Mailand-San Remo 2025Van der Poel ringt Pogačar nieder und siegt

Thomas Huber

 · 22.03.2025

Mailand-San Remo 2025 startete in Pavia bei regnerischen Bedingungen. Das Wetter sollte sich aber mit Rennverlauf bessern
Foto: Getty Images/Dario Belingheri
Mathieu van der Poel hat Mailand-San Remo 2025 gewonnen. Der Fahrer von Alpecin - Deceuninck setzte sich frühzeitig gemeinsam mit Tadej Pogačar und Filippo Ganna ab und entschied anschließend den Zielsprint für sich.

Nach 2023 gewinnt Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) auch 2025 das Radsport-Monument Mailand-San Remo. Gemeinsam mit Tadej Pogačar (UAE Team Emirates - XRG) und Filippo Ganna (INEOS Grenadiers) setzte sich van der Poel an der Cipressa entscheidend ab. Weil sich auch am Poggio keiner des Trios endgültig aus dem Staub machen konnte, kamen sie zu dritt auf die Zielgerade. 300 Meter vor dem Ziel eröffnete van der Poel selbst den Sprint und überraschte damit seine Konkurrenz. Ganna reagierte zwar schnell, hatte aber sofort eine kleine Lücke zwischen sich und dem Niederländer. Van der Poel brachte anschließend seinen Vorsprung über die Ziellinie. Ganna verteidigte Platz zwei gegen Pogačar, für den am Ende Rang drei heraussprang. Damit siegt zum dritten Mal hintereinander ein Fahrer des Teams Alpecin - Deceuninck beim ersten Monument der Radsportsaison.

Van der Poel lässt Pogačar verzweifeln

Er konnte immer wieder die Attacken von Tadej Pogačar (vorne) parieren: Mailand-San-Remo-Sieger 2025 Mathieu van der PoelFoto: Getty Images/Dario BelingheriEr konnte immer wieder die Attacken von Tadej Pogačar (vorne) parieren: Mailand-San-Remo-Sieger 2025 Mathieu van der Poel

Nachdem Tadej Pogačar an der Cipressa seine erste Attacke fuhr, schaffte er es sofort, einen großen Teil seiner Mitstreiter abzuschütteln. Filippo Ganna und Mathieu van der Poel waren die einzigen beiden Fahrer, die am Hinterrad des Slowenen bleiben konnten. Zwar griff Pogačar erneut kurz vor der Abfahrt an, besonders van der Poel zeigte dabei aber keine Schwäche und konterte stets die Angriffe Pogačars.

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Auch am Poggio versuchte Pogačar, mit mehreren Attacken eine Lücke zwischen sich und seinen beiden Kontrahenten zu kreieren. Er verzweifelte aber zunehmend an Mathieu van der Poel. Ganna bekam früh am Poggio Probleme und musste eine Lücke klaffen lassen, während der Niederländer förmlich am Hinterrad Pogačars klebte und Attacke um Attacke parierte. Dem Slowenen war dabei anzumerken, dass er sich an van der Poel mehr und mehr die Zähne ausbiss. Vor dem Schlusssprint stellte Ganna dann wieder den Anschluss zum Spitzenduo her und düpierte gemeinsam mit van der Poel den Radsport-Topstar. Pogačar musste sich am Ende wie im Vorjahr mit Platz drei zufrieden geben. Van der Poel gewann dagegen bereits zum zweiten Mal “La Primavera”.

Ich kann es kaum glauben. Wir wussten, dass Tadej Pogačar sehr stark sein wird. Am Ende habe ich mich selbst auch sehr stark gefühlt. Als ich den Sprint früh angezogen habe, habe ich sie etwas überrascht und konnte mein Tempo durchziehen. Es ist einmalig, dass unser Team hier zum dritten Mal hintereinander gewinnt. - Mathieu van der Poel im Siegerinterview

Die Ergebnisse von Mailand-San Remo 2025

Mathieu van der Poel (Mitte) siegt bei Mailand-San Remo 2025 vor Filippo Ganna (links) und Tadej Pogačar  (rechts)Foto: Getty Images/Tim de WaeleMathieu van der Poel (Mitte) siegt bei Mailand-San Remo 2025 vor Filippo Ganna (links) und Tadej Pogačar (rechts)


So lief Mailand-San Remo 2025

Unter regnerischen Bedingungen startete das 289 Kilometer lange Rennen zwischen Pavia und San Remo. Sofort nach Rennbeginn setzte es die ersten Attacken, ehe sich nach kurzer Zeit Tommaso Nencini (Team Solution Tech - Vini Fantini), Alessandro Verre (Arkea – B&B Hotels) und Martin Marcellusi (VF Group - Bardiani CSF - Faizane) ein Loch reißen konnten. Wenig später setzte sich auch ein Quartett aus Mathis Le Berre (Arkea – B&B Hotels), Baptiste Veistroffer (Lotto), Mark Stewart (Team Solution Tech - Vini Fantini) und Filippo Turconi (VF Group - Bardiani CSF - Faizane) ab, das kurz darauf zum Führungstrio aufschloss. Nachdem auch Kristian Sbaragli (Team Solution Tech - Vini Fantini) aus dem Peloton erfolgreich attackierte, stand nach circa 35 Rennkilometern eine achtköpfige Spitzengruppe.

