Dort gehörte im vergangenen Jahr Marius Mayrhofer zu jener großen Spitzengruppe, die auf dem finalen Rundkurs einen Vorsprung herausfuhr. Am Ende hatte der junge Deutsche im Sprint dann noch die besten Beine und sicherte sich so seinen ersten und bisher einzigen Sieg als Profi. Seinen Titel kann der frühere dsm-Fahrer, der zur neuen Saison zum Tudor Pro Cycling Team wechselte, aber nicht verteidigen; das Schweizer Team steht in Südaustralien nicht am Start.
Aus deutscher Sicht ist das Cadel Evans Great Ocean Race aber auch darüber hinaus ein gutes Pflaster. Mit Nikias Arndt siegte 2017 ein weiterer Sportler aus der Bundesrepublik, mit zwei Erfolgen stellen die Deutschen neben den Belgiern in der noch jungen Geschichte des 2015 erstmals ausgetragenen Rennens die beste Nation. Mit Liane Lippert sah auch das Frauenrennen 2020 bereits eine deutsche Siegerin - es war damals ihr erster Sieg auf der Women’s World Tour.
Ausgeschlossen ist auch ein deutscher Sieg 2024 nicht, mit Max Kanter (Astana Qazqastan Team) wartet ein weiterer Sprinter auf seinen ersten Erfolg. Top-10-Platzierungen sammelt der Cottbuser wie kein Zweiter, auch in diesem Jahr reichte es bei acht Renntagen in Down Under fünfmal unter die ersten Zehn, auch beim Vorbereitungsrennen auf das Ocean Race, der Surf Coast Classic (1.1), die am Donnerstag ganz in der Nähe und vom gleichen Veranstalter organisiert ausgetragen wurde. Kanter wurde Sechster im Sprint einer größeren Gruppe.
Doch alle, die vor Kanter lagen, sind auch am Sonntag (28. Januar) beim Ocean Race am Start. Allen voran Sieger Biniam Girmay (Intermarche-Wanty), der schon bei der Tour Down Under knapp am ersten Saisonsieg vorbeigefahren war. Für ein Spitzenresultat kommen auch Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) und Corbin Strong (Israel-Premier Tech) in Frage. Beide zählten auch beim World-Tour-Auftakt zu den Fahrern mit der stärksten Frühform.
Bei den Frauen, die einen Tag früher dran sind (27. Januar) hat sich Sofia Bertizzolo (UAE Team ADQ) mit dem Sieg am Mittwoch bei der Geelong Classic, dem Pendant zur Surf Coast Classic, gebracht. Das gut besetzte Liv Jayco AlUla Team um Georgia Baker, Alexandra Manly und Ruby Roseman-Gannon wird aber auch eine Rolle spielen und vorne mitmischen.
Männer und Frauen fahren im Grunde den gleichen Kurs. Nach dem Start in Geelong südwestlich von Melbourne im Bundesstaat Victoria, wo das Rennen später auch wieder endet, bewegt sich der Parcours zunächst weiter nach Westen und später nach Süden. Auf den ersten 20 Kilometern warten drei kurze, aber steile Anstiege, die sich für Ausreißergruppen eigenen, Luft zwischen sich und das Feld zu bekommen. Bis Torquay, direkt am Pazifik gelegen und nach 60 Kilometern erreicht, bleibt der Kurs wellig. Auch der Wind hat hier schon öfter eingegriffen.
Danach tritt der Kurs den Rückweg an, führt zunächst an der Küste in nordöstlicher Richtung weiter und bleibt flach. Nach 80 Kilometern ist Barwon Heads - Wohnort des einzigen australischen Tour-de-France-Siegers und Namensgeber des Rennens, Cadel Evans - erreicht und es geht zurück ins Landesinnere und nach Norden. Es bleibt überwiegend flach.
Das ändert sich erst, wenn die Strecke wieder die Port Phillip Bucht und damit Geelong erreicht. Das passiert nach etwa 110 Kilometern. Dann geht es auf den finalen Rundkurs, der gut 16 Kilometer lang ist. Die Frauen fahren ihn zweimal und damit insgesamt etwas mehr als 140 Kilometer. Für die Männer steht er viermal auf dem Plan, was in Summe dann rund 175 Kilometer macht. Es ist eine leichte Abwandlung der Runde, auf der Thor Hushovd und Giorgia Bronzini Elite-Weltmeister 2010 wurden.
Entscheidend auf der Runde ist der Anstieg Challambra Cresent. Auf 1100 Metern warten im Schnitt neun Prozent Steigung. Vom höchsten Punkt sind es noch etwa sieben Kilometer in den Start-/Ziel-Bereich, der schon die Straßenweltmeister des Jahres 2010 in Empfang nahm. Auf der kurzen Abfahrt werden bis zu 85 km/h erreicht, ehe es nochmal eine 500 Meter lange und wieder neun Prozent steile Gegensteigung gibt. Die letzten fünf Kilometer bis ins Ziel sind dann flach beziehungsweise leicht abfallend.
Das Cadel Evans Great Ocean Race wird am 28. Januar nicht live im deutschen Fernsehen zu sehen sein. Discovery+ überträgt das Rennen im Live-Stream von 3 bis 6 Uhr, auch im Internet auf Eurosport ist es damit zu sehen.
Die Austragung der Frauen, mitunter auch als Deakin University Elite Women’s Race bekannt, teilt das gleiche Schicksal. Im Live-Stream ist es tags zuvor am 27. Januar zwischen 4:30 und 7 Uhr zu sehen.