Atera Genio Pro AdvancedWie schlägt sich der Designer-Fahrradträger im Vergleichstest?

Stefan Frey

 · 12.03.2025

Atera legt beim Genio Pro Advanced viel Wert auf Design und ein eindrucksvolles Klappsystem. Doch wie schneidet der Genio in der Praxis ab?
Foto: Stefan Frey
Der Atera Genio Pro Advanced Fahrradträger besticht durch sein innovatives Faltsystem, das ihn von den anderen Test-Modellen abhebt. Kann der hochpreisige Designer-Träger in puncto Funktionalität überzeugen? Der Test verschafft Klarheit und zeigt, warum der Atera ausgerechnet für Rennradfahrer interessant sein könnte.

Schienen, die mit einer eleganten Drehung auseinandergleiten wie die Flügel eines Raumgleiters, so etwas haben wir bei einem Fahrradträger-Test auch noch nicht gesehen – ziemlich abgespaced. Eine echte Funktion hat dieses Feature zwar nicht, trotzdem schindet der Genio Pro Advanced damit schon beim Aufbau Eindruck. Ob uns der teuerste Fahrradträger in unserem Vergleich auch sonst mit seiner Funktion überzeugen kann? Wir sind gespannt.

Der Atera Genio Pro Advanced ist auch für Busse geeignet

Zu tun gibt es vor der ersten Fahrt mit dem Atera wenig. Der wuchtige Fahrradträger – 21,3 Kilo wiegt der Klopper – rutscht komplett vormontiert aus der Verpackung. Lediglich VW-Bus-Fahrer, V-Klasse Besitzer und Co stehen vor einer kleinen Umrüstaktion: Über zwei mitgelieferte Adapter lässt sich der Abklappwinkel des Genio nämlich von 55 Grad bis auf 85 Grad erweitern. Dann schwenken auch die großen Heckklappen sicher am Fahrradträger vorbei und der Zugang zum Kofferraum bleibt frei. Ein nettes Feature, das so in unserem Vergleich einzigartig ist.

Für Fahrzeuge mit großer Heckklappe gibt es ein Erweiterungs-Set, das den Klappwinkel auf 85 Grad erhöhtFoto: Stefan FreyFür Fahrzeuge mit großer Heckklappe gibt es ein Erweiterungs-Set, das den Klappwinkel auf 85 Grad erhöht

Punktabzug in den Details

Ansonsten punktet der Genio mit seiner wertigen Anmutung. Sämtliche Kanten an den Kunststoffen sind geglättet, die langen Ratschenbänder lassen sich ordentlich verstauen und auch die Kabel sind sauber am Träger geführt. Nur die schwenkbaren Radschienen hinterlassen einen weniger wertigen Eindruck. Der verwendete Kunststoff wirkt spröde und sowohl im auf- als auch im zugeklappten Zustand klappern die Flügel in ihrer Halterung. Bei einem Preis von annähernd 1000 Euro hätten wir uns hier mehr erwartet. Auch Felgenschoner für die Rastbänder muss man sich noch separat dazu bestellen.

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Die Ratschenbänder lassen sich zum Transport sauber verstauenFoto: Stefan FreyDie Ratschenbänder lassen sich zum Transport sauber verstauen

Schwitzen beim Transport

Ähnlich wie bei Eufab ProBC2, MFT Compact 2e+1 und Thule EasyFold 3 sind auch beim Atera Fahrradträger Griffe an den Enden der Schienen eingelassen. Allerdings liegen die beiden Schienen hier durch das verspielte Klappsystem nicht bündig aneinander. So kann man immer nur eine Schiene greifen. In Verbindung mit dem hohen Gewicht bringt einen der Atera beim Transport ziemlich ins Schwitzen.

Die Schienenenden formen zwar Griffe. Die liegen aber weit auseinander. So lässt sich der schwere Träger nicht gut transportierenFoto: Stefan FreyDie Schienenenden formen zwar Griffe. Die liegen aber weit auseinander. So lässt sich der schwere Träger nicht gut transportieren

Nachdem man den Genio auf die Kupplung gehievt hat, muss man zuerst die Schienen auseinanderklappen, um an den Spannhebel zu kommen – der ist hier mittig zwischen den Schienen platziert. Vorteil: Dadurch lässt sich der Atera gut mittig ausrichten. Eine Anzeige für eine sichere Klemmung gibt es beim Atera Fahrradträger leider nicht.

