Thomas Huber
· 19.05.2024
Lange Zeit sah es auf der 15. Etappe des Giro d’Italia so aus, als könnten die Ausreißer den Etappensieg unter sich ausmachen. Das Peloton hielt sich nämlich unter der Tempoarbeit vom UAE Team Emrieates über weite Strecken bedeckt. Erst 14 Kilometer vor dem Ziel war es dann Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der nach Vorarbeit von Teamkollege Rafal Majka eine Attacke startete. Pogacar hatte zu dem Zeitpunkt drei Minuten Rückstand auf die Spitze des Feldes. In Folge flog der Slowene auf unnachahmliche Weise an allen Kontrahenten vorbei - kein Fahrer konnte Pogacar auch nur im Ansatz folgen. Zwei Kilometer vor dem Ziel musste mit Nairo Quintana (Movistar) auch der letzte verbliebene Fahrer seinen Traum vom Etappensieg begraben, zu stark war die Performance von Tadej Pogacar. Im Ziel hatte er einen Vorsprung von circa einer halben Minute vor Quintana, Dritter wurde der Deutsche Georg Steinhauser (EF Education-EasyPost).
Auf der 15. Etappe bewies Tadej Pogacar einmal mehr, dass er beim Giro d’Italia 2024 in einer eigenen Liga unterwegs ist. Das unterstreicht auch das Gesamtklassement. Aktuell liegt Pogacar nämlich unfassbare 6:41 Minuten vor dem zweitplatzierten Geraint Thomas (Ineos Grenadiers). Unter den Top-Sechs des Klassements gab es derweil keine Verschiebungen. Einzig Romain Bardet (Team dsm-firmenich PostNL) verbesserte sich um einen Platz, zudem sind Einer Rubio (Movistar) und Jan Hirt (Soudal - Quick Step) neu in der Top-Ten.
Georg Steinhauser zeigte auf der Königsetappe des Giro d’Italia ein herausragendes Rennen. Der Fahrer von EF Education-EasyPost fuhr lange Zeit in der Ausreißergruppe mit, die sich mit dem Rennverlauf mehr und mehr ausdünnte. 21 Kilometer vor dem Ziel nutzte er die Gunst der Stunde und griff aus der Spitzengruppe heraus an. Weil vorerst kein Fahrer antworten konnte, war er fortan als Solist unterwegs. Circa zehn Kilometer vor dem Ziel zog dann Nairo Quintana an Steinhauser vorbei, der damit seine Hoffnungen auf einen Tagessieg begraben musste. Er wurde in Folge nur noch von Pogacar überholt und hielt sich die übrigen Fahrer um Geraint Thomas und Daniel Felipe Martinez vom Hals. Im Ziel wurde Steinhauser starker Dritter.
“Zum Ende hin ist alles gut gelaufen. Ich habe mich seit Dezember auf diese Etappe vorbereitet. Wichtig war, dass wir das Rennen unter Kontrolle gehalten haben. Ich muss auch Georg Steinhauser loben, der einen starken Job gemacht hat.” - Tadej Pogacar im Siegerinterview
Die 15. Etappe des Giro d’Italia umfasste nicht nur 222 Kilometer, sondern auch 5.700 Höhenmeter. Damit war es die Königsetappe der Italien-Rundfahrt. Kurz nach Rennbeginn setzten sich circa zehn Fahrer ab, mit dabei waren unter anderem Tobias Bayer (Alpecin-Deceuninck) und Lewis Askey (Groupama-FDJ). Cofidis machte derweil die Nachführarbeit, um Simon Geschke in die Ausreißergruppe zu bringen und weitere Bergpunkte einsammeln zu können. Bis dato lag Geschke nämlich hinter Pogacar auf Rang zwei in de Bergwertung.
Kurz vor der Bergwertung am Colle San Zeno stellte dann eine von Geschke initiierte circa 50 Fahrer große Gruppe den Anschluss zur Spitzengruppe her. An der darauffolgenden Abfahrt setzten sich wiederum sechs Fahrer zu einer erneuten Spitzengruppe ab - unter anderem Christian Scaroni und Davide Ballerini (beide Astana Qazaqstan Team) waren mit dabei. Anschließend stabilisierte sich die Rennsituation. Hinter den sechs führenden Fahrern gab es weiterhin eine große Verfolgergruppe. Im Peloton machte derweil das UAE Team Emirates die Tempoarbeit.
Am Anstieg des Mortirolo flogen dann die Ausreißergruppen auseinander. Fortan waren Nicola Conci (Alpecin-Deceuninck), Chirstian Scaroni (Astana Qazaqstan Team) und Giulio Pellizzari (VF Group-Bardiani CSF - Faizane) an der Spitze, dahinter saugten sich circa 15 Fahrer um Simon Geschke und Georg Steinhauser an das Führungstrio heran und stellten bei der darauffolgenden Abfahrt den Anschluss her.
In Folge ging es in den Anstieg nach Livigno, wo mehr und mehr Fahrer in der Spitzengruppe Probleme bekamen. Unter anderen Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) und Juan Pedro Lopez (Lidl-Trek) vielen zurück und spielten fortan keine Rolle.
21 Kilometer vor dem Ziel griff Steinhauser aus der mittlerweile nur noch achtköpfigen Ausreißergruppe an und distanzierte seine Konkurrenten vorerst. Während sich hinter ihm Nairo Quintana als Verfolger auf die Socken machte, konnten die übrigen sechs Fahrer um Simon Geschke keine Attacke mehr setzen.
Als Quintana wenig später zu Steinhauser aufschloss und ihn anschließend überholte, begann im Peloton die Pogacar-Show: Der Slowene trat 14 Kilometer nach Vorarbeit seiner Teamkollegen an. Keiner seiner Konkurrenten im Peloton konnte Pogacar folgen, der nach und nach an allen Fahrern vorbeizog. Zwei Kilometer vor dem Ziel überholte er auch Quintana und holte sich anschließend den Solo-Sieg. Der Kolumbianer wurde Zweiter, Steinhauser Dritter.