Robert Kühnen
· 27.12.2021
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Standpumpen sind unverzichtbar um Luft in Rennradreifen zu bekommen. Unser Test von elf Luftpumpen zeigt, dass die teuersten Modelle keineswegs die besten sind.
Die Zeiten, in denen man mit der Pumpe bis zu zweistellige Bar-Werte in einen Rennradreifen gepresst hat, sind lange vorbei. Mehr als sieben Bar werden kaum noch fällig, weil Reifen (und Felgen) breiter geworden sind und weniger Druck benötigen. Trotzdem sind und bleiben Standpumpen das bevorzugte Werkzeug, um Rennradreifen schnell und bequem mit Luft zu füllen. Wichtig ist dabei vor allem das Manometer zur exakten Einstellung des optimalen Luftdrucks. Die einzig vernünftige Alternative zur Standpumpe ist ein elektrischer Kompressor, gepaart mit einem präzisen Manometer – mehr dazu auf Seite drei des Artikels. (Elektrischer Kompressor).
Die Pumpen in diesem Test kosten zwischen 40 und 129 Euro, die Bauart ist bei allen ähnlich: Mit beiden Füßen auf der Standfläche wird der Zylinder fixiert und mit Hilfe des T-Griffs Druck aufgebaut. Nur an der
Silca-Pumpe ist das Trittbrett so klein, dass man sie mit nur einem Fuß sichern kann. Die komprimierte Luft passiert ein Rückschlagventil, dann das Manometer und wird schließlich über den Druckschlauch zum Pumpenkopf gefördert, der die Verbindung zum Ventil herstellt. Vom Durchmesser des Kolbens hängt ab, wie leicht sich Druck aufbauen lässt; das Gesamtvolumen legt fest, wie viele Hübe nötig sind: Im Testfeld brauchten wir 21 bis 36 Hübe, um einen 25er-Reifen auf sechs Bar zu bringen. Das Pumpgefühl wird ferner beeinflusst von der Art des Kolbens, seiner reibungsarmen Führung und Abdichtung und davon, wie handschmeichelnd der Griff gestaltet ist.
Größere Unterschiede als bei den Zylindern gibt es bei den Pumpenköpfen. Zunächst muss man unterscheiden zwischen simplen Aufsteckköpfen und solchen, die mit zusätzlichen Hebeln gesichert werden. Die Hebel-Köpfe müssen, außer bei SKS, mit beiden Händen angesetzt werden, oder mit viel Kraft, wie bei Cube. Die Pumpenköpfe von Lezyne und Zefal werden aufgeschraubt. Das ist dann von Vorteil, wenn das Ventil nur knapp aus der Felge ragt, grundsätzlich aber fummelig. Aufgefallen ist uns, dass die meisten Pumpenköpfe nach wie vor dafür ausgelegt sind, Autoventile aufzunehmen, obwohl diese bei sportlichen Rädern, ganz gleich für welches Gelände, keine Bedeutung mehr haben.
Eine wichtige Frage ist hingegen, ob der aufgesteckte Ventilkopf automatisch den Stößel des Ventils eindrückt und damit das Ventil öffnet. Denn nur dann wird am Manometer direkt der aktuelle Druck im Reifen angezeigt – wenn auch etwas verdünnt durch das zusätzliche Volumen des Pumpenschlauchs. Und auch nur dann kann über ein Ventil der Druck stufenlos verringert werden, was absolut wünschenswert ist.
Wird das Ventil nicht aktiviert, zeigt das Manometer erst beim Pumpen und Überströmen der Luft an, welcher Druck im Reifen herrscht. Das Aktivieren des Ventils ist daher ein Vorteil – aber nur, solange der Dichtgummi im Pumpenkopf ausreichend straff sitzt. Ist die Passung undicht, entweicht ungewollt Luft, sobald man den Kopf ansetzt. Dann ist die Standpumpe kaum mehr nutzbar. Kleiner Praxis-Tipp: Kaufen Sie einen ausreichenden Vorrat passender Dichtgummis, die Sie am besten in einer kleinen Tüte direkt an der Pumpe befestigen. Das sichert den Nachschub dann, wenn Sie ihn brauchen, und vermeidet Tobsuchtsanfälle bei der vergeblichen Suche danach in der Werkstatt.