Die Schienen schwenken wie bei einem Raumgleiter zur Seite. Eindrucksvoll, aber wenig nützlichFoto: Stefan FreyDie Schienen schwenken wie bei einem Raumgleiter zur Seite. Eindrucksvoll, aber wenig nützlich
Der Klemmhebel befindet sich bei Atera in der Mitte. So lässt sich der Träger vor dem Klemmen leicht ausrichtenFoto: Stefan FreyDer Klemmhebel befindet sich bei Atera in der Mitte. So lässt sich der Träger vor dem Klemmen leicht ausrichten

Probleme bei der Fahrrad-Befestigung

Beim Befestigen der Räder sind wir gleich auf mehrere Probleme gestoßen. Zum einen sitzen gerade breite Reifen nicht besonders sicher auf den stark abfallenden Schienen, wodurch das Vorderrad zum Kippen neigt. Die Ratschenbänder bieten nur wenig Spielraum für seitlichen Versatz, die Ratsche der inneren Schiene ist nach hinten gerichtet, was das Handling erschwert. Insgesamt bietet der Atera Fahrradträger bei langen Radständen nur wenig Spielraum.

Schienen und Ratschenbänder bieten wenig Spielraum für große Räder. Die hintere Ratsche ist schwer zu erreichenFoto: Stefan FreySchienen und Ratschenbänder bieten wenig Spielraum für große Räder. Die hintere Ratsche ist schwer zu erreichenErst mit den optional längeren Ratschenbändern packt der Atera auch fette RohreFoto: Stefan FreyErst mit den optional längeren Ratschenbändern packt der Atera auch fette Rohre

Auch die Greifarme konnten uns nicht überzeugen. Zwar lassen sie sich mit längeren Gurten ausrüsten und packen dann auch fette Rohre zuverlässig, die Ratschen laufen aber sehr hakelig. Besonders umständlich ist das Versetzen der Greifer. Zum einen bietet der stark gerundete Bügel recht wenige Positionen, zum anderen müssen die Greifer umständlich geöffnet und dann samt darunterliegender Gummierung versetzt werden. Im Test war dieses System das mit Abstand komplizierteste.

Das Versetzen der Greifer mit der zusätzlichen Gummierung ist umständlich und fummelig. Der abgerundete Bügel bietet nur wenige MontagepositionenFoto: Stefan FreyDas Versetzen der Greifer mit der zusätzlichen Gummierung ist umständlich und fummelig. Der abgerundete Bügel bietet nur wenige MontagepositionenDie Gummierung unter der Klemmung erschwert das Versetzen der Greifer zusätzlichFoto: Stefan FreyDie Gummierung unter der Klemmung erschwert das Versetzen der Greifer zusätzlich

Für Rennräder, Gravelbikes und Mountainbikes mit schmalen Reifen und kurzen Radständen mag der Atera Fahrradträger funktionieren. Für moderne Räder mit langen Radständen und wuchtige E-Bikes ist der Genio aber weniger zu empfehlen. Auch der schmale Schienenabstand kann dazu führen, dass sich Rahmen und Gabel der beiden Räder am Träger in die Quere kommen.

21 Zentimeter Schienenabstand: Das kann bei modernen Rahmen zu Kollisionen führenFoto: Stefan Frey21 Zentimeter Schienenabstand: Das kann bei modernen Rahmen zu Kollisionen führen

Weitere Fahrradträger aus dem Test

Die wichtigsten Infos zum Atera Genio Pro Advanced Fahrradträger

  • Preis: 969 Euro >> hier reduziert erhältlich
  • Gewicht: 21,3 kg
  • Staumaß: 70 x 38 x 65 cm
  • Schienen Länge / Breite / Abstand: 124 / 7,2 / 21 cm
  • max. Radstand: 128 cm /
  • max. Rohrdurchmesser: 80 mm (über längere Ratschenbänder erweiterbar)
  • Träger / Bikes abschließbar: ja / ja
  • Ausstattung: gesicherter Klappmechanismus mit Fußbedienung; Träger und Haltearme abschließbar; Haltearme gepolstert; Stecker-Halterung; Tragegriff an beiden Schienen
In der Praxis konnte der teure Atera nicht ganz überzeugen. Die Schwenk-Schienen sind schick, bringen aber keine VorteileFoto: Stefan FreyIn der Praxis konnte der teure Atera nicht ganz überzeugen. Die Schwenk-Schienen sind schick, bringen aber keine Vorteile

Bewertung & Fazit Atera Genio Pro Advanced Fahrradträger

  • Montage (30 %): Note: 1,5
  • Handling (40 %): Note: 3,0
  • Ausstattung / Verarbeitung (10 %): Note: 2,1
  • Gewicht / Transport (20 %): Note: 3,7
  • Gesamtnote: 2,6

Extrem schwerer und stabil konstruierter Fahrradträger mit unnötig verspieltem Handling. Die schwenkenden Schienen schützen die Lichtleiste, formen aber keinen guten Griff. Der Genio punktet mit leichter Montage auf der Kupplung, schwächelt beim Handling: umständlich versetzbare Greifer, hakelige Rastbänder, wenige Klemmpositionen. Lange Radstände und voluminöse Rohre lassen sich nur mit den optionalen, längeren Rastbändern fixieren. Top: Abklappwinkel auf 85 Grad erweiterbar.

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