Auf der 3. Etappe des Giro d’Italia 2024 kam es am Ende wie erwartet zu einem Massensprint. Bei diesem stürmte Tim Merlier (Soudal - Quick Step) mit einem unnachahmlichen Antritt aus circa achter Position auf der rechten Seite der Zielgeraden an der Konkurrenz vorbei zum Tagessieg.
Am Ende setzte sich der Belgier dank seiner hohen Endgeschwindigkeit knapp vor Jonathan Milan (Lidl-Trek) durch, dem nur wenige Zentimeter auf den Sieg fehlten. Dritter wurde der Eritreer Biniam Girmay vom Team Intermarche-Wanty. Merlier holte sich damit nach drei Etappensiegen bei der UAE Tour 2024 bereits den vierten Etappensieg bei einer World-Tour-Rundfahrt in diesem Jahr. Er darf auf der 4. Etappe auch das Maglia Ciclamino tragen, er führt nämlich punktgleich mit Jonathan Milan die Punktewertung an. Die deutschen Sprinter um Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious) und Max Kanter (Astana Qazaqstan Team) spielten dagegen ebenso wie Bora-Hansgrohes Danny van Poppel keine Rolle.
Kurz vor dem eben verlaufenden Finale gab es einen kurzen Anstieg, bei dem mehrere Fahrer versuchten, den Sprintern einen Strich durch die Rechnung zu machen. Mikkel Frölich Honore (EF Education-EasyPost) war der erste Fahrer, dem es dabei gelang, eine kleine Lücke zum Peloton drei Kilometer vor dem Ziel zu reißen. Sofort befanden sich Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) und der Gesamtführende Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) am Hinterrad des Dänen. Während Honore sein hohes Tempo nicht halten konnte und zügig wieder einkassiert wurde, versuchten die beiden Aspiranten auf den Gesamtsieg, ihre Attacke bis ins Ziel durchzuziehen. Erst wenige hundert Meter vor der Ziellinie wurde das Duo von den Sprintern gestellt, die am Ende doch noch den Tagessieg unter sich ausmachten.
Es war ein sehr hartes Finale. Auf dem letzten Kilometer habe ich kaum Windschatten gefunden. Dann dachte ich, dass ich einfach losfahren muss. Ich bin glücklich, heute gewonnen zu haben. - Tim Merlier im Siegerinterview
Die 3. Etappe des Giro d’Italia 2024 führte die Fahrer über 166 größtenteils flache Kilometer von Novara nach Fossano. Aufgrund des starken Sprinterfeldes auf der Etappe machten keine Fahrer zu Beginn des Rennens Anstände, sich vom Peloton lösen zu wollen. Es dauerte lange, bis sich zwei Fahrer vorerst abkapselten.
Kurz vor der ersten und einzigen Bergwertung des Tages der vierten Kategorie in Lu machten sich Lilian Calmejane (Intermarche-Wanty) und Davide Ballerini (Astana Qazaqstan Team) aus dem Staub, die sich drei bzw. zwei Punkte krallten. Unmittelbar nach der Wertung ließen sich dann die beiden Fahrer wieder zurück ins Peloton fallen.
Das Tempo machten auf der 3. Etappe die Sprinterteams. Unter anderem Lidl-Trek, Intermarche-Wanty und Alpecin-Deceuninck fuhren im Wind für ihre Top-Sprinter Jonathan Milan, Biniam Girmay und Kaden Groves. Das Team des Gesamtführenden UAE Team Emirates erlebte dagegen einen über weite Strecken ruhigen Tag und musste kaum im Wind fahren.
Bei der Zwischensprintwertung in Masio gewann Jonathan Milan die vollen zwölf Punkte. Die Sprinter konnten sich mit einigen Anfahrern vom Peloton absetzen und hatten schnell einen Vorsprung von über einer Minute zum Peloton. Das nahm vor allem das in der vorderen Gruppe gut besetzte Alpecin-Deceuninck zum Anlass, weiterhin Tempo zu machen.
Über anderthalb Minuten hatte die über 20 Fahrer große Spitzengruppe Vorsprung, dann machte unter anderem das Team Movistar im Hauptfeld ernst, das den Postabgang verpasst hatte. Es schrumpfte der Vorsprung der Spitzengruppe wieder – diese wurde 43 Kilometer vor dem Ziel wieder eingeholt und damit alles wieder auf Anfang gestellt. Zwischenzeitlich gab es auch ein zweites Peloton, das dem Tempo Movistars nicht folgen konnte. Viele Fahrer um den aktuell besten Jungprofi Cian Uijtdebroeks (Visma | Lease a Bike) mussten schufften, um den Anschluss zum Peloton wiederherzustellen, was schlussendlich auch gelang.
Das Tempo und die Aufregung wurden in der Folge immer höher. Die Teams begannen, sich zu sortieren, während einige Fahrer ihre aussichtsreiche Position für einen möglichen Sprint aufgeben mussten. So fand sich unter anderem Fabio Jakobsen (Team dsm-firmenich PostNL) wenige Kilometer vor dem Ziel am Ende des Pelotons wieder und spielte am Ende keine Rolle.
An der finalen Rampe drei Kilometer vor dem Ziel trat Mikkel Honore an und riss Tadej Pogacar und Geraint Thomas mit, die bis kurz vor der Ziellinie vorneweg fuhren. Auf den letzten hundert Metern wurden sich aber doch noch gestellt, sodass es am Ende zu einem Massensprint kam. Dabei hatte Tim Merlier die schnellsten Beine, der Jonathan Milan und Biniam Girmay auf die Plätze zwei und drei verwies. In der Gesamtwertung gab es derweil nur minimale Verschiebungen.