Die Vuelta a España 2025 wird weiterhin von propalästinensischen Protesten überschattet. Die Rennleitung sah sich am Dienstag gezwungen, die 16. Etappe um acht Kilometer zu verkürzen, nachdem Demonstranten den ursprünglich geplanten Zielbereich in Castro de Herville blockiert hatten. Die Zeiten und der Etappensieger wurden daher an einem improvisierten Ziel festgelegt. Der Kolumbianer Egan Bernal (INEOS Grenadiers) sicherte sich den Sieg vor Mikel Landa und Brieuc Rolland. Ganz klar war beiden aber nicht, wo das Rennen endet: ein kleiner Zielstrich auf der Straße kurz vor einem großen Bogen sorgte für Verwirrung. Auch der Kommentator auf Eurosport erkannte zunächst nicht, wo das Rennen endet.
Der Kolumbianer Egan Bernal (INEOS Grenadiers) setzte sich im Sprint einer Ausreißergruppe durch und feierte damit seinen ersten Etappensieg bei einer Grand Tour seit 2021. Auf den Plätzen danach folgten der Spanier Mikel Landa und der Franzose Brieuc Rolland. Der deutsche Radprofi Nico Denz (Red Bull - BORA - hansgrohe) belegte mit 1:02 Minuten Rückstand den vierten Platz, nachdem er zuvor zu den aktivsten Fahrern in der Ausreißergruppe gehörte und sowohl eine Berg- als auch eine Sprintwertung für sich entschieden hatte.
Eurosport-Experte Jens Voigt reagierte mit deutlicher Kritik auf die erneuten Störungen des Renngeschehens. "Ich glaube, da müsste prinzipiell etwas geändert werden. Das kann nicht sein, dass das jetzt das zweite Mal vorkommt", betonte der ehemalige Radprofi in der Live-Übertragung. "Die Mannschaften planen ja ihren Tag, ihre Taktik - wir reden hier von einem Millionen-Dollar-Budget, das die Mannschaften haben - die bringen hier Millionen Euro wert an Fahrer-Material an den Start. Und dann wird so oft einfach die Etappe vorverlegt und Abstände entstehen oder entstehen eben nicht, die sonst entstanden wären, wenn diese Etappe zu Ende gefahren worden wäre." Der 53-jährige Ex-Profi forderte ein entschiedeneres Vorgehen der Veranstalter und Behörden: "Vielleicht mehr Polizei-Präsenz. Vielleicht mehr Kommunikation mit den Leuten und sagen: 'Leute, pusht das Limit nicht zu weit. Hört auf damit. Keiner versteht euch mehr, wenn das so weit geht, dass das ganze Rennen dadurch verfälscht wird'", so Voigt bei Eurosport.
Angesichts der anhaltenden Proteste hat die spanische Guardia Civil für die bevorstehende 17. Etappe am Mittwoch ein umfassendes Sicherheitskonzept angekündigt. Für den Streckenabschnitt in der Provinz León, der von El Barco de Valdeorras nach Ponferrada führt, werden insgesamt 188 Beamte im Einsatz sein. Die Unidad de Movilidad y Seguridad Vial (UMSV) der Guardia Civil wird mit 132 Beamten, 59 Motorrädern, 28 Geländefahrzeugen und einem Hubschrauber für die Sicherheit auf der Strecke sorgen. Zusätzlich werden 20 Beamte und 10 Fahrzeuge der örtlichen Guardia Civil sowie 36 Beamte und 30 Fahrzeuge der Verkehrspolizei das Aufgebot verstärken. "Wir nehmen die Sicherheit aller Beteiligten sehr ernst und haben entsprechende Maßnahmen ergriffen, um einen reibungslosen Ablauf der Etappe zu gewährleisten", teilte ein Sprecher der Guardia Civil laut der Tageszeitung Diario de Leon mit. Die Behörden reagieren damit auf die zunehmenden Proteste, die sich hauptsächlich gegen das Team Israel - Premier Tech richten.
Mit Blick auf die verbleibenden Etappen wächst die Besorgnis über mögliche weitere Störungen. Besonders das traditionelle Finale in Madrid am kommenden Sonntag könnte ein Ziel für größere Demonstrationen werden. Ebenfalls als gefährdet angesehen wird das Einzelzeitfahren in Valladolid am Donnerstag. Es führt über 27 Kilometer, die nur schwer abzusichern sind. Die größte Sorge ist, dass ein Demonstrant auf die Straße springt und einen Sturz verursacht. Laut spanischen Medienberichten werden 450 Uniformierte (300 Nationalpolizisten und 150 der Guardia Civil) in Valladolid eingesetzt um Störungen zu verhindern. Zusätzlich sind alle 200 städtischen Polizeibeamten von Valladolid im Einsatz und 100 Freiwillige. Die Sorge besteht trotzdem, dass entlang der Strecke versteckte Saboteure für gefährliche Situationen sorgen könnten.