Für den 24-Jährigen ist es der größte Erfolg seiner Karriere, denn es ist sein erster Sieg als Profi. Zwar war Bjerg dreimal in Folge U23-Weltmeister im Zeitfahren (2017 bis 2019), doch in der Elite hatte es bisher noch nicht zu einem Tagessieg gereicht. Bjerg übernimmt damit auch das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Der bisherige Führende, Christophe Laporte (Jumbo-Visma), kam nicht in die Top 20 und musste das Trikot abgeben.
Bester Deutscher war Nils Politt (Bora-Hansgrohe) als 22. mit 1:53 Minuten Rückstand auf Bjerg. Sein Teamkapitän Jai Hindley wurde 13. (+1:08) und ist damit in der Gesamtwertung auf Rang 10 geklettert.
“Es ist meiner erster Profi-Sieg”, sagte Bjerg den Tränen nahe im Siegerinterview. “Ich bin erleichtert, dass es endlich funktioniert hat. Dafür habe ich so hart gearbeitet. Ich hatte schon so viele Chancen, es zu schaffen, bin da aber meinen Erwartungen immer hinterhergefahren. Heute dachte ich eigentlich, dass der Kurs zu hart für mich ist. Aber mein Teamchef hat gesagt, du hast nichts zu verlieren, gib alles.”
Vingegaard, der sich mit Platz 2 begnügen musste, zollte seinem Landsmann Respekt. “Es war beeindruckend, was Mikkel gezeigt hat. Ich hatte eigentlich gehofft, zu gewinnen und Gelb zu übernehmen. Vielleicht bin ich es etwas zu schnell angegangen.”
Neben dem Gelben Trikot hat Bjerg auch das Weiße des besten Jungprofis gewonnen. Stellvertretend wird es Fred Wright (Bahrain-Victorious) tragen. Das Grüne Trikot gehört weiter Laporte, Donovan Grondin (Arkea-Samsic) ist weiter im Bergtrikot unterwegs.
Ohne Hugo Hofstetter (Arkea-Samsic) startete das Zeitfahren der Dauphine. Während der Franzose aus gesundheitlichen Gründen nicht starten konnte, mussten Ben Turner (Ineos Grenadiers) und Geoffrey Bouchard (AG2R-Citroën Team) das Rennen nach Stürzen aufgeben.
Der erste auf der Rampe war dann Hofstetters Teamkollege Donovan Grondin, der Träger des Bergtrikots. Und der nahm ein Kurs unter die Räder, der durchaus seine Wellen hatte. Nach einem Anstieg zu Beginn und langem abfallenden Mittelteil danach ging es im Finale wieder bergauf - so sehr, dass einige Fahrer sogar die Zeitfahrposition verlassen und aus dem Sattel gehen mussten.
Grondins erste Zeit hatte nur kurz Bestand und wurde durch die 39:23 Minuten von Ryan Mullen (Bora-Hansgrohe) abgelöst. Ihn unterbot zunächst der ehemalige Europäische Zeitfahrmeister Jonathan Casttroviejo (Ineos Grenadiers) in 38:33 Minuten. Es dauerte eine Weile, bis Nelson Oliveira (Movistar) ein wenig schneller war. Doch der Portugiese hatte keine Gelegenheit, es sich auf dem Hot Seat bequem zu machen, denn gleich der nächste Fahrer, der das Ziel erreichte, war Remi Cavagna (Soudal - Quick Step), dessen 37:55 Minuten lange der Bestwert waren.
Erst ziemlich genau eine Stunde später wurde der Franzose durch Mikkel Bjerg (UAE Team Emirates) abgelöst, der fast nochmal 30 Sekunden schneller war (37:28 min). An der Zeit des Dänen sollten sich alle anderen die Zähne ausbeißen, auch sein Landsmann Jonas Vingegaard (Jumbo-Visma), der bei der ersten Zwischenzeit noch deutlich schneller war als alle anderen Starter. An der zweiten Zwischenzeit war Bjerg dann bereits vorne - allerdings noch zeitgleich mit Cavagna und nur eine Sekunde schneller als der aktuelle Tour-de-France-Sieger.