Thomas Huber
· 16.05.2024
Die 12. Etappe des Giro d’Italia 2024 von Martinsicuro nach Fano wurde von einem Fahrer dominiert: Julian Alaphilippe. Der Fahrer von Soudal - Quick Step setzte sich 126 Kilometer vor dem Ziel gemeinsam mit Mirco Maestri (Polti-Kometa) ab. Das Ausreißerduo harmonierte prächtig, ehe sich Alaphilippe zwölf Kilometer vor dem Ziel am finalen Anstieg vom Italiener absetzte und anschließend auf beeindruckende Weise die Etappe für sich entschied. Auch eine neunköpfige Verfolgergruppe um Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) und Benjamin Thomas (Cofidis), die bereits beide eine Etappe beim Giro 2024 gewonnen hatten, konnte Alaphilippe nicht gefährlich werden. Nach einer längeren sportlichen Durststrecke meldet sich der Ex-Weltmeister damit wieder auf beeindruckende Weise zurück. Der Franzose hat nun bei jeder der drei Grand Tours mindestens eine Etappe gewonnen.
Zwischenzeitlich bildete sich hinter dem Führungsduo eine fast 40 Fahrer starke Verfolgergruppe, die sich anschließend teilte. Neun Fahrer um Jhonatan Narvaez, Simon Clarke (Israel-Premier Tech) und Quinten Hermans (Alpecin-Deceuninck) nahmen 80 Kilometer vor dem Ziel die Verfolgung auf das Führungsduo auf. Immer wieder waren sich die Fahrer jedoch uneinig in der Tempoarbeit, sodass die Lücke auf die Spitze erst sehr spät auf unter eine Minute fiel. Weil Alaphilippe und Maestri sehr gut harmonierten, schaffte es der Franzose, seinen Vorsprung am Ende klar ins Ziel zu bringen. Hinter ihm belegten mit circa einer halben Minuten Rückstand Jhonatan Narvaez und Quinten Hermans Platz zwei und drei. Im Gesamtklassement gab es derweil keinerlei Verschiebungen.
Ich muss meinen Teamkameraden danken, die den Anfang des Rennens gut kontrolliert haben. Maestri und ich haben famos zusammengearbeitet, auch er hätte es verdient gehabt, zu gewinnen. Es war mein Traum, beim Giro eine Etappe zu gewinnen, jetzt habe ich es geschafft. Ich bin super happy. - Julian Alaphilippe im Siegerinterview
Aufgrund des hügeligen Terrains der Etappe, war ein Ausreißersieg auf der 12. Etappe nicht unwahrscheinlich. Entsprechend versuchten viele Fahrer, in die Spitzengruppe des Tages zu gelangen. Das Rennen war von Beginn an hektisch, teils sogar unübersichtlich. Auf dem ersten Teil der Strecke, einem Flachstück entlang der Küste, konnte sich keine Gruppe entscheidend absetzen. Roel van Sintmaartensdijk (Intermarche-Wanty), Enzo Paleni (Groupama-FDJ) und Matteo Trentin (Tudor Pro Cycling Team) fuhren zeitweise an der Spitze, allerdings bekamen sie nie mehr als eine Minute Vorsprung auf das Peloton. 155 Kilometer vor dem Ziel wurde das Trio wieder gestellt.
Es bildete sich eine neue Spitzengruppe bestehend aus Simon Clarke (Israel-Premier Tech), Michael Hepburn (Team Jayco-AlUla), Mirco Maestri und Edoardo Affini (Visma | Lease a Bike). Dann ging es in den ersten Anstieg, wo Julian Alaphilippe zunächst mit fünf Begleitern zu den vier Spitzenreitern aufschloss. Wenig später kam noch Pelayo Sanchez (Movistar) hinzu, sodass sich zehn Fahrer ganz vorne befanden, dahinter zwei größere Verfolgergruppen, die sich aus dem Peloton lösten.
Während sich 126 Kilometer vor dem Ziel Alaphilippe gemeinsam mit Mirco Maestri nochmals aus der Spitzengruppe absetzte und schnell einen substanziellen Vorsprung herausfuhr, liefen die drei Gruppen dahinter zusammen, wodurch sich zwischenzeitlich eine fast 40 Fahrer starke Verfolgergruppe vor dem Peloton befand. Gefährlichster Fahrer in der Verfolgergruppe im Gesamtklassement war Jan Hirt (Soudal - Quick Step) mit 5:57 Minuten Rückstand auf Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Damit war das Team Soudal - Quick Step auf der 12. Etappe auf doppelter Mission: Mit Alaphilippe den Tagessieg holen und Hirt im Gesamtklassement verbessern.
Rund 80 Kilometer vor dem Ziel flog die Verfolgergruppe auseinander. Neun Fahrer konnten sich absetzen. Mit dabei waren unter anderem Jonathan Narvaez, Benjamin Thomas, Matteo Trentin (Tudor Pro Cycling Team), Michael Valgren (EF Education EasyPost) und Simon Clarke (Israel-Premier Tech). Nur langsam schoben sich die Fahrer näher ans Spitzenduo heran.
Im Peloton übernahm derweil Bahrain-Victorious das Kommando, das für Kapitän Antonio Tiberi arbeitete. Ziel war es, Hirt im Klassement nicht an Italiener vorbeiziehen zu lassen. Dies gelang dem Team aus Bahrain auch: Circa 15 Kilometer vor dem Ziel wurde die größere Verfolgergruppe vom Peloton geschluckt und der Kraftakt belohnt.
An der Spitze des Feldes harmonierten Alaphilippe und Maestri prächtig, während es in der neunköpfigen Verfolgergruppe immer wieder Unstimmigkeiten gab. Lange stagnierte der Vorsprung der Führenden bei circa anderthalb Minuten - und den Verfolgern lief mehr und mehr die Zeit davon.
Am finalen Anstieg ließ Alaphilippe dann Maestri spielerisch leicht stehen und machte sich auf den Weg zum Solo-Sieg. Dahinter betrug der Vorsprung zwar mittlerweile weniger als eine Minute, zehn Kilometer vor dem Ziel reichte dies jedoch aus. Narvaez und Hermans konnten sich zwar von ihren Kontrahenten in der Verfolgergruppe absetzen und Maestri überholen, Alaphilippe in Bedrängnis bringen konnten sie aber nicht. Damit schnappt sich der Franzose den Tagessieg, der am Ende eine halbe Minute Vorsprung auf Narvaez und Hermans hatte.