Sie erarbeitete sich schnell einen Vorsprung von fast 6 Minuten. Der Vorsprung sank aber anschließend wieder und pendelte sich fortan bei circa 3:30 bis 4 Minuten ein. Im Peloton verwaltete derweil Alpecin - Deceuninck das Tempo. Lange Zeit fuhr Silvan Dillier im Wind und kontrollierte das Fahrerfeld.

Dillier mit Nachführarbeit

Silvan Dillier (vorne) fuhr lange Zeit im Wind und verwaltete das Tempo im Peloton quasi im Alleingang. Für sein Team sollte sich die Arbeit noch lohnen...Foto: Getty Images/Marco BertorelloSilvan Dillier (vorne) fuhr lange Zeit im Wind und verwaltete das Tempo im Peloton quasi im Alleingang. Für sein Team sollte sich die Arbeit noch lohnen...

Über eine lange Zeit war anschließend die Rennsituation stabil. Die meiste Zeit befand sich Silvan Dillier an der Spitze des Pelotons, während in der Ausreißergruppe die vier Italiener, zwei Franzosen und ein Brite fleißig durchrotierten.

Vor dem Capo Mele, circa 60 Kilometer vor dem Ziel, kam dann wieder Schwung ins Rennen. Zuerst zog die Mannschaft INEOS Grenadiers die Zügel an. Geraint Thomas übernahm das Kommando im Peloton und schraubte das Tempo in die Höhe. Am Capo Mele selbst setzte sich auch das UAE Team Emirates - XRG an die Spitze. Schlagartig verringerte sich der Vorsprung der Ausreißergruppe auf circa zwei Minuten. Dort war Nencini der erste Fahrer, der Probleme bekam und aus der Fluchtgruppe herausfiel.

Ausreißer Marcellusi schlägt sich wacker

Am Capo Berta, circa 40 Kilometer vor dem Ziel, flog dann die Ausreißergruppe auseinander. Martin Marcellusi setzte sich ab und war fortan allein an der Spitze. Währenddessen kam das Peloton weiterhin näher. Nach und nach wurden die Fahrer der Spitzengruppe vom Peloton eingesammelt. Besonders INEOS Grenadiers zeigte sich dabei in der Nachführarbeit aktiv. 30 Kilometer vor dem Ziel betrug der Vorsprung Marcellusis auf das Hauptfeld nur noch weniger als 30 Sekunden.

Vorentscheidung an der Cipressa

Tadej Pogačar setzt sich gemeinsam mit Mathieu van der Poel und Filippo Ganna abFoto: Getty Images/Dario BelingheriTadej Pogačar setzt sich gemeinsam mit Mathieu van der Poel und Filippo Ganna ab

Am Fuße der Cipressa wurde der tapfer kämpfende letzte Ausreißer Martin Marcellusi vom Peloton geschluckt. Das UAE Team Emirates – XRG fuhr erst mit Tim Wellens, dann mit Jhonatan Narvaez an der Cipressa Vollgas. 25 Kilometer vor dem Ziel mündete die Tempoverschärfung der Mannschaft in einer Attacke von Tadej Pogačar. Sofort sprangen Filippo Ganna und Mathieu van der Poel ans Hinterrad Pogačars. Nach einer weiteren Tempoverschärfung des Slowenen bekam Ganna Probleme, am Duo dranzubleiben. Letztendlich kam der Italiener aber zurück zum Duo und erweiterte es zu einer Dreierkonstellation. An der Spitze der Cipressa hatte das stark dezimierte Peloton einen Rückstand von 30 Sekunden. Es umfasste nur noch circa 15 Fahrer – unter anderem Mitfavorit Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck) war aus der Verfolgergruppe herausgefallen.

“Pogi” beißt sich am Poggio die Zähne aus

Unmittelbar am Fuße des Poggio startete Tadej Pogačar seine nächste Attacke. Zwar musste Filippo Ganna abreißen lassen, doch Mathieu van der Poel blieb am Hinterrad des Slowenen. Pogačar lancierte kurz darauf zwei weitere Tempoverschärfungen, die van der Poel kontern konnte. Es war den UAE-Fahrer anzumerken, dass er an der Stärke des Niederländers verzweifelte. Kurz vor der Kuppe des Anstiegs verschärfte van der Poel selbst das Tempo. Pogačar war aber auch nach den vielen Tempoverschärfungen weiterhin stark genug, um zu parieren und dranzubleiben.

Ganna stellt Anschluss her - van der Poel gewinnt Mailand-San Remo 2025

Auf der Zielgeraden ist Mathieu van der Poel schneller als Filippo Ganna und Tadej PogačarFoto: Getty Images/Dirk WaemAuf der Zielgeraden ist Mathieu van der Poel schneller als Filippo Ganna und Tadej Pogačar

Bei der anschließenden Abfahrt ging der zurückgefallene Filippo Ganna volles Risiko und fuhr nach und nach die Lücke zum Spitzenduo zu. Auf dem letzten Kilometer war es dann so weit. Ganna bog gemeinsam mit van der Poel und Pogačar auf die Zielgerade ein. Nach Momenten des Belauerns überraschte van der Poel seine beiden Gegner mit einem frühen Sprint. Der Niederländer brachte so den Sieg vor Ganna und Pogačar ins Ziel. Mit über einer halben Minute Rückstand kam dann das verbliebene Peloton ins Ziel. Den Massensprint des dezimierten Feldes entschied Michael Matthews (Team Jayco - AlUla) für sich. Er wurde Vierter.

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