Es war eine interessante Mischung aus Radfahren, Strandlauf sowie Bob- und Rodelsport, was von den Athleten bei der Europameisterschaft im Cyclocross abverlangt wurde. Die Strecke im belgischen Strandbad Middelkerke führte durch die Dünen an der Nordseeküste - nicht alles war im tiefen Sand fahrbar. Am besten zurecht kam Toon Aerts, der nach 58:40 Minuten Fahr- und Laufzeit seinen Landsmann Thibau Nys als Europameister entthronte. In einem packenden Rennen, das bis zum Schluss offen war, sprintete Aerts knapp vor Nys als erstem Verfolger über die Ziellinie. In Joran Wyseure landete ein weiterer Belgier auf Rang drei. “Das ist ein ganz besonderer Tag. Die letzten Jahre waren so unglaublich schwierig, es ist so viel passiert. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht erwartet, dass sich alles wieder für mich fügt. Ich habe in dieser schwierigen Zeit immer weitergemacht, manchmal wider besseren Wissens”, sagte der frischgebackene Europameister im Ziel laut der Internetseite hetnieuwsblad.be. Für den 32-jährigen Aerts ist es der zweite EM-Titel in der Eliteklasse. Er hatte bereits im Herbst 2016 im französischen Pontchateau die kontinentalen Meisterschaften für sich entschieden. In der Zwischenzeit hatte der Flame einen Dopingfall aussitzen müssen. Weil ihm bei einer Dopingkontrolle der Brustkrebs-Wirkstoff Letrozol in der Urinprobe nachgewiesen wurde, erhielt Aerts von der UCI eine zweijährige Sperre bis Februar 2024. Der Titelgewinn war der mit Abstand größte Erfolg nach seinem Comeback. Allerdings waren die Wettkämpfe auch von vielen fehlenden Topstars geprägt. Mathieu van der Poel, Wout van Aert und Tom Pidcock waren nach einer langen und intensiven Straßensaison in Middelkerke nicht an den Start gegangen. Als einziger Deutscher Starter landete Luca Harter auf Rang 25 von 26 gewerteten Rennfahrern.
Bereits am Samstag feierte die Niederländerin Inge van der Heijden den größten Erfolg ihrer Karriere. Die 26-Jährige lag als EM-Siegerin im Ziel deutliche 41 Sekunden vor Landsfrau und Ex-Weltmeisterin Lucinda Brand. Auf Rang drei folgte Aniek van Alphen und machte den totalen Triumph der Niederländerinnen perfekt. Im Ziel meinte die neue Europameisterin zum niederländischen TV-Sender NOS: “Damit habe ich nicht gerechnet. Ich weiß, dass ich gut durch den Sand komme, aber ich wusste auch, dass Lucinda stark ist.” Van der Heijden war bereits im Jahr 2019 in der Altersklasse U23 als Weltmeisterin an die Spitze geschossen. Danach setzten sich die Erfolge in der Eliteklasse nicht fort. “Hoffentlich wird ihr das einen Schub geben", sagte Nationalcoach Gerben de Knegt laut nos.nl. Wie bei den Männern fehlten auch bei den Frauen einige bekannte Gesichter wie die Ex-Weltmeisterinnen Ceylin del Carmen Alvarado und Marianne Vos, Titelverteidigerin Femke van Empel und Mountainbike-Weltmeisterin Puck Pieterse. Deutsche Radsportlerinnen waren nicht angetreten.
Die Querfeldein-Saison nimmt in diesem Jahr erst spät Fahrt auf. Die Überseerennen in den USA, die in den vergangenen Jahren bereits im September auf dem Kalender standen, sind in der Saison 2025/2026 nicht mehr Teil des Weltcups. Die wichtigste Rennserie beginnt in diesem Jahr erst am 23. November mit der ersten Station im tschechischen Tabor. Insgesamt sind elf Läufe bis Ende Januar terminiert, sieben davon in Belgien. Nach der Weltcupsaison ist traditionell die WM Saisonhöhepunkt. Sie findet von 30. Januar bis 1. Februar 2026 im niederländischen Hulst statt. Infos unter www.hulst2026.com
Der EM-Schauplatz Middelkerke wird künftig auch im Straßenradsport dauerhaft eine Rolle spielen. Der Schauplatz der Cross-EM wird Startort des Halbklassikers Gent-Wevelgem. Die Premiere steigt am 29. März 2026. Laut Veranstalter Flanders Classics werden die Profis von dort vorerst für die kommenden zehn Auflagen in das traditionsreiche Straßenrennen gehen. Das Rennen heißt künftig “In Flanders Fields - von Middelkerke nach Wevelgem” (siehe auch unsere Meldung). Der Name rührt daher, dass Teile der Strecke über die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs führen.