Mietrad oder Rennrad Transport?Was lohnt sich mehr?

Matthias Borchers

 · 17.02.2024

Mietrad oder Rennrad Transport?: Was lohnt sich mehr?Foto: Christian Kaufmann
Kofferschlepper: Radsportler, die ihr eigenes Rad auf Flugreisen mitnehmen, sind inzwischen eine eher seltene Spezies. Der Trend geht zum Mietrad.
Immer mehr Rennradler sparen sich den aufwendigen Radtransport und holen sich ein Mietrad im Trainings- oder Urlaubsrevier. Dennoch wollen manche nicht auf ihre ganz persönliche Maschine verzichten. Wir haben am Beispiel Mallorca verglichen, für wen sich welche Version lohnt.

Noch bis weit in die Zweitausenderjahre hinein war es gang und gäbe, das eigene Rennrad in den Urlaub mitzunehmen, speziell ins Trainingscamp. Auf einem anderen Rad als dem eigenen die wichtigen Grundlagenkilometer schrubben? Das kam für ambitionierte Radsportler kaum infrage. Zudem wurde damals ein Fahrrad bei allen Fluggesellschaften in der Regel kostenlos als Sportgepäck transportiert, was die Entscheidung einfach machte. Und so zählte einst auch der obligatorische Rad-Transportkoffer zum Standard-Equipment vieler Hobbyradler.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Klar ist es auch heute noch eine Option, das eigene Rad im Flugzeug mitzunehmen. Gegen Bezahlung, versteht sich. Aber die zunehmende Anzahl an Vermietstationen auf der Insel verlockt dazu, mit vergleichsweise leichtem Gepäck anzureisen und am Ziel bequem ein Leihrad in Empfang zu nehmen. Außerdem ist das Qualitätsniveau der Mietradflotte generell stark gestiegen. Man findet mittlerweile Dutzende von Stationen, verteilt über die ganze Insel. Teils öffentlich, teils angegliedert an Radhotels. Wobei man in der Regel auch bei Letzteren frei in der Wahl der Unterkunft bleibt.

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Mietrad statt Rennrad Transport

Der Wegfall der Transportlogistik ist aber nicht der einzige Grund, warum ein Mietrad die richtige Entscheidung sein kann. Populäre Stationen wie Huerzeler, Fred Rompelberg oder Philipps Bike Team halten ihre Fuhrparks auf dem aktuellen Stand, selten sind die Räder älter als zwei Jahre. Und selbstverständlich top in Schuss! Damit bietet sich die Gelegenheit, neue Technik, wie beispielsweise eine elektrische Schaltung, in der täglichen Trainingspraxis über einen längeren Zeitraum zu testen. So schlagen Radler, die ohnehin einen Neukauf planen, zwei Fliegen mit einer Klappe.

Mietrad rechtzeitig reservieren

Auch wenn die großen Mietstationen auf Mallorca einen wahrlich gigantischen Fuhrpark unterhalten – bei Huerzeler sind es deutlich mehr als 1000 Räder – gilt: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Schließlich geht es nicht nur um das Rad mit der Wunschausstattung, sondern auch darum, dass es in der passenden Rahmenhöhe im geplanten Zeitraum verfügbar ist. Also lieber nicht bis kurz vor knapp warten, sondern das Mietrad so bald als möglich reservieren. Am besten und einfachsten direkt über die Webseiten der Anbieter, wo man sich auch alle Modelle im Detail anschauen kann.

Das eigene Rennrad vermessen

Bevor man das Mietrad bestellt, gilt es, das eigene Rad zu vermessen. Denn die Sitzposition sollte im Trainingslager schließlich mit der gewohnten Position identisch sein. Das heißt, neben der Rahmenhöhe sind die Werte Stack und Reach hilfreich. Oder zumindest Oberrohr- und Vorbaulänge. Körpergröße und Innenbeinlänge sollte man für alle Fälle ebenfalls parat haben. Philipps Bike Team bietet beispielsweise gegen einen kleinen Aufpreis sogar einen millimetergenauen Einstellservice. Dabei wird das Rad bereits vorab perfekt eingestellt und steht dann bei Anreise fahrfertig bereit.

Um das Mietrad auf den Stand des eigenen Rades zu bringen, sollte man einige persönliche Parts mitbringen. Welche das sind, hängt auch davon ab, wie tolerant der eigene Körper gegenüber Veränderungen am Set-up ist. Manches kann möglicherweise auch der Vermieter stellen. Das gilt es, im Voraus abzuklären.

  1. Sattel
  2. Schuhe und passende Pedale, besonders bei seltenen Klick- oder bestimmtem Leistungs-Messsystemen
  3. Computer und/oder GPS-Gerät
  4. Helm
  5. Schloss, besonders für die Sicherung unterwegs
  6. kleines Reparatur-Set (Mini-Tool, Reifenheber, Ersatzschlauch, Pumpe/CO2-Kartusche)
  7. Licht-Set.

Wie viel kostet ein Mietrad?

