Primoz Roglic ist einer der erfolgreichsten Radprofis der letzten Jahre. Er gewann 2019, 2020 und 2021 die Vuelta a Espana und 2023 den Giro d’Italia. Um seine Siege bei allen Grand Tours zu vervollständigen, fehlt dem Slowenen nur noch der Gewinn der Tour de France. Im Jahr 2020 scheiterte er denkbar knapp am Titel, als er in letzter Sekunde noch beim Zeitfahren der 20. Etappe von Tadej Pogacar abgefangen wurde. 2024 soll dieser verpasste Titel mit seinem neuen Team Bora-Hansgrohe nun nachgeholt werden.
Für die optimale Vorbereitung auf die Tour de France 2024 sind bei Primoz Roglic lediglich drei Rennen geplant: Ab dem 3. März startet er bei Paris-Nizza, im Rennprogramm stehen dann nur noch die Baskenland-Rundfahrt Anfang April und das Criterium du Dauphine Anfang Juni. So wenige Rennen wie er bestreitet nur Jonas Vingegaard aus dem Kreis der Tour-de-France-Favoriten. Tadej Pogacar beispielsweise wird sogar mit dem Giro d’Italia im Mai eine dreiwöchige Rundfahrt vor der Tour de France bestreiten und sich damit am Double versuchen. Bei den Vorbereitungsrennen für das große Ziel trifft Roglic auf namhafte Konkurrenz. Hier könnte sich also erstmals andeuten, ob der ganz große Wurf für den routinierten Slowenen tatsächlich noch möglich ist.
Vom 3. bis 10. März findet für Primoz Roglic das erste Rennen für Bora-Hansgrohe statt. Bereits in den Saisons 2021 und 2022 bildete die Fernfahrt den Auftakt in die World Tour bei Primoz Roglic. Während er im Jahr 2021 den Gesamtsieg auf der letzten Etappe aufgrund zweier Stürze aus der Hand gab, brachte er diesen 2022 ins Ziel. Auch in diesem Jahr könnte Roglic mit seinem Team den Gesamtsieg in dem Ort anpeilen, in dem wenige Monate später auch der Tour-de-France-Sieg dazukommen soll. Konkurrenten bei der Rundfahrt hat er dabei in Remco Evenepoel von Soudal - Quick Step, auf den er auch bei der Tour de France treffen wird, sowie Joao Almeida vom UAE Team Emirates, der 2023 Dritter des Giro d’Italia wurde.
Vom 1. bis 6. April 2024 findet die Baskenland-Rundfahrt statt. Es ist Primoz Roglics fünfte Teilnahme, in den Jahren 2018 und 2021 holte sich der mittlerweile 34-Jährige dabei den Gesamtsieg. In dieser Saison wird dies jedoch kein Selbstläufer, immerhin hat er mit Remco Evenepoel und seinen beiden ehemaligen Teamkollegen Jonas Vingegaard und Sepp Kuss von Visma | Lease a Bike namhafte Konkurrenz.
Das letzte Rennen vor der Tour de France ist für Primoz Roglic das Criterium du Dauphine, das vom 2. bis 9. Juni stattfindet. Der Slowene hat erst zweimal an der Rundfahrt teilgenommen - zuletzt im Jahr 2022, als er auch Gesamtsieger wurde. Auch in diesem Jahr zählt er wieder zu den Favoriten. Die Konkurrenz ist ähnlich zu der der Baskenland-Rundfahrt - Evenepoel, Vingegaard und Kuss werden auch hier am Start sein.
