Giro d’Italia - 6. EtappeSanchez vermiest Alaphilippe die Wiederauferstehung

Sebastian Lindner

 · 09.05.2024

Von Beginn des Tages wurde attackiert. Auch Julian Alaphilippe zählte zu den frühen Angreifern, wurde aber hier genau wie Danny van Poppel und Fernando Gaviria zunächst wieder gestellt.
Foto: Getty Images/Tim de Waele
Pelayo Sanchez hat die Gravel-Etappe des Giro d’Italia gewonnen. Der junge Spanier ging als Teil eines Ausreißertrios auf die Zielgerade und schlug den zweifachen Weltmeister Julian Alaphilippe im Sprint um den Tagessieg.

Pelayo Sanchez (Movistar) hat den größten Erfolg seine Karriere gefeiert und die 6. Etappe des Giro d’Italia übner 180 Kilometer zwischen Viareggio und Rapolano Terme für sich entschieden. Der 24 Jahre alte Spanier, der in seiner ersten Saison auf der World Tour unterwegs ist, hatte im Sprint einer Dreiergruppe die besten Beine und verwies auf den letzten Metern Julian Alaphilippe (Soudal - Quick Step) auf Rang zwei. Der Franzose, der zuletzt ob fehlender Leistung viel Kritik einstecken musste, zeigte sich dabei wieder in der Form vergangener Jahre. Dritter wurde Luke Plapp (Team Jayco-AlUla).

Der Australischer Meister auf der Straße und im Zeitfahren war es gewesen, der das Trio im zweiten Gravel-Sektor des Tages gut 40 Kilometer vor dem Ziel initiiert hatte, nachdem er mit einer Attacke im bergaufführenden Teil der staubigen Straßen vier weitere Mitglieder eine eheamligen Ausreißergruppe, die sich erst 100 Kilometer nach dem Start gebildet hatte, sprengte. Die ganze Zeit davor wurde bei einem Schnitt von mehr als 50 km/h in den ersten anderthalb Rennstunden Attacke um Attacke gefahren, ohne dass sich Fahrer dauerhaft lösen konnten. Das passierte erst im ersten Anstieg des Tages beziehungsweise kurz danach, als es zwischenzeitlich unübersichtlich wurde und viele kleine Gruppen unterwegs waren.

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Tagessieger Sanchez überwältigt: “Konnte mir nicht vorstellen, hier zu gewinnen”

“Ich habe noch gar nicht realisiert, was ich heir geschafft habe”, sagte Sanchez nach seinem dritten Sieg als Profi kurz nach der Zieldurchfahrt. “Es war ein verrückter Tag für mich. Seit Beginn des Giros habe ich versucht, Kräfte für diesen Tag zu sparen. Ich habe es dann in die Gruppe geschafft, konnte mir aber trotzdem nicht vorstellen, hier zu gewinnen. Dann haben wir gut zusammengearbeitet. Ich habe auch versucht, meine Begleiter abzuhängen, aber dafür war ich nicht stark genug. Im Sprint habe ich es dann erneut versucht, da war ich dann zum Glück der Beste”, so der überwältigte Mann aus Asturien.

Auch Alaphilippe gab sich im Ziel einerseits zufrieden, aber auch etwas enttäuscht. “Ich kann mit dem Rennen happy sein, aber natürlich ist es auch ärgerlich, so knapp zu verlieren”, sagte der 31-Jährige. “Er (Sanchez) hat einen perfekten Sprint hingelegt, deswegen gibt es nichts zu bedauern. Das war hier nicht meine letzte Chance bei diesem Giro”, zeigte sich Alaphilippe dann auch nochmal kämpferisch.

Keine Änderungen in der Gesamtwertung

In der Gesamtwertung gab es innerhalb der Top 10 keine Veränderungen, wenngleich vor allem durch das hohe Tempo von Ineos Grenadiers in den Gravel-Sektoren das Hauptfeld immer wieder in mehrere Teile zerbrach und auch die Favoriten im Klassement teilweise nicht ganz vorne bei Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) fuhren. Sturzbedingt war unter anderem Bora-Kapitan Daniel Felipe Martinez zwischenzeitlich zurück, doch da nach den Sektoren das Tempo immer herausgenommen wurde, fanden alle wieder zusammen.

Pogacar fährt damit auch vor dem Zeitfahren auf der 7. Etappe in Rosa. Die Punktewertung führt weiterhin Jonathan Milan (Lidl-Trek) an, stellvertretend für Pogacar trägt Lilian Calmejane (Intermarche-Wanty) weiter das Bergtrikot. Cian Uijtdebroeks (Visma | Lease a Bike) bleibt mindestens einen weiteren Tag bester Jungprofi.

Giro d’Italia 2024: Ergebnisse - die Top 10 der 6. Etappe

  1. Pelayo Sanchez (Movistar) 4:01:08
  2. Julian Alaphilippe (Soudal - Quick Step) +0:00
  3. Luke Plapp (Team Jayco-AlUla) +0:01
  4. Andrea Piccolo (EF Education EasyPost) +0:24
  5. Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) +0:29
  6. Luka Mezgec (Team Jayco-AlUla) +0:29
  7. Quinten Hermans (Alpecin-Deceuninck) +0:29
  8. Nick Schultz (Israel-Premier Tech) +0:29
  9. Daniel Felipe Martinez (Bora-Hansgrohe) +0:29
  10. Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan) +0:29

Der aktuelle Stand in der Gesamtwertung

  1. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) 23:20:52
  2. Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) +0:46
  3. Daniel Felipe Martinez (Bora-Hansgrohe) +0:47
  4. Cian Uijtdebroeks (Visma | Lease a Bike) +0:55
  5. Einer Rubio (Movistar) +0:56
  6. Lorenzo Fortunato (Astana Qazaqstan Team) +1:07
  7. Juan Pedro Lopez (Lidl-Trek) +1:11
  8. Jan Hirt (Soudal - Quick Step) +1:13
  9. Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan Team) +1:26
  10. Esteban Chaves (EF Education EasyPost) +1:26


So lief die 6. Etappe des Giro d’Italia 2024

Highspeed-Auftakt in den sechsten Tag des Giros. Die ersten 70 Kilometer waren komplett flach und boten überwiegend Rückenwind. Dazu kamen zahllose Attacken. Permanent wurde angegriffen, doch eine Gruppe konnte sich bis zum Fuße des acht Kilometer langen Anstiegs hinauf nach Volterra nicht absetzen. Bis dahin lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 51,5 km/h.

Im Berg löste sich letztlich ein Trio. Alaphilippe, Aurelien Paret-Peintre (Decathlon AG2R La Mondiale) und Filippo Fiorelli (VG Group - Bardiani CSF - Faizane), der die Bergwertung der 4. Kategorie für sich entschied, fuhren sich dort knapp 20 Sekunden heraus. Die reichten aber nicht lange. Denn von hinten kam eine größere Gruppe dazu, rund 25 Fahrer waren dort dabei. Unter anderem auch Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck), während andere Sprinter wie Milan oder Tim Merlier (Soudal - Quick Step) in versprengten Grüppchen weiter hinter der um das Rosa Trikot von Pogacar fuhren.

Nach 100 Kilometern: Sieben Mann bilden die Gruppe des Tages

Das kleine Feld an der Spitze explodierte dann nochmal. Ein Sextett löste sich, das dann - nach 100 gefahren Kilometern - die Gruppe des Tages bildete. zu Alaphilippe, Groves und Fiorelli gesellten sich Plapp, Matteo Trentin (Tudor) und Sanchez. Einige Kilometer kam noch Andrea Vendrame (Decathlon AG2R La Mondiale) als Einzelkämpfer von hinten dazu. Der Vorsprung wuchs auf über zwei Minuten an, die Rennsituation stabilisierte sich.

60 Kilometer vor dem Ziel war der Vorsprung auf drei Minuten angewachsen. Ans Hauptfeld schlossen von hinten wieder einige Sprinter auf, alle waren zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht zurück. Zehn Kilometer kam der erste Schottersektor. Bei trockener und warmer Witterung war es extrem staubig, dennoch kamen Spitze und Feld gut durch. Allerdings büßte das Septett vorne schnell Vorsprung ein.

Im kurz darauf folgenden zweiten Sektor ging es zusätzlich auch bis zu sechs Prozent bergauf. Dort lösten sich Plapp, Alaphilippe und Sanchez von ihren Begleitern. Der Franzose kam als Erster aus dem Sektor heraus und sicherte sich die zweite Bergwertung (4. Kategorie). Das Hauptfeld hatte ausgangs des Sektor anderthalb Minuten Rückstand auf die Spitze, war aber erneut deutlich zusammengeschrumpft.

Spitzentrio rettet sich über finalen Hügel und ins Ziel

In der Folge wuchsen die Abstände zwischen den Gruppen aber wieder. 25 Kilometer vor dem Ziel hatten Alaphilippe, Plapp, der kurz zuvor die Intergiro-Wertung gewann, und Sanchez gut eine Minute auf ihre ersten Verfolger, das Hauptfeld hatte da wieder zweieinhalb Minuten Rückstand. Als es 18 Kilometer vor dem Ziel in den letzten Sektor ging, wurden die Verfolger vom Hauptfeld, wieder angeführt von Inoes, gestellt. Nach dem Sektor hatte auch die Spitze nur noch 70 Sekunden Vorsprung.

Fünf Kilometer vor dem Ziel war dem Trio eine gute Minute geblieben. Doch da wartete noch ein letzter kurzer Anstieg , der bis zu 20 Prozent steil war. Mit 20 Sekunden ging die Spitze über den Hügel in eine leichte Abfahrt und dann auf den letzten Kilometer, der wieder leicht ansteigend war. Plapp führte das Trio in Zielnähe, an seinem Hinterrad eröffnete Alaphilippe 200 Meter vor der Linie den Sprint. Sanchez konnte die Attacke aber mitgehen und noch am Franzosen vorbeiziehen. Vierter wurde Piccolo, der sich kurz nach dem finalen Hügel aus dem Feld löste, das von Narvaez ins Ziel geführt wurde.

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