Der Mietpreis hängt von Radtyp, Ausstattung, Mietdauer und Saisonzeitpunkt ab. Eine Wochenmiete (sechs Tage) ist fast immer günstiger als der einzelne Tagessatz. Wer zum Beispiel auch das Hotel über den Vermieter bucht, profitiert oft von Rabatten. Bei Huerzeler sind das immerhin 20 Prozent! Drei Radmodelle als Beispiel im Vergleich (Wochenmiete, Mittelsaison):

  1. Carbonrahmen / Shimano Ultegra Di2: ca. 200–220 Euro
  2. Carbonrahmen / Shimano Ultegra Standard: ca. 150–170 Euro
  3. Alu-oder Carbonrahmen / Shimano 105: ca. 100–120 Euro

Top-Renner mit High-End-Ausstattung wie Shimanos Dura-Ace Di2 findet man relativ selten, und wenn, kann die Wochenmiete durchaus die 500-Euro-Grenze überschreiten.

Versicherung: Ja oder nein?

Gut zu wissen: In der Regel ist das Mietrad beim Grundpreis nicht versichert. Die meisten Vermieter bieten eine “kleine” Versicherung, die bei Beschädigungen (z.B. Sturz oder Unfall) greift, jedoch nicht bei Diebstahl und üblichen Pannen. Der Aufpreis richtet sich nach der Klasse des Mietrades, liegt aber im Schnitt bei etwa 20 Euro. Beim Punkt “Diebstahl” sollte man klären, ob sich der Fall durch eine spezielle private Reiseversicherung oder vielleicht sogar die Hausratversicherung abdecken lässt.

Alternative: Der Rennrad Transport

Wer deutlich länger als eine Woche auf der Insel trainieren möchte oder für wen ein Mietrad aus verschiedensten Gründen einfach kein Thema ist, der kann durchaus sein eigenes Rennrad im Flugzeug mitnehmen. Wichtigste Pflicht vorab: Das Rad so früh wie möglich, am besten bereits bei der Buchung des Fluges, bei der Airline als Sportgepäck/Fahrrad anmelden! Denn in der Maschine steht immer nur ein begrenzter Stauraum für Sperrgepäck zur Verfügung. E-Bikes sind wegen des Motor-Akkus übrigens generell von der Beförderung ausgeschlossen.



Koffer oder Karton?

Fast alle Airlines nehmen das Rad nur mit, wenn es sicher verpackt ist. Und wer schon öfter Flugreisen mit dem Rad absolviert hat, weiß, das ein spezieller Hartschalenkoffer die beste Wahl ist. Am besten mit Rollen, sodass man zügig die oft langen Wege im Airport zurücklegen kann. Akzeptable Alternative ist ein stabiler Radkarton aus dem Radshop, dem man für den Transport zum Check-In quer auf einen Caddy stellen kann. Es gibt auch relativ stabile Soft-Bags, aber das muss jeder für sich entscheiden, wie viel Risiko er in puncto Beschädigungsgefahr eingeht.

Wichtig: Lenker quer stellen, Pedale abschrauben und Sattel mit Stütze herausziehen. Außerdem Distanzhülsen zwischen den hinteren Ausfallenden und der Gabel einsetzen. Laufräder in Luftpolsterfolie hüllen und links und rechts vom Rahmen mit Tape ankleben. Oft wird verlangt, die Luft aus den Reifen abzulassen. Am besten einfach machen – auch wenn es erwiesenermaßen Unsinn ist.

Was kostet der Rennrad Transport?

Grundsätzlich fällt die Transportgebühr der Airline an. Drei Beispiele für einen Flug nach Mallorca (Mittelstrecke):

  1. Lufthansa: 80 Euro
  2. Iberia: 50 Euro
  3. Eurowings: ab 50 Euro je nach Gewicht.

Achtung: Die Preise gelten immer nur für eine Strecke! Dabei bleibt es aber oft nicht. Denn neben den eventuell anfallenden Kosten für einen Radkoffer ist noch die Logistik zwischen Ankunftsflughafen und der Unterkunft zu klären. Wer Glück hat, kann den Abholservice seines Hotels nutzen. Ansonsten ist mit Kosten für ein (entsprechend großräumiges) Taxi zu rechnen oder gar für einen Mietwagen.

Fazit: Mietrad oder Rennrad Transport?

Rechnet man alle Teilkosten zusammen, liegen der Transport im Flugzeug und die Kosten für ein Mietrad unterm Strich ziemlich dicht beieinander. Also grob zwischen 200 und 300 Euro. Bleibt man allerdings länger als eine Woche am Ort, verschiebt sich der Vorteil in Richtung des eigenen Rades. Auch Radler, die sensibel auf ungewohntes Equipment oder eine in Nuancen unterschiedliche Sitzposition reagieren, fahren wahrscheinlich besser auf dem gewohnten Rad. Alle anderen können sich getrost die Schlepperei sparen und stressfrei ihr reserviertes Mietrad in Empfang nehmen.

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