Große Unterschiede zeigen sich bei den Manometern. Deren Genauigkeit ist zwar durchweg gut (max. 0,2 Bar Abweichung), aber einige Zeigermanometer sind schlecht ablesbar. Das liegt an zu weiten Anzeigebereichen von 1 bis 16 Bar, zu kleinen Durchmessern und an Skalen, die die amerikanische PSI-Einheit groß, die europäische Bar-Skala aber winzig abbilden. Der für Rennräder und Gravelbikes relevante Bereich von 2,5 bis 7 Bar wird nur von den Zeigerinstrumenten bei Topeak und Pedros gut aufgelöst, sowie von den digitalen Anzeigen. Eine auf ein bis zwei Zehntel Bar genaue Anzeige ist auf jeden Fall wünschenswert, weil diese geringen Unterschiede bei größeren Reifenvolumen und niedrigen Drücken bereits spürbar sind.
Fazit: Alle Pumpen im Test machen ihren Job ordentlich. Normale Drücke aufzubauen, ist mit allen leicht möglich. Wer kleiner als 1,70 Meter ist, sollte die längsten Pumpen meiden. In der Praxis machen vor allem die Pumpenköpfe und das Handling zur genauen Einstellung des Drucks den entscheidenden Unterschied. Mit jeweils sehr guter Performance in diesem Punkt setzen sich die Pumpen von Rose – als zweitbilligste! – und Pedros in der Gesamtwertung durch.
Der Kopf entscheidet, das gilt auch für Standpumpen. Eine Übersicht über die Pumpenköpfe und ihre Eigenschaften:
Pumpenkopf mit Exzenter-Klemmung
(Rose, Giant, Pedros, Pro, SKS, Specialized, Topeak)
Zeigt sofort Druck im Reifen an. Ideal in Kombination mit Druckablassventil zur Feinjustage des Drucks. Die Funktion hängt an der guten Dichtung der Gummis. Beginnen sie zu verschleißen, sind sie nicht mehr nutzbar.
Pumpenkopf mit Linear-Klemmung
(Cube)
Erfordert ein fest verschraubtes Ventil und viel Kraft, um den Klemmmechanismus zu betätigen, wenn man den Kopf aufs Ventil schiebt. Hoher Gummiverschleiß beim Abziehen.
Pumpenkopf zum Aufstecken
(Silca, optional bei SKS)
Simpelste Methode. Bis auf Dichtgummi kein Verschleißteil. Hält – aus Metall – ewig. Nachteile: Zeigt den Reifendruck erst beim Überströmen von Pumpe zu Reifen; keine Feinjustage; je nach Beschaffenheit des Ventilschafts relativ hoher Gummiverschleiß.
Aufschraub-Pumpenkopf
(Lezyne, Zefal)
Sehr sichere Verbindung bei geringem Ventilüberstand. Nachteile: zeitaufwendig; löst mitunter den Ventileinsatz beim Rausdrehen; zeigt den Druck im Reifen erst beim Überströmen von Pumpe zu Reifen; keine Feinjustage des Drucks.
