Der Trend zu optierter Aerodynamik treibt seltsame Blüten – einen Preis für die skurrilste Erfindung verdient ein neuer Aero-Rucksack. Unter dem Modellnamen Ram Air Fairing (RAF) wird ein mit Luft gefüllter Rucksack angeboten. Der soll durch seinen langen Schweif die Aerodynamik deutlich verbessern und ganz nebenbei auch als “Airbag” die Sicherheit erhöhen. “Erleben Sie ein neues Maß an Effizienz beim Radfahren mit unserem hochmodernen, luftgefüllten Rucksack, der sorgfältig gefertigt wurde, um Ihr Fahrerlebnis zu revolutionieren”, verspricht die Kickstarter-Seite. Das Produktvideo verspricht eine Reduzierung des Luftwiderstands um 19,6 Prozent. Eine Fantasiezahl deren Berechnung nicht offengelegt wird. Interessant wäre auch zu sehen, wie sich der Luftrucksack bei Seitenwind verhält.
Die Werbeversprechen klingen vielversprechend: “Unser Rucksack ist ein Leuchtturm für Innovation und Praktikabilität, wie kein anderer auf dem Markt. Durch die Kombination von Spitzentechnologie und benutzerfreundlichem Design bietet es ein einzigartiges Zubehör, dass sie auf der Straße von der Masse abhebt.” Ob man sich mit einem riesigen luftgefüllten Aero-Rucksack nur von der Masse abhebt oder eher zum Aero-Kasperl macht?
Noch ist der RAF nicht zu kaufen. Im Oktober soll auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter Geld für den 300 g leichten Aero-Rucksack gesammelt und im November die Produktion gestartet werden. Vielleicht gibt es aber so viel Gegenwind, dass die Kampagne ganz abgeblasen wird.
Die Macher aus Hongkong schließen sogar einen Einsatz beim Radrennen nicht aus: “Während die Einhaltung der Vorschriften vom Reglement abhängt, können Sie sicher sein, dass bei unserem Rucksack Sicherheit und Leistung im Vordergrund stehen. Wir empfehlen, sich für die Genehmigung der Ausrüstung mit den Rennveranstaltern in Verbindung zu setzen.”
Eine Starterfeld voller Fahrer mit luftgefüllten Rucksäcken – wer muss bei diesem Gedanken nicht herzhaft lachen. Wir stellen uns die Frage: meinen die Erfinder das wirklich ernst, oder ist der Aero-Rucksack eine gut geplante Satire-Aktion?
Wirklich schnell wird man, wenn man sich um alle Komponenten des Widerstands kümmert und Haltung, Kleidung und Material optimiert. Am besten in dieser Reihenfolge. Der Fahrer verursacht sehr viel mehr Luftwiderstand als das Rad. Der erste und größte Schritt zum schnelleren Fahren ist daher eine Verkleinerung der Stirnfläche: Kopf runter, Arme nach innen! Aufgestützt auf einen AeroLenker würde man noch schneller – das ist aber nur in Zeitfahren erlaubt.
Einsparung bei 35 km/h: ca. 54 Watt -> 3,9 km/h schneller