzten 50 Kilometer (auf dem Weg nach Neapel) recht tricky sind und gefährlich werden können. Wir müssen konzentriert sein und bleiben bis morgen Abend. Dann ist Ruhetag, darauf kann ich kaum warten.”
Durch seinen nächsten Sieg und die entsprechenden Bonussekunden baute Pogacar seinen Vorsprung in der Gesamtwertung weiter aus. Er führt jetzt mit 2:40 Minuten vor Martinez. Ansonsten mussten sich Luke Plapp (Team Jayco-AlUla), der damit auch das Weiße Trikot abgeben musste, Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan), der noch beim Giro d’Abruzzo vor einem Monat in Prato di Tivo siegte, und Filippo Zana (Team Jayco-AlUla) aus den Top 10 verabschieden.
Zurück in Weiß ist Cian Uijtdebroeks (Visma | Lease a Bike). Thymen Arensman (Ineos Grenadiers) und Einer Rubio (Movistar) haben durch ihre Zugehörigkeit zur heutigen Spitzengruppe wieder viel Boden gutgemacht, die Top 10 vervollständigt Jan Hirt (Soudal - Quick Step). Jonathan Milan (Lidl-Trek) erreichte im Grupetto das Ziel und verteidigte damit die Führung in der Punktewertung. Pogacar hingegen baute sein Führung im Bergtrikot durch satte 50 Punkte im Finale heute weiter aus.
Erneut war von Beginn an viel Dampf auf dem Kessel. Direkt vom Start weg ging es bergauf. Und entsprechend wurde sofort attackiert. Zu den Aktivposten in der Anfangsphase gehörten Steinhauser und Julian Alaphilippe (Soudal - Quick Step), die in nahezu jeder Gruppe vertreten waren. Aber dann auch in der richtigen.
Die bildete sich im zweiten Berg des Tages, dem ersten kategorisierten. Im 16 Kilometer langen Anstieg zum Forca Capistrello lösten sich mehr als 30 Fahrer, die sich mehrfach teilten. Neben Steinhauser und Alphilippe zählten auch Geschke, Nairo Quintana, Etappensieger Pelayo Sanchez (beide Movistar), Romain Bardet (dsm-firmenich) und auch das Ineos-Duo Jhonatan Narvaez und Magnus Sheffield. In der Abfahrt des Berges entstand letztlich die Gruppe des Tages, bestehend aus 14 Profis. Die arbeiteten allerdings mehr schlecht als recht zusammen.
Deswegen entwickelte sich der Vorsprung nicht so, wie es möglich gewesen wäre, denn im Feld war das UAE Team Emirates zufrieden mit der Gruppe und ließ es ruhig angehen. Dennoch wurden es nicht mehr als zweieinhalb Minuten. Da waren es noch 70 Kilometer bis ins Ziel.
In der Folge stabilisierte sich die Rennsituation, 45 Kilometer vor dem Ziel in der Anfahrt zur zweiten Bergwertung (3. Kategorie) war aber nur noch eine gute Minute des Vorsprungs übrig. Steinhauser wurde es zu langsam, er war der erste, der zaghaft anzupfte und damit zumindest den Vorsprung der Gruppe wieder deutlich ausbaute, aber niemanden abschütteln konnte. Bis zum Gipfel passierte aber nichts weiter. Geschke räumte vor Steinhauser wie schon an der ersten Wertung die Bergpunkte ab, dann ging es 25 Kilometer bergab.
Mit 40 Sekunden ging es dann für die Ausreißer in den 14,7 Kilometer langen Schlussanstieg. Dort brach die Gruppe schnell auseinander. Alaphilippe ließ ausrollen, auch Quintana wurde durchgereicht. Etwas später war auch für das Ineos-Duo Schluss. Neun Kilometer vor dem Ziel war auch Steinhauser gestellt, letzter Verbliebener war Paret-Peintre, der sich bis zur Vier-Kilometer-Marke rettete.
Danach blieb es ruhig - bis 1,8 Kilometer vor dem Ziel. Da attackierte Antonio Tiberi (Bahrain-Victorious). Doch das blieb genauso erfolglos wie alle weiteren zaghaften Versuche. Also kam es zum Sprint. Und dort war einmal mehr Pogacar der Beste.