Die Zeitfahrprüfung der 4. Etappe beim Criterium du Dauphine mündete in einem Duell zwischen zwischen dem Welt- und Europameister in dieser Disziplin: Der Brite Johua Tarling (Ineos Grenadiers) setzte im Trikot des Europameistermeisters frühzeitig eine Bestzeit, die bis zum Ende nur ein Fahrer noch unterbot – der Weltmeister Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step). 17 Sekunden trennten beide im Ziel nach 34,4 Kilometern zwischen Saint-Germain-Laval und Neulise. Evenepoels Siegerzeit: 41:49 Minuten (Durchschnittsgeschwindigkeit: 49,353 km/h). Platz drei ging an Primoz Roglic (Bora-Hansgrohe) mit 39 Sekunden Rückstand.
Auch andere Fahrer mussten trotz guter Leistungen größere Zeitabstände zu Evenepoel hinnehmen: Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike) verlor als Tagesvierter 1:24 Minuten, Juan Ayuso (UAE Team Emirates) kam mit 1:27 Minuten Rückstand ins Ziel und Tao Geoghegan Hart (Lidl-Trek) mit 1:38 Minuten.
Der Kurs war für tempofeste Zeitfahrer konzipiert, auch wenn das Terrain unterwegs zwei leichte Hügel beinhaltete und stetig leicht bergauf führte. Insgesamt 445 Höhenmeter galt es zu bewältigen. Mit Blick auf die zwei Zeitfahren bei der Tour de France galt die Prüfung nach Neulise als wichtiger Formtest für die Favoriten. Entsprechend veränderte sich auch Bild der Gesamtwertung nach dieser Etappe deutlich.
Mit dem Zeitfahrsieg übernahm Evenepoel auch das Gelbe Trikot. Der bisherige Führende Derek Gee (Israel-Premier Tech) schlug sich achtbar, verlor aber trotzdem 1:24 Minuten auf die Siegerzeit. Gee fiel auf Position vier im Klassement zurück (+1:11 Minuten). Nächster Verfolger von Evenepoel in der Gesamtwertung ist nun Roglic mit 33 Sekunden Rückstand. Es folgt Jorgenson (+1:04 Minuten), der die Führung in der Nachwuchswertung übernahm.
Für Evenepoel war es der erste Sieg nach seinem Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt im April, bei dem er sich das Schlüsselbein gebrochen hatte. “Es war ein ziemlich langer Weg - drei Wochen fast ohne Rad und dann nur vier Wochen Training, sodass es ein gutes Zeichen für die Tour und meine Vorbereitung ist, bereits auf diesem Niveau zu sein. Ich kann nur glücklich und stolz auf das sein, was ich heute geleistet habe. Jetzt gehen wir von Tag zu Tag und werden sehen, was wir in diesem Rennen erreichen können”, sagte der Belgier im Siegerinterview.
Für das Fahrerfeld war es mit 34,4 Kilometern das längste Zeitfahren bei der Dauphine seit 2012, als in Bourg-en-Bresse noch bemerkenswerte 53 Kilometer absolviert werden mussten. Die erste ernsthafte Bestzeit setzte bereits der vierte Starter des Tages, der spätere Etappenzweite Johua Tarling, der den Kurs in 42:06 Minuten absolvierte. Diese Zeit war für den Großteil der folgenden Fahrer unerreichbar, Nils Politt (UAE Team Emirates) lag zwischenzeitlich mit 44:16 Minuten auf Platz zwei.
Erst Remco Evenepoel, der als 33. der Gesamtwertung ebenfalls zeitig auf der Strecke war, konkurrierte mit der Zeit und Tarling: Beim ersten Messpunkt nach zehn Kilometern unterbot der Belgier die Zeit von Tarling um zwei Sekunden, beim zweiten Messpunkt nach 24,9 Kilometer lag er indes eine Sekunde zurück. Im Ziel lag der belgische Weltmeister jedoch mit 17 Sekunden vor Tarling und übernahm die Führung.
Primoz Roglic verlor hingegen schon beim ersten Messpunkt 26 Sekunden auf die Zeit von Evenepoel, beim zweiten Messpunkt lag er 30 Sekunden zurück. Im Ziel betrug die Differenz zu Evenepoel 39 Sekunden.
Als letzter Fahrer ging Derek Gee im Gelben Trikot auf die Strecke, hatte trotz solider Leistung aber keine Chance, die Gesamtführung zu verteidigen. Am zweiten Messpunkt lag er bereits 50 Sekunden zurück, im Ziel dann 1:24 Minuten.