Tätowierungen sind zwar nicht so alt wie die Menschheit, aber seit mehr als 5000 Jahren dokumentiert und überall auf der Welt unabhängig voneinander entstanden – folglich also auch mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen. Sie konnten religiöser Natur sein, Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe signalisieren oder auch ganz einfach Köperschmuck darstellen. Galten sie in der westlichen Welt lange Zeit als Stigma von Sträflingen, Soldaten oder Seeleuten, sind selbst großflächige und im Alltag sichtbare Tattoos heute alltäglich geworden; in Deutschland soll mittlerweile schon rund die Hälfte der jüngeren Menschen bis 30 Jahre tätowiert sein.
Besonders im Sport scheinen Tattoos besonders weit verbreitet zu sein – der Eindruck mag aber auch dadurch entstehen, dass Sportkleidung in der Regel knapp ausfällt und viele Körperpartien freilässt, was die bunten Tintenbilder dann zwangsläufig ans Licht bringt, zumal sicher nicht nur bei Sportlern die Arme und Beine und der Oberkörper die beliebtesten Stellen dafür sind.
Auch bei Radsportlern sind die Gründe für Tattoos so unterschiedlich wie die Motive. Der ehemalige deutsche Top-Sprinter André Greipel hat beispielsweise die Namen seiner beiden Töchter Anna und Luna auf seinem rechten Unterarm verewigt. Der niederländische Radprofi Dylan Groenewegen trägt auf dem rechten Arm das Bild eines Löwenbabys, über dem der Name “Mayson” steht – sein 2021 geborener Sohn. Greipels ehemaliger Sprinter-Kollege Erik Zabel trägt einen kleinen Teufel auf der linken Schulter. Der ehemalige italienische Radprofi Filippo Pozzato trägt den Satz “Only God kann judge me” (Nur Gott kann über mich richten) als Bekenntnis groß auf den Schultern.
So populär Tattoos bei Sportlern auch sind: Es gibt inzwischen wissenschaftliche Untersuchungen darüber, dass Tätowierungen beispielweise bei Spitzensportlern wie Fußballprofis Leistungseinbußen zwischen drei und fünf Prozent verursachen können. Ein zum falschen Zeitpunkt gestochenes Tattoo kann in einem engen Wettkampf der Weltspitze also durchaus über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Fachleute gehen davon aus, dass großflächige Tattoos die Fähigkeit der Haut zum Schwitzen und damit zur Thermoregulation beeinträchtigen – ein Aspekt, der im Sport von erheblicher Bedeutung ist. Kleinere Tätowierungen hingegen sind wohl unproblematisch – und als Motive der Selbstmotivation oder Bestätigung für ihre Trägerinnen und Träger sicher entschieden wichtiger als der gesundheitliche Aspekt.