Auf der 21. und damit letzten Etappe des Giro d’Italia 2024 kam es wie erwartet zu einem Massensprint. Diesen machten einmal mehr die beiden überragenden Sprinter der Italien-Rundfahrt unter sich aus: Tim Merlier (Soudal - Quick Step) griff nach der letzten Rechtskurve früh an, überraschte seine Konkurrenz und zog auch an seinem großen Gegenspieler Jonathan Milan (Lidl-Trek) vorbei. Der Konter des Italieners kam dagegen zu spät, sodass der Belgier klar vor Milan gewann. Hinter den beiden Sprint-Dominatoren ging Platz drei an Kaden Groves (Alpecin-Deceuninck). Tim Merlier feiert damit seinen dritten Tagessieg beim Giro 2024.
Neun Kilometer vor dem Ziel hatte Jonathan Milan, der Mann im Punktetrikot und beste Sprinter des Giro bislang, einen Defekt. Er stellt sich an den Straßenrand und musste warten, bis ihm sein Teamwagen eine Ersatzrennmaschine zur Verfügung stellte. Kurz vor dem Ziel musste er also fast eine Minute auf das schnelle Peloton wieder gut machen. Per Kraftakt wurde Milan in letzter Sekunde nach vorne geführt, wo er dann im Massensprint rechtzeitig mitwirken konnte. Am Ende konnte er Merliers Attacke nicht rechtzeitig mitgehen, schnappte sich aber immerhin Platz zwei.
“Es war am Ende sehr hektisch und sehr schwierig, sich vernünftig zu positionieren. Ich habe ein paar Tricks auf Kopfsteinpflaster, die sich ausgezahlt haben. Für mich als Sprinter ist es ein toller Sieg heute.” - Tagessieger Tim Merlier im Siegerinterview
In der Gesamtwertung gab es nach dem Massensprint und lediglich einem harmlosen Sturz keine Verschiebungen in der Gesamtwertung. Damit gewinnt der unaufhaltsame Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) mit einer unglaublichen Performance den Giro d’Italia 2024. Insgesamt sechs Etappensiege schnappte sich der Slowene, der am Ende fast zehn Minuten Vorsprung in der Gesamtwertung vor dem Zweitplatzierten Daniel Felipe Martinez (Bora-Hansgrohe) hatte. Die Italien-Rundfahrt war eine Demonstration der Stärke von Tadej Pogacar.
“Ich bin sprachlos. Es ist schwierig, diesen Moment zu beschreiben. Das Rosa Trikot ist wirklich etwas besonders. Eine verrückte Erfahrung für mich.” - Gesamtsieger Tadej Pogacar im offiziellen Interview
Nach dem Rennbeginn in Rom hatten mehrere Teams und Fahrer Zeit, sich feiern zu lassen: Unter anderem die Teams rund um die Trikotträger durften sich gemeinsam vor dem restlichen Peloton präsentieren: UAE Team Emirates mit Gesamtsieger und Bergkönig Tadej Pogacar als Mittelpunkt, Lidl-Trek mit Jonathan Milan, dem Sieger der Punktewertung, Bahrain-Victorious mit dem besten Jungprofi Antonio Tiberi und dem Sieger der Teamwertung Decathlon AG2R La Mondiale fuhren nacheinander in einer Reihe vorneweg und strahlten um die Wette.
Nach der ersten Zieldurchfahrt auf dem finalen Rundkurs nahm das Rennen an Ernsthaftigkeit zu. Die Sprinterteam übernahmen circa 75 Kilometer vor dem Ziel das Kommando: Allen voran Lidl-Trek fuhr viel im Wind, aber auch Alpecin-Deceuninck und Soudal – Quick Step zeigten sich an der Spitze des Pelotons. Derweil konnten sich vier Fahrer absetzen: Ewen Costiou (Arkea-B&B Hotels), Alex Baudin (Decathlon AG2R La Mondiale), Mikkel Frölich Honore (EF Education-EasyPost) und Martin Marcellusi (VF Group-Bardiani CSF - Faizane).
Maximaler Vorsprung des Spitzenquartetts betrug fast 40 Sekunden. Von den Sprinterteams wurden die Ausreißer an der kurzen Leine gehalten. Allzu große Hoffnungen durften sich die vier Fahrer also nicht machen. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Ausreißer wieder gestellt werden würden.
13 Kilometer wurde die Spitzengruppe dann vom Peloton geschluckt. Alles deutete also auf einen Massensprint hin. Plötzlich musste aber mit Jonathan Milan einer der Favoriten auf den Tagessieg anhalten und die Rennmaschine aufgrund eines technischen Defekts wechseln. Gerade rechtzeitig kam der Italiener zurück ins Peloton, um im Massensprint eingreifen zu können.
Weil kurz vor dem Ziel keine ernsthaften Attacken gefahren wurden, kam es zu einem Massensprint. Diesen gewann Tim Merlier klar vor Jonathan Milan und Kaden Groves. Deutsche Fahrer konnten kein Wörtchen um die Entscheidung mitreden.