Cube: ACID Standpumpe Race Floor digital
59,95 Euro >> z.B. hier erhältlich*
Fazit: Technisch-funktional: Pumpt mit mittlerer Kraft, zeigt den Druck genau an und hat ein praktisches Ablassventil zur Feinregulierung. Der Kopf ohne Klemmhebel ist mehr als gewöhnungsbedürftig und erfordert viel Kraft beim Aufstecken
Giant: Control Tower Pro Boost
110 Euro
Fazit: Pumpt geschmeidig mit geringer Kraft. Sehr standsicher, großes Manometer und Druckablassventil zur Feinregulierung per Fußspitze. Zeigt mit dem Ansetzen des Kopfes den Druck an. Umschaltbar als Booster für die Montage von Tubeless-Reifen
Lezyne: Steel Digital Drive
85 Euro >> z.B. hier erhältlich*
Fazit: Pumpt sehr geschmeidig und überzeugt mit weiteren Details wie langem Flexschlauch und toller Verarbeitung. Der Aufschraubkopf ist gut gemacht, aber für den schnellen Druck-Check und präzise Druckanpassung umständlich
Pedros: Super Prestige
80 Euro >> z.B. hier erhältlich*
Fazit: Pumpvolumen und Kraft sind gut abgestimmt. Sehr gutes Handling des Pumpkopfs mit Ablassventil im Griff. Das oben angebrachte analoge Manometer liegt gut im Blick und lässt sich auf 0,2 Bar genau ablesen. Solide Bauart mit stabilem Metallfuß.
Pro: Standpumpe Team Digital
90 Euro >> z.B. hier erhältlich*
Fazit: Großvolumig. Erfordert etwas mehr Kraft, pumpt den Reifen aber mit wenigen Hüben auf. Adaptereinsätze im hohlen Griff neigen zum Rausfallen. Kopf baugleich mit Specialized, zeigt beim Anstecken den Druck. Ablassventil zur präzisen Druckanpassung fehlt.
Rose: Druckmacher BL
45 Euro >> z.B. hier erhältlich*
Fazit: Pumpt sehr gut und effektiv, zeigt beim Anstecken den Druck und hat einen Ablassknopf zur Feineinstellung. Der Alu-Hebel am Kopf spendet Vertrauen. Der Holzgriff liegt gut in der Hand. Standfest und preiswert. Nur das Manometer könnte besser ablesbar sein.
Silca: Pista
129 Euro
Fazit: Kompakte Design-Pumpe mit Retro-Touch. Pumpt ordentlich, hat aber wenig Hubraum, einen sehr kleinen Standfuß und ein schlecht ablesbares Manometer. Hingucker ist der aufwendig gefertigte Kopf mit Druckventil für leichteres Lösen des Kopfes.
SKS: Rennkompressor
65 Euro >> z.B. hier erhältlich*
Fazit: Der Klassiker. Seit 1966 fast unverändertes Design. Extrem langlebig dank massivem Guss-Fuß und Stahlrohr. Aber: wenig Hubraum, ineffizientes Pumpgefühl, schlecht ablesbares Manometer. Der alternative Messingkopf passt besser zum Klassiker als der Plastik-Klemmkopf.
Specialized: Air Tool Sport
40 Euro >> z.B. hier erhältlich*
Fazit: Die günstigste Pumpe im Feld ist kompakt und überzeugt mit guter Pumpleistung. Der ergonomische Griff liegt gut in der Hand. Zwei Details aber kosten Punkte: Am guten Pumpkopf fehlt das Druckablassventil, und das Manometer ist schlecht ablesbar.
Topeak: Joe Blow Sport III
45 Euro >> z.B. hier erhältlich*
Fazit: Gute Pumpleistung, gut ablesbares Zeigermanometer und günstig. Mit besserem Pumpkopf wäre sie im Test ganz vorne dabei: Der Wechselkopf hat kein Druckventil und eine etwas umständliche Klemmung. Auch die Druckleitung ist etwas kurz geraten.
Zefal: Profil Max FP60 Z-Turn
55 Euro >> z.B. hier erhältlich*
Fazit: Pumpt ruckelig und erfordert überdurchschnittlich viel Kraft. Der Aufschraubkopf ist schwergängig und dreht den Pumpenschlauch auf. Das Zeigermanometer hat eine originelle Lupe, aber der Fuß aus Kunststoff wirkt auf Dauer wenig vertrauenerweckend. Nicht empfehlenswert.
