Das nächste Highlight für die Sprinter steht an, die Hamburger Cyclassics. Für die schnellen Männer gibt es auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, sich bei einem der zwei deutschen World Tour Rennen zu präsentieren. Nachdem auf den Champs Élysées bei der Tour de France in diesem Jahr kein Sprint ausgefahren wurde, dürfte das Verlangen nach einem Sieg umso größer sein. Dementsprechend ist auch die Startliste der Teams mit den entsprechenden Fahrern gespickt. Wer am Ende möglicherweise die Nase ganz vorn hat, verraten wir euch im TOUR Favoriten-Check.
***** Jonathan Milan, Olav Kooij
**** Jordi Meeus
*** Kaden Groves, Biniam Girmay
** Danny van Poppel, Sam Bennett
* Max Kanter, Arnaud Démare, Phil Bauhaus, Bryan Coquard, Tim Torn Teutenberg, Pascal Ackermann, Alexander Kristoff, Marco Haller, Paul Magnier, Arnaud de Lie
* Je mehr Sterne ein Fahrer erhält, desto höher sind seine Chancen einzuschätzen
Hinweis: Bei Veröffentlichung dieses Artikels steht die endgültige Startliste noch nicht zu 100 Prozent fest. Es kann sein, dass hier erwähnte Fahrer nicht starten
Mit zwei Etappensiegen und dem Punktetrikot von der Tour zurück und mit zahlreichen weiteren Erfolgen ausgestattet, geht der Sieg vermutlich nur über den jungen Italiener. Kaum ein Sprinter kann von sich behaupten, im Alter von 24 Jahren bereits ein Mal das Punktetrikot bei der Tour und zwei Mal das Punktetrikot beim Giro geholt zu haben. Der aktuell vermutlich endschnellste Mann im Feld der Profis will außerdem seine Niederlage aus dem letzten Jahr wiedergutmachen. Bei den Cyclassics 2024 unterlag er dem Niederländer Olav Kooij, der auch in diesem Jahr sein ärgster Konkurrent sein wird. Mit Elia Viviani gab es zuletzt bereits einen Italiener der das Rennen von 2017-2019 drei Mal in Folge gewinnen konnte. Gegen eine solche Siegesserie hätte Milan sicherlich nichts einzuwenden und könnte damit schon in diesem Jahr beginnen.
Als Titelverteidiger reist der 23-jährige Niederländer natürlich als einer der Topfavoriten an. Mit zwei Etappensiegen bei der diesjährigen Italien-Rundfahrt, inklusive Sieg in Rom, kommt Kooij mit Rückenwind nach Hamburg. Das Punktetrikot einer großen Rundfahrt fehlt ihm jedoch noch. Bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico musste er sich in diesem Jahr Milan zwei Mal im direkten Sprintduell geschlagen geben. Den Sturz beim Copenhagen Sprint verkraftete Kooij glücklicherweise gut, konnte wenige Tage später schon wieder bei den Niederländischen Meisterschaften mitfahren und sich den zweiten Platz sichern. Neben Milan ist er definitiv einer der absoluten Favoriten auf den Sieg an der Mönckebergstraße.
Zwei Siege innerhalb von drei Tagen. Nach seinem Erfolg auf der 6. Etappe bei der Tour de Suisse, reiste Meeus frühzeitig ab und stand zwei Tage später beim neuen World Tour Rennen, dem Copenhagen Sprint, am Start. Auch diesen gewann der Belgier. Allerdings waren die anderen Topfavoriten kurz vor Ziel in einen Sturz verwickelt, weshalb nur ein kleiner Teil des Feldes im Ziel ankam. Bei der Tour de France kam Meeus hingegen nicht so richtig in Schwung, einen guten zweiten Platz auf der 17. Etappe hat er zu verzeichnen, sonst war es eher ruhig um ihn. Dass er ganz vorne mitsprinten kann, hat er bereits gezeigt, unter anderem bei seinem Sieg auf den Champs Élysées 2023. Ob er mit Milan und Kooij mithalten kann, wird sich zeigen.
Ob als Ausreißer oder im Sprint, dem Mann aus Australien scheint aktuell alles zu gelingen. Bei voller Besetzung des Teams ist Groves eigentlich nicht einmal erster Anfahrer für Jasper Philipsen. Mit Mathieu van der Poel hat das Team noch einen weiteren absoluten Topstar als Hilfe für Philipsen. Dieser stürzte jedoch bei der Tour de France schwer und muss noch pausieren. Groves ergriff auf der 20. Etappe der Frankreich-Rundfahrt direkt die Gelegenheit und setzte sich im Solo vor dem Feld durch. Aber auch beim Giro d’Italia in diesem Jahr konnte sich Groves einen Sieg im Sprint sichern und wurde darüber hinaus in Rom Zweiter. Zwei Mal gewann er bereits das Punktetrikot bei der Spanien-Rundfahrt, Groves ist ein echter Allrounder in Topform.
