TOUR Online
· 08.06.2024
Vieles ähnelte im Skigebiet Samoens 1600 der Szenerie des Vortages. Wieder ließ sich Roglic von Edelhelfer Aleksandr Vlasov bis weit in den letzten Kilometer chauffieren, ehe einer seiner explosiven Antritte reichte, um die Etappe abzuschießen. Das Nachsehen hatte dieses Mal Matteo Jorgenson (Visma | Lease a Bike), der das kleine Loch zu Roglic zwar schließen konnte, aber nicht mehr am Sieger vorbeikam. Zu Giulio Ciccone (Lidl-Trek), Oier Lazkano (Movistar) und Derek Gee (Israel - Premier Tech), die auf den Plätzen dahinter landeten, ging eine Zwei-Sekunden-Lücke auf.
Wesentlich schlimmer hatte es Remco Evenepoel (Soudal - Quick Step) erwischt, der schon früh im Schlussanstieg der 155 Kilometer langen Etappe mit Start in Albertville dem Tempo der Favoritengruppe nicht mehr folgen konnte oder wollte. Am Ende kassierte der belgische Zeitfahr-Weltmeister fast zwei Minuten auf Roglic und rutschte in der Gesamtwertung auf Rang sechs zurück.
Noch immer litten zahlreiche Profis unter den Sturzfolgen, die sie sich auf der neutralisierten 5. Etappe zuzogen. Insgesamt 20 Fahrer weniger zählte das Gesamtklassement im Vergleich zum Vortag. Acht davon, unter ihnen Tao Geoghegan Hart (Lidl-Trek), zwölf weitere beendeten den Tag, der wieder größtenteils bei Regen absolviert wurde, bereits vor der Ziellinie.
Lediglich 109 Fahrer kamen oben in Samoens an - als letzter und mit mehr als einer halben Stunde Rückstand Mathis Le Berre (Arkea-B&B Hotels) im Bergtrikot, das er zum letzten Mal trug. Nach der Etappe gehört es wie das Grüne Trikto des Punktbesten Roglic. Neuer Führender in der Nachwuchswertung ist Jorgenson.
Gleich nach dem Start des Teilstücks in Albertville ging es bergauf. In der Anfahrt zum ersten Berg des Tages, dem Col des Saisies (1. Kategorie), bildeten sich mehrere Spitzengruppen, die aber wieder kassiert wurden, nachdem es steiler wurde. Am Saisies fand sich eine zehnköpfige Spitzengruppe, zu der unter anderem Marc Soler (UAE Team Emirates), Davide Formolo (Movistar) und Lorenzo Fortunato (Astana Qazaqstan), Guillaume Martin (Cofidis) und Koen Bouwman (Visma | Lease a Bike) gehörten.
Le Berre im Bergtrikot kämpfte vergeblich um den Anschluss, nachdem er den Zug verpasst hatte. Er schaffte es auch nicht in der Abfahrt vom Saisies, in die die Spitzengruppe mit drei Minuten Vorsprung ging. Über die Cote d’Araches (1. Kategorie) baute sie ihren Vorsprung auf vier Minuten aus und nahm diesen mit in den dritten Einser-Anstieg des Tages, den Col de la Ramaz.
Während Bora-Hansgrohe dort weiterhin das Tempo machte, brach die Spitze auseinander. Soler attackierte, Fortunato, Darren Rafferty (EF Education EasyPost) und Warren Barguil (dsm-firmenich PostNL) machten sich auf die Verfolgung. Doch Soler powerte über den Ramaz, hatte am Gipfel anderthalb Minuten Vorsprung auf Barguil, Rafferty, Bouwman und Nicolas Prodhomme (Decathlon AG2R La Mondiale), fünfeinhalb dagegen aufs Feld.
Am Fuße des Schlussanstiegs hinauf nach Samoens (HC-Kategorie) ging der Solist an der Spitze mit zwei Minuten auf die Verfolger und viereinhalb auf das kleine Hauptfeld. Nach drei der letzten zehn Kilometer bergauf musste Evenepoel die Favoritengruppe ziehen lassen. Die hatte dann 2100 Meter vor dem Ende auch Soler eingeholt.
Wie schon davor blieben Attacken zunächst weiter aus - dank des hohen Tempo von Roglic’ Edelhelfer Aleksandr Vlasov. Der führte das Feld bis an die 600-Meter-Marke, ehe sich Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) als Erster aus der Deckung wagte. Oier Lazkano (Movistar) konterte seine Attacke, doch auch ihm ging auf den letzten Metern die Kraft aus, um dem Antritt von Roglic 250 Meter vor dem Ziel zu folgen. Das Hinterrad des Slowenen erreichte auch Jorgenson erst kurz vor der Ziellinie. Vorbei kam er aber nicht mehr