Prägende Familien im Radsport - die ZabelsSammler von Grünen Trikots & Social-Media-Followern

TOUR Online

 · 11.11.2023

Rick Zabel (l.) und Erik Zabel 2019 vereint beim Team Katusha-Alpecin.
Foto: DPA Picture Alliance
In einer Serie stellt TOUR zehn Familiengeschichten aus dem Radsport vor. Erik Zabel war Teil des deutschen Radsport-Booms in den 1990er-Jahren und einer der besten Sprinter jener Zeit. Später gestand er jedoch Dopingmissbrauch. Sohn Rick Zabel kam nie an diese Erfolge heran – und ist trotzdem aktuell der populärste deutsche Fahrer.

Bekanntheit erhielt Rick Zabel schon vor seiner Profikarriere. Da wären die regelmäßigen Besuche auf dem Tour-de-France-Podium in Paris, wenn Vater Erik Zabel wieder einmal das Grüne Trikot der Frankreich-Rundfahrt gewann. Nicht selten saß der junge Rick Zabel dann mit grüngefärbten Haaren auf den Schultern seines Vaters – Bilder, die von der Weltpresse festgehalten wurden.

Weniger erfreulich fiel indes der zweite Zusammenhang auf, in dem Rick Zabel früh in den Fokus geriet. Er könne seinen Sohn nicht weiter anlügen, gab Erik Zabel 2007 unter anderem als Grund für sein erstes öffentliches Dopinggeständnis an. Allerdings hatte der Vater damit nur einen Teil der Wahrheit verraten, 2013 folgte ein weiteres – umfassenderes – Geständnis über jahrelange Dopingpraktiken.

Erik Zabel im Trikot des Teams Milram mit Sohn Rick bei der Tour de France 2006.Foto: DPA Picture AllianceErik Zabel im Trikot des Teams Milram mit Sohn Rick bei der Tour de France 2006.

Rick Zabel als Sprinter wie Vater Erik Zabel

Die Fehler des Vaters wurden ausführlich in der Familie Zabel thematisiert, wie Sohn Rick einst berichtete. Denn er selbst befand sich ab 2013 auf dem Weg zum Radprofi. “Ich habe bei meinem Papa gesehen, wie tief man fallen kann. Ich bin froh, dass ich in einer Zeit Profi bin, wo man schnell sein kann, ohne zu dopen”, sagte Rick Zabel zu Beginn seiner Profikarriere der “Berliner Zeitung”.

Über die renommierte Talentschmiede von Rabobank bekam er 2014 den ersten Profivertrag beim Team BMC. Und wie der Vater tat sich Rick Zabel als sprintstarker Fahrer hervor, holte seinen ersten Sieg 2015 bei einer Massenankunft der Österreich-Rundfahrt – passenderweise am Tag des 45. Geburtstages von Erik Zabel.

Rick Zabel bei seinem ersten Profisieg 2015 in Österreich.Foto: DPA Picture AllianceRick Zabel bei seinem ersten Profisieg 2015 in Österreich.

Erik Zabel der grüne Dominator der Tour de France

An die Erfolge seines Vaters kam er allerdings nie heran. Erik Zabel galt als einer der besten Sprinter der 1990er-Jahre und gewann zwischen 1996 und 2001 sechsmal das Grüne Trikot der Tour de France – ein Rekord, den erst Peter Sagan vor einigen Jahren mit sieben Grünen Trikots übertraf. Hinzu kommen zwölf Etappensiege bei der Tour, acht weitere bei der Vuelta a Espana und vier Erfolge bei Mailand-San Remo. Rund 200 Rennsiege stehen in seiner Vita. Sohn Rick Zabel steht aktuell bei zwei Karrieresiegen: Auf den Sieg in Österreich folgte 2019 noch ein Tagessieg bei der Tour of Yorkshire.

Trotzdem gehört er in Deutschland aktuell zu den populärsten Fahrern: Mit seinem Podcast “Plan Z”, als sogenannter “Content-Creator” bei Social Media und mit weiteren Radsport-Projekten hat sich Rick Zabel inzwischen ein zweites berufliches Standbein aufgebaut. Bei Instagram hat Zabel 197.000 Follower. Kein aktiver deutscher Fahrer hat mehr. Als Profi geht er 2024 mit dem Team Israel-Premier Tech in sein elftes Karrierejahr.

Erik Zabel bei seinem letzten von acht Etappensiegen 2002 bei der Tour de France.Foto: DPA Picture AllianceErik Zabel bei seinem letzten von acht Etappensiegen 2002 bei der Tour de France.

Rick und Erik Zabel bei Katusha in einem Team

2019 gehörten Vater und Sohn für ein Jahr sogar dem gleichen Team an. Bei Katusha-Alpecin kehrte Erik Zabel nach seiner Dopingbeichte als sogenannter Performance-Direktor in den Profiradsport zurück, auch Rick Zabel fuhr in jenem Jahr für den Rennstall. “Am Anfang war es komisch. Aber eigentlich ist es so wie zu meinen Jugendzeiten, in denen er als Ratgeber dabei war”, sagte Rick Zabel damals. Die Zusammenarbeit hielt allerdings nur ein Jahr, da Katusha am Ende der Saison sein Engagement beendete. Inzwischen arbeitet Zabel für den Radhersteller Canyon.

Die Familiengeschichte der Zabels im Radsport geht derweil noch weiter zurück: Auch Erik Zabels Vater Detlef war einst Radrennfahrer und nahm für die DDR in den 1950er-Jahren unter anderem an der Friedensfahrt teil.

Meistgelesen in der Rubrik Profi - Radsport