Biniam Girmay ist in diesem Jahr noch ohne Sieg. Den Gewinner des Punktetrikots und dreifachen Etappensieger der Tour de France 2024 dürfte dies gehörig nerven. Nach einem so überragenden Jahr ist es schwierig, eine eher durchwachsene Saison zu fahren. Einige zweite Plätze belegte er in diesem Jahr schon, unter anderem beim Auftakt der Frankreich-Rundfahrt. In Anbetracht dessen, dass es bei den Cyclassics auf der Zielgeraden bergab geht, könnte es jedoch schwer werden für den Eritreer.
Der Anfahrer von Jordi Meeus - oder doch nicht? Der erfahrene Niederländer krönte sich kurz vor der Tour de France zum nationalen Meister und das im Sprint gegen die ganz großen Namen. Er schlug dabei Fahrer wie Casper van Uden, Dylan Groenewegen und Olav Kooij, wobei letzterer zuvor beim Copenhagen Sprint gestürzt war. 2023 wurde er bei den Cyclassics bereits Zweiter und könnte in diesem Jahr für eine kleine Überraschung sorgen.
Die glanzvollen Tage mit zahlreichen Siegen des erfahrenen Sprinters sind vorbei, aber so ganz abschreiben darf man den Mann aus Irland noch nicht. Bei langen Rundfahrten fällt es Bennett zwar zunehmend schwer, bei den Sprintankünften vorne mitzufahren, jedoch lässt er seine Klasse immer mal wieder aufblitzen. Bei Tirreno-Adriatico schob sich der 34-jährige auf den zweiten Platz, wohl bemerkt vor einen Sprinter wie Olav Kooij. Eine kleine Chance bleibt für Bennett, für eine Überraschung zu sorgen.
Neben den genannten Favoriten, gibt es noch weitere Fahrer, die für eine echte Überraschung sorgen könnten. Darunter sind gleich vier deutsche Fahrer, für die ein Sieg auf World Tour Level auf deutschem Boden natürlich eine echte Errungenschaft wäre. Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) hat schon auf der ganz großen Bühne gewonnen und das Punktetrikot bei der Italien-Rundfahrt angezogen bekommen. Für den 31-jährigen wird es jedoch immer schwieriger, beim hohen Tempo in den Massensprints mitzuhalten. Phil Bauhaus (Bahrain - Victorious) ist ebenfalls 31 Jahre alt und hat in diesem Jahr schon einige Podiumsplätze bei Etappen zu verzeichnen. Auch Max Kanter (XDS Astana Team) schnuppert immer mal wieder an den Topplatzierungen. Der erst 23-jährige Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek) hat mit seinen Top 5 Platzierungen bei seinem World Tour Debüt bei der Tour Down Under direkt mal ein Ausrufezeichen gesetzt. Bei der Ungarn-Rundfahrt musste er sich zwar stets hinter Danny van Poppel (Red Bull - BORA - hansgrohe) einreihen, konnte aber weitere gute Ergebnisse erzielen.
Mit Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) geht neben Olav Kooij (Team Visma | Lease a Bike) ein weiterer Sieger der Cyclassics erneut an den Start. Der Altmeister unter den Sprintern fuhr in diesem Jahr nur wenige Rennen der höchsten Kategorie, kann aber noch immer mit den jungen Fahrern mithalten, auch wenn es selten für ganz vorne reicht. Mit Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels), Bryan Coquard (Cofidis) und Paul Magnier (Soudal Quick-Step) stehen gleich drei Franzosen am Start, die eine kleine Chance auf den Sieg haben. Magnier fuhr erst kürzlich zum Etappensieg bei der Polen-Rundfahrt, Coquard gelang mit seinem Etappensieg bei der Tour Down Under Anfang des Jahres ein Topergebnis, nur Démare fehlt in dieser Saison noch das Spitzenergebnis. Dafür kann auch er auf einen Sieg bei den Cyclassics, im Jahr 2012 zurückblicken. Dazu kommen zahlreiche Etappensiege bei großen Rundfahrten und das zweifach gewonnene Punktetrikot bei der Italien-Rundfahrt. Mit dem Belgier Arnaud de Lie (Lotto) kommt ein Fahrer, der bei der diesjährigen Tour de France gleich vier Top 5 Platzierungen erreicht hat. Für ganz vorne hat es jedoch bis jetzt nicht gereicht.