Primoz Roglic wird im Vorfeld kein Rennen antreten, um es zu gewinnen. Er wird immer mit dem Ziel am Start stehen, sich die Form zu holen, um im Juli siegreich zu sein - Rolf Aldag, Sportlicher Leiter bei Bora Hansgrohe im kicker
Um bestmöglich für den Saisonstart vorbereitet zu sein, war Primoz Roglic mit seinem Team zu Beginn des Jahres bereits zweimal im Trainingslager: Im Januar auf Mallorca, im Februar verbrachte er dann am Fuße des Teide in Teneriffa sein erstes Höhentrainingslager mit seinem neuen Team. Auch in der Zeit zwischen den Rundfahrten dürfte sich der Slowene nochmals in Trainingslager verabschieden - mindestens eines davon soll in der Höhe stattfinden.
Bereits im Jahr 2022 bereitete sich Primoz Roglic mit den drei Etappenrennen Paris-Nizza, der Baskenland-Rundfahrt und Criterium du Dauphine auf die Tour de France vor. Mit Siegen bei zwei der drei Rundfahrten ging es selbstbewusst in die Tour de France. Auf der 5. Etappe kugelte sich der Slowene aber bei einem Sturz die Schulter aus, sodass er nach der 14. Etappe - auch aufgrund von Schmerzen nur auf Platz 21 der Gesamtwertung liegend - das Rennen aufgab. In diesem Jahr soll nach der gleichen Vorbereitung ein anderes Ergebnis bei der wichtigsten Rundfahrt der Welt her.
Zwar wurde Primoz Roglic in den vergangenen Jahren als Kapitän von Jumbo-Visma von Jonas Vingegaard abgelöst und zählt mit 34 Jahren zu den routinierteren Profis, Hoffnung auf den Gesamtsieg bei der Tour de France darf er trotzdem haben. Anlass dafür gibt die vergangene Saison:
Im Jahr 2023 gewann er mit Tirreno-Adriatico, der Katalonien-Rundfahrt, dem Giro d’Italia und der Vuelta a Burgos jede Rundfahrt, bei der er antrat - mit einer Ausnahme: Nur bei der Vuelta a Espana musste er seinen beiden Teamkollegen Sepp Kuss und Jonas Vingegaard den Vortritt lassen. Auch bei Eintagesrennen zeigte er, dass er noch lange nicht fertig ist: Er gewann den Giro dell’Emilia und wurde bei der Lombardei-Rundfahrt starker Dritter. 2024 ist beim neuen Team Bora-Hansgrohe alles auf den Tour-de-France-Sieg ausgerichtet, ein Ding der Unmöglichkeit ist dieser also nicht.
Primoz Roglic möchte mit seiner Leader-Rolle für die Tour de France auch seinen Teamkollegen weiterhelfen. “Wir hatten sofort einen gemeinsamen Weg, für den wir arbeiten wollen. Ich fühle mich geehrt, in dieser Position zu sein. Ich möchte dabei jeden auf eine neue Stufe bringen - auch die Fahrer”, stellt Roglic im Eurosport-Interview klar.
Der Slowene gibt sich dabei kämpferisch: “Ich habe ein klares Ziel. Wir alle versuchen, uns bestmöglich darauf vorzubereiten. Wir müssen nach unseren Möglichkeiten schauen, die es immer gibt.” Auch Bora-Hansgrohe scheint mit seinem neuen Star zufrieden zu sein. So lobte Rolf Aldag Roglic ausdrücklich: “Primoz Roglic ist ein Vorbild. Er ist pünktlich beim Essen, bei der Abfahrt, er trägt immer die korrekte Kleidung. Da ist für viele Leute im Team ein Lerneffekt da, Primoz stellt Erfolg dar.”
Bei Bora-Hansgrohe ist alles dem großen Ziel “Tour-de-France-Sieg 2024” untergeordnet. Roglic setzt dafür auf die bewährte Vorbereitung, die er 2022 auch durchführte: Mit nur drei Rundfahrten sammelt er zwar im Vergleich zur Konkurrenz wenige Wettkampftage, der Plan scheint aber durchdacht. Bei Paris-Nizza könnte nun ein erster Fingerzeig kommen, ob Roglic bei seinem neuen Team bereit für den ganz großen Wurf ist.