Sebastian Lindner
· 01.04.2024
Während sich die Rundfahrer weiter auf den Giro d’Italia vorbereiten und dafür die eine oder andere Vorbereitungs-Rundfahrt im Programm haben, tobt für alle anderen weiter der Kampf um die wichtigsten Klassiker des Jahres.
Im mit 40 Rennen für die Männer sehr gut gefüllten Rennkalender waren auch sechs World-Tour-Events. Gleich ab 1. April steht dabei die Baskenland-Rundfahrt auf dem Programm. Aber auch diese kletterlastige Rundfahrt wird nicht das erste Duell der Saison der beiden Überfahrer Jonas Vingegaard (Visma | Lease a Bike) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) erleben. Die beiden größten Favoriten auf den Tour-de-France-Sieg gehen sich bis zum Jahreshöhepunkt weiter aus dem Weg. War Pogacar im März in Katalonien, geht Vingegaard nun zwei Wochen später im benachbarten Baskenland an den Start. Mit Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) und Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) stehen zwei weitere Top-Rundfahrer am Start, doch ist es aktuell schwer vorstellbar, das selbst einer von ihnen mit dem Dänen in ernsthafte Konkurrenz treten könnte.
Parallel küren die Sprinter ihren inoffiziellen Weltmeister am 3. April beim Scheldepreis. Das Rennen durch die Niederlande kommt gänzlich ohne Höhenmeter aus und gilt seit Jahren als “inoffizielle Sprinter-WM”. Fünfmal siegte Marcel Kittel dort, zuletzt war es Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck). Auch die Frauen fahren das Rennen mittlerweile. Alle drei Austragungen gewann Lorena Wiebes (SD Worx - Protime).
Von dort geht es für die meisten Starter weiter zum nächsten Saisonhighlight. Am 7. April steht mit Paris-Roubaix nach Mailand-San Remo und der Flandern-Rundfahrt das dritte Radsport-Monument des Jahres auf dem Plan. Die “Hölle des Nordens”, die “Königin der Klassiker”. Durch den Sturz von Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) inklusive Schlüsselbein- und Rippenbruch bei Dwars door Vlaanderen hat das Rennen bereits früh einen Top-Favoriten verloren. Doch auch ohne den Belgier bleibt das Rennen hochkarätig besetzt, unter anderem durch Weltmeister und Vorjahressieger Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck). Die Frauen fahren das Rennen bereits einen Tag zuvor am 6. April. Nachdem im Vorjahr eine sechsköpfige Ausreißergruppe vor den Favoritinnen ins Ziel kam und Alison Jackson (EF Education-Tibco-SVB) überraschend den Pflasterstein in die Luft stemmen konnte, dürften Lotte Kopecky (SD Worx - Protime) und Co. noch eine Rechnung offen haben.
Von Frankreich geht es zurück nach Belgien, wo die Ardennenwoche ansteht. Männer und Frauen absolvieren zunächst das Amstel Gold Race (14. April), dann den Fleche Wallonne mit dem Ziel an der Mauer von Huy (17. April) und schließlich Lüttich-Bastogne-Lüttich. Für die Männer ist “La Doyenne”, erstmals 1892 ausgetragen, das vierte Monument des Jahres, das letzte im Frühling.
Im Vorjahr schaffte Demi Vollering (SD Worx - Protime) als zweite Frau nach Anna van der Breggen den Gewinn aller drei Rennen in einem Jahr. Bei den Männern war Pogacar auf bestem Wege, es ihr gleichzutun, ehe ihn ein Sturz beim letzten Rennen, bei dem er sich die Hand brach, um seine Träume brachte. Dieses Mal steht der Slowene nur in Lüttich am Start, um die Trophäe, die er bereits 2021 gewinnen konnte, zurückzuerobern. Als Tripple-Kandidat bringt sich unterdessen Evenepoel ins Spiel.
Parallel steht bei den Männern weiter die Giro-Vorbereitung auf dem Plan. Bei der Tour of the Alps vom 15. bis 19. April und ihren fünf Bergetappen durch Italien und Österreich geht - abgesehen von Pogacar - nahezu alles an den Start, was bei der Italien-Rundfahrt auf Gesamtwertung fahren will, angeführt von Ben O’Connor (Decathlon AG2R La Mondiale), Romain Bardet (Team dsm-firmenich PostNL), Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) und Lennard Kämna (Bora-Hansgrohe).
Den allerletzten Schliff für den Giro oder Berg-Kilometer in Vorbereitung auf die Tour de France gibt es dann bei der Tour de Romandie vom 23. bis 28. April. Die Rundfahrt durch die Westschweiz ist traditionell gut besetzt. Juan Ayuso (UAE Team Emirates), Aleksandr Vlasov und Jai Hindley (beide Bora-Hansgrohe), Egan Bernal (Ineos Grenadiers), Enric Mas (Movistar) und auch Lenny Martinez (Groupama-FDJ) - allesamt Tour-Kandidaten - haben die schwere Rundfahrt auf dem Zettel.
Während sich die Männer noch auf ihre großen Landesrundfahrten vorbereiten, steht bei den Frauen die erste schon auf dem Programm. Vom 28. April bis zum 5. Mai wird die Vuelta Espana Feminina ausgetragen. Das Rennen ist mittlerweile auf acht Etappen angewachsen. Nachdem Titelverteidigerin Annemiek van Vleuten ihre Karriere beendet hat, lauert Vollering auf ihren ersten Titel bei diesem Rennen.