Besser noch als Standpumpen sind elektrische Kompressoren – jedenfalls für eine intensiv genutzte Werkstatt. Aber lohnt auch eine private Anschaffung? Über das Für und Wider der elektrischen Helfer
Elektrische Kompressoren gehören zu den Werkzeugen, die man – einmal ausprobiert – nicht mehr missen möchte. Man bohrt ja auch keine Löcher mit dem Handbohrer, selbst wenn man nur selten Löcher bohrt. Mit reichlich Luft geht alles rund um Reifen leichter von der Hand. Druck checken und präzise anpassen ist mit einem ordentlichen Kompressor ein Handgriff und macht keine Mühe. Die Ventile aufzudrehen, kostet mehr Zeit als das Nachpumpen. Wer also mehr als ein oder zwei Fahrräder sein eigen nennt oder deutlich mehr Räder betreut und wartet (Verein, Familie, Nachbarschaft), wird dem elektrischen Verdichter treu bleiben. Wetten?
Besonders gilt das, wenn man Reifen pflegt, die notorisch an Druck verlieren: Latex- oder Leichtschläuche und Tubeless-Systeme zum Beispiel. Da gehört der Druck-Check vor jeder Fahrt zur Routine. Der Kompressor ist bei Undichtigkeiten beim Aufpumpen toleranter. Selbst nicht mehr ganz stramm sitzende Ventilgummis lassen sich zur Not mit Luftüberschuss noch eine Weile nutzen. Mit einer Hand den Pumpkopf führen, mit der anderen den Druck einstellen – und das alles mit reichlich langer Luftleitung – wird zum selbstverständlichen Bewegungsablauf. Pumpenköpfe und Manometer kann man sich zur persönlichen Traumkombination zusammenstellen, um fortan entspannt und exakt auf den Punkt zu arbeiten.
Der Kompressor taugt natürlich auch für andere Arbeiten. Profi-Mechaniker lieben es, die Räder nach der Wäsche per Druckluft zu trocknen. Daneben gibt es zahlreiche Anwendungen für pneumatische Werkzeuge wie etwa Druckluft-Schrauber. Aber auch das Aufblasen von Luftballons oder Gummitieren gelingt damit mühelos.
Wesentlicher Nachteil der Elektro-Maschinen, außer den höheren Kosten: der Krach. Die meisten Kompressoren sind laut, manche auch höllisch laut. Definitiv nichts für die enge Nachbarschaft. Aber es gibt Alternativen: Flüsterkompressoren sind drastisch leiser als normale Kompressoren und im normalen Wohnumfeld nutzbar – obwohl auch sie nicht immer flüstern, selbst dann nicht, wenn’s draufsteht.
Die Leisen sind teurer und weniger leistungsfähig, aber absolut empfehlenswert. Ab rund 200 Euro findet man ziemlich leise Druckmacher. Die Geräte haben dann schon einen kleinen Tank von neun bis zwölf Litern – für kleine Druckstöße ausreichend. Zur Montage von Tubeless-Systemen ist die 24-Liter-Klasse ratsamer. Wer Platz hat, greift zu 50 Litern Luftvolumen und ist damit für die meisten Anwendungen auf der sicheren Seite. Von der Leistung des Kompressors hängt ab, wie schnell der Tank wieder gefüllt wird, und wie groß der mögliche Luftstrom für lufthungrige Werkzeuge ist. Für die Jobs rund ums Rad ist der dauerhaft erzielbare Luftstrom aber egal; hier zählt eher das Tankvolumen.
Der Wartungsaufwand bei elektrischen Kompressoren ist gering. Ab und zu Kondensat ablassen und bei ölgeschmierten Exemplaren den Ölstand im Auge behalten, ist alles, was zu tun ist. Nach unserer Erfahrung laufen die Geräte bei moderater Nutzung Jahrzehnte.