Schnaufend und nach verbranntem Fett stinkend ächzt der kleine Kompressor, während er versucht, durch seinen Ventilschlauch Luft in unseren unnachgiebigen Reifen-Mess-Dummy aus Stahl zu pressen; die Ziffern auf seinem Digitalmanometer verharren bei einem Wert weit unterhalb des angepeilten Maximaldrucks. “Komm, kleiner Kompressor, du schaffst das!”, möchte man der vibrierenden und immer langsamer pumpenden Metallbox aufmunternd zurufen. Doch dann geht dem kleinen Druckmacher die Puste aus. Heiß gelaufen und regungslos hängt er an seinem Luftschlauch und macht keinen Mucks mehr.
Nicht alle der acht Geräte gaben bei unserem Praxistest ein derart jämmerliches Bild ab – die Testaufgabe war schließlich auch gar nicht sehr anspruchsvoll. Wir wollten lediglich überprüfen, ob die Minikompressoren den vom Hersteller versprochenen Maximaldruck auch wirklich erreichen und in welcher Zeit sich zwei bis vier Fahrradreifen mit einer Breite von 30 Millimetern auf 2,5 bzw. 4,0 bar aufpumpen lassen.
In der Radbranche bekannte Hersteller von Mini- oder Standpumpen, wie beispielsweise Lezyne, Pedros oder SKS, sind in diesem Segment nicht – oder noch nicht – vertreten. Lediglich Topeak kündigte auf der Eurobike an, im kommenden Frühjahr einen akkubetriebenen Kleinkompressor auf den Markt bringen zu wollen.
Dominiert wird dieses Gerätesegment derzeit von unbekannten, teils namenlosen Produzenten aus China, die als Marktplatz Online-Warenhäuser wie Amazon und Co. nutzen. Auffallend ist, dass viele Geräte fast baugleich erscheinen und lediglich minimale optische Unterschiede aufweisen, wie beispielsweise eine andersfarbige Display-Umrandung. Typische Stellvertreter sind hier die beiden Kandidaten von “Atkam” oder “Neakhmer”, die es in diversen Varianten zu kaufen gibt. Wie seriös diese Anbieter auftreten, lässt sich auch an den Etiketten auf der Verpackung oder in der Betriebsanleitung ablesen; da kann es schon mal vorkommen, dass Hersteller- und Produktname auf Gerät und Verpackung nicht identisch sind.
Aus der Menge der Ähnlichen Akku-Luftpumpen fürs Fahrrad stechen die beiden Minis von Airbank und Cycplus sowie die etwas größeren Geräte von Osram und Xiaomi hervor. Letztere eignen sich aufgrund ihres Pumpvolumens und der Akkugröße nicht nur oder speziell fürs Fahrrad, sondern auch für andere Dinge mit Luftbedarf wie Auto- oder Motorradreifen, Luftmatratzen oder Planschbecken. Die Preise liegen zwischen 40 und 85 Euro, am teuersten ist die Cycplus AS 2; Osram und Xiaomi kosten um 60 Euro.
Abgesehen von den Minimalisten von Airbank und Cycplus, die nur über eine LED-Akkustandsanzeige und einen Druckschalter verfügen, sind die anderen sechs Geräte auch ziemlich ähnlich ausgestattet; zum Lieferumfang gehören in der Regel diverse Ventiladapter, Ventilschläuche und Ladekabel. Luftspender wie die von Atkam, Neakhmer oder Osram bieten als praktische Sonderausstattungen eine Ladebuchse fürs Smartphone oder eine integrierte Taschenlampe. Ihre Stärken und Schwächen mussten die acht Akku-Pumpen dann bei unserem Praxistest unter Beweis stellen. Wie eingangs erwähnt, zeigