Dwars door Vlaanderen 2024Ohne van der Poel, mit van Aert - das sind die Favoriten

Sebastian Lindner

 · 27.03.2024

Das sind die Favoriten für Dwars door Vlaanderen: Jan Tratnik
Foto: picture alliance / Roth / CV / Roth
Dwars door Vlaanderen ist das letzte Kräftemessen vor der Flandern-Rundfahrt. Wer hier vorne mitfährt, kann auch am Sonntag eine Rolle spielen. Das sind die TOUR-Favoriten.

Quer durch Flandern muss 2024 ohne Vorjahressieger Christophe Laporte auskommen. Der Franzose vom Team Visma | Lease a Bike hat seit Mailand-San Remo mit einer Magen-Darm-Grippe zu kämpfen und wird auch die ‘Ronde’ verpassen. Aus freien Stücken fehlt dagegen Mathieu van der Poel (Alpecin-Deceuninck). Der Sieger der E3 Saxo Classic und Zweite von Gent-Wevelgem nimmt sich vor dem Monument in vier Tagen nochmal eine Auszeit.

Quer durch Flandern 2024: das Wichtigste in Kürze

  • Termin: 27. März 2024, voraussichtliche Zielankunft ~ 16:30 Uhr
  • Distanz: 188,6 Kilometer
  • Start: Roeselare, Ziel: Waregem
  • Profil: hügelig, mehrere Kopfsteinpflasterpassagen
  • UCI-Kategorie: World Tour
  • Veranstalter: Flanders Classics
  • Premiere: 1945, 78. Austragung
  • Vorjahressieger: Christophe Laporte
  • Strecke, TV-Übertragung und Live-Stream

Die TOUR-Favoriten nach Sternen*

* Jan Tratnik, Jasper Philipsen, Rasmus Tiller, Anthony Turgis, Julian Alaphilippe

** Nils Politt, Toms Skujins, Laurence Pithie, Alberto Bettiol

*** Matteo Jorgenson, Jasper Stuyven, Oier Lazkano

**** Wout van Aert, Tim Wellens

***** Mads Pedersen


* Je mehr Sterne ein Fahrer erhält, desto stärker ist er einzuschätzen


Pedersen und Lidl-Trek wieder mit glänzenden Aussichten

Mads Pedersen hat ihn besiegt - den nur schwer zu schlagenden Mathieu van der Poel. Und nicht einfach nur so: Der Däne war im Finale von Gent-Wevelgem im Zweiersprint noch so tempohart, dass dem Weltmeister beim Versuch, vorbeizuziehen, die Beine platzten. Allein das macht Pedersen auch bei Quer durch Flandern auf ähnlichem, etwas hügeligeren Terrain zum Top-Favoriten. Dass der Kurs vom Profil her noch etwas schwerer ist, dürfte dem 28-Jährigen eher noch entgegenkommen, am Kemmelberg diktierte er van der Poel das Tempo.

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Mads Pedersen vor Mathieu van der Poel am Kemmelberg - eine Minilücke konnte der Däne bergauf gegen den Weltmeister reißen.Foto: picture alliance/dpa/Belga / Dirk WaemMads Pedersen vor Mathieu van der Poel am Kemmelberg - eine Minilücke konnte der Däne bergauf gegen den Weltmeister reißen.

Was nach Teamangaben eher gegen Pedersen spricht, ist die fast 70 Kilometer kürzere Strecke von Dwars door Vlaanderen verglichen mit Gent-Wevelgem. Seine enorme Ausdauerfähigkeit komme dort nicht so sehr zum Tragen, hieß es aus den Reihen der Sportlichen Leitung, was in Ansätzen auch die ebenfalls ‘nur’ gut 200 Kilometer lange Saxo Classic bewiesen hat, die der Ex-Weltmeister als Elfter beendete.

Dort aber lieferten andere Lidl-Fahrer, Jasper Stuyven fuhr hinter van der Poel auf Platz zwei, Toms Skujins wurde Achter. Lidl-Trek ist das dominierende Team dieser Klassikersaison und kann sich die Stärke der Einzelnen teamtaktisch zum Vorteil machen, sodass auch dieses Duo wieder die Chance aufs Podium hat.

Kann Visma | Lease a Bike die Pechsträhne beenden?

In Abwesenheit von van der Poel wird Wout van Aert (Visma | Lease a Bike) der größte Konkurrent Pedersens sein. Der Belgier ließ Gent-Wevelgem aus, die Saxo Classic zuvor beendete er nach einem Sturz noch als Dritter. Quer durch Flandern ist van Aert in seiner Karriere erstaunlicherweise erst einmal gefahren, 2018 war das, also noch vor den Zeiten bei Visma.

Wout van Aert beim E3 HarelbekeFoto: Getty Images/Tim de WaeleWout van Aert beim E3 Harelbeke

Streckenkenntnis wird dem 29-Jährigen dennoch nicht abgehen, er kennt die Hellingen in- und auswendig. Zudem kommt auch Visma, selbst ohne Vorjahressieger Laporte, mit einer erneut starken Mannschaft, der bisher vor allem eins fehlte: Glück. Bei Gent-Wevelgem setzte Jan Tratnik die Serie von Stürzen der Männer in Gelb-Schwarz fort und musste aufgeben. Zu Dwars door Vlaanderen ist der slowenische Omloop-Sieger aber wieder zurück und bereit, als Edelhelfer zu arbeiten oder bei günstigem Rennverlauf sein eigenes Glück zu suchen.

Dazu hat Visma noch ein weiteres Ass am Start: Matteo Jorgenson. Der Sieger von Paris-Nizza wurde bei der Saxo Classic Fünfter und bewies damit weiterhin gute Form.

Wellens und Politt sollen es für UAE Emirates richten

Dritte Kraft im Ranking der Teams ist das UAE Team Emirates. Allen voran soll Tim Wellens, Vierter bei der Saxo Classic, für das Top-Ergebnis sorgen. Auch er verzichtete auf Gent-Wevelgem, um erholt in die letzten beiden Flandern-Rennen zu gehen.

Dazu kommt Nils Politt, der die Saxo Classic ebenfalls in den Top 10 beendete, auch bei Dwars door Vlaanderen war er vor zwei Jahren schon Fünfter. Doch dem Deutschen scheint in diesem Jahr, trotz Platz zwei beim Omloop am Openingsweekend, der Riecher für den richtigen Moment zu fehlen. Politt verpasste trotz offenbar guter Beine zuletzt die eine oder andere Windkante oder optimale Position im Feld, was im Kampf um absolute Spitzenplätze kaum mehr korrigiert werden kann.

Lazkano und Bettiol als Einzelkämpfer unterwegs

Wenn es um aussichtsreiche Positionen geht, ist Oier Lazkano im Team Movistar mehr oder weniger Einzelkämpfer. Was den Spanischen Meister aber kaum stört, da er ohnehin häufig auf lange Ausreißversuche setzt. So wie bei seinem Sieg bei Schotterrennen Jaen Paraiso in dieser Saison, bei seiner Fahrt auf Rang drei bei Kuurne-Brüssel-Kuurne - oder Platz zwei bei Quer durch Flandern 2023 hinter Laporte. Der 24-Jährige fühlt sich, anders als viele Spanier, auf flämischen Straßen wohl und hat Außenseiterchancen.

Oier Lazkano wurde 2023 nach einem langen Ausreißversuch Zweiter bei Dwars door Vlaanderen.Foto: picture alliance / BEAUTIFUL SPORTS/HilgerOier Lazkano wurde 2023 nach einem langen Ausreißversuch Zweiter bei Dwars door Vlaanderen.

Ähnliches gilt für Alberto Bettiol bei EF Education EasyPost. Der ‘Ronde’-Sieger von 2019 fuhr zwar bisher nur die Saxo Classic in Belgien, und die nicht bis zum Ende, kann aber dennoch für ein vorderes Resultat gut sein. Im Grunde gilt das auch für Julian Alaphilippe (Soudal - Quick Step), doch der lebt mehr und mehr nur noch von seinem Ruf. Ob Platz neun bei Mailand-San Remo die Ausnahme oder doch wieder zur Regel werden könnte, wird auch Quer durch Flandern beweisen.

Philipsen Kapitän, aber ohne echte Siegchance

Anders als Alaphilippe zeigt sich Laurence Pithie (Groupama-FDJ) schon das ganze Jahr lang in starker Form. Der Neuseeländer war bei Gent-Wevelgem der Letzte, der mit Pedersen und van der Poel mithalten konnte. Letztlich war das Rennen für den 24-Jährigen vielleicht etwas zu lang, weshalb seine Chancen bei Dwars door Vlaanderen etwas besser stehen könnten. Gute Beine präsentierten dort auch Rasmus Tiller (Uno-X Mobility) und Anthony Turgis (TotalEnergies), die nach Ausreißversuchen letztlich aber doch wieder vom Feld geschluckt wurden.

In Abwesenheit von van der Poel ist Jasper Philipsen Kapitän bei Alpecin-Deceuninck. Als Vorjahresvierter bei Dwars und Fünfter in Wevelgem hat der beste Sprinter der Saison durchaus bewiesen, dass er es zumindest im Hauptfeld beziehungsweise weit vorne über Flanderns Hügel schaffen kann. Für ganz vorne dürfte es aber trotz Top-Form nicht reichen.

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