Thomas Huber
· 18.05.2024
Als Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) beim 31,2 Kilometer langen Zeitfahren am Gardasee ins Ziel kam, betrug sein Vorsprung zum bisherigen Führenden Tobias Foss (Ineos Grenadiers) fast anderthalb Minuten. Der Italiener fuhr in seiner eigenen Liga, zu der kein anderer Fahrer aufschließen konnte. Erst als Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) von der Startrampe rollte, wurde es wieder spannend: Der Slowene lag bei der ersten von zwei Zwischenzeiten knapp vor Ganna. Bei der zweiten Zwischenzeit büßte Pogacar dann aber ein. Zehn Sekunden Rückstand waren im letzten Stück nicht mehr einholbar, sodass er anschließend keine Attacke mehr setzte. Im Ziel gewann Filippo Ganna mit einer Zeit von 35:02 Minuten und einem Mittel von 53,4 km/h 29 Sekunden vor Pogacar. Dritter wurde Thymen Arensman (Ineos Grenadiers), der am Ende 1:07 Minuten Rückstand auf den Tagessieger hatte.
Während Ganna und Pogacar in einer eigenen Liga unterwegs waren, ging es auf den Plätzen hinter den beiden Top-Performern deutlich enger zu. Geraint Thomas wurde mit einem Rückstand von 1:14 Minuten Vierter und verpasste das Podest beim Zeitfahren knapp. Dafür holte er über eine halbe Minute auf den Gesamtzweiten Daniel Felipe Martinez heraus und ist nun neuer Zweitplatzierter im Gesamtklassement. Auch der Tagesdritte Thymen Arensman verbesserte sich im Klassement um vier Plätze und ist neuer Sechster. Vor der 15. Etappe, die die Königsetappe beim Giro d’Italia 2024 darstellt, haben sich die Ausgangslagen für manchen Klassementfahrer leicht verändert.
Heute habe ich echt gelitten. Ich musste noch lange warten, um zu wissen, ob es heute reicht oder nicht. Für mich ist es ausgerechnet hier in Italien ein sehr emotionaler Moment - der Gardasee ist eine zweite Heimat für mich. - Filippo Ganna im Siegerinterview
Um 13.40 Uhr eröffnete bei sonnigem Wetter am Gardasee Alan Riou (Arkea-B&B Hotels) das Einzelzeitfahren der 14. Etappe - Erster im Ziel war aber ein anderer Fahrer. Josef Cerny (Soudal - Quick Step) erreichte nach fast 37 Minuten die Ziellinie und setzte die erste Richtzeit. Kurz darauf war es dann Max Walscheid (Team Jayco-AlUla), der die Zeit unterbot und am Ende mit Platz 15 bester Deutscher wurde.
Als der Italiener Edoardo Affini mit einer erneuten Bestzeit ins Ziel kam, startete der große Favorit auf den Tagessieg sein Zeitfahren. Alle Augen waren von da an auf Filippo Ganna gerichtet - und der lieferte. Bei der zweiten Zwischenzeit hatte er bereits einen Vorsprung von 59 Sekunden auf die Bestzeit von Tobias Foss, im Ziel waren es dann sogar fast anderthalb Minuten. Ab dem Zeitpunkt kam lange Zeit kein Fahrer nur annähernd an die Zeit des Stundenweltrekordhalters heran.
Einen starken Beginn zeigte Ganna-Teamkollege Magnus Sheffield (Ineos Grenadiers), der lange Zeit knapp hinter Ganna bei den Zeitnahmen lag. Bei einer Rechtskurve rutschte der US-Amerikaner dann aber weg, stürzte und musste seine Hoffnungen auf eine Podestplatzierung nach vielversprechendem Beginn begraben.
Anschließend waren die Klassementfahrer an der Reihe. Den Auftakt bei diesen machte Thymen Arensman, der ein starkes Rennen zeigte und am Ende auf Podestplatz drei landete. Die prominente Konkurrenz um Romain Bardet (Team dsm-firmenich PostNL) konnte dem Niederländer nicht trotzen, der im Gesamtklassement an Boden gutmachte. Auch Geraint Thomas zeigte wie das gesamte Ineos-Team eine gute Tagesform und stürmte mit einem hohen Gang und kraftvollen Tritten im Klassement an Daniel Felipe Martinez vorbei auf Rang zwei.
Tadej Pogacar ging als Gesamtführender als Letzter auf die Strecke nahe des Gardasees. Zwar reichte es am Ende für den Slowenen nicht ganz für den Tagessieg, den sich Filippo Ganna holte - Pogacar wurde Zweiter. Im Gesamtklassement baute er seinen Vorsprung aber nochmals aus. Vor der Königsetappe hat Pogacar alle Trümpfe in der Hand, während sich Bora-Hansgrohe etwas einfallen lassen muss, möchte man Martinez zurück auf Platz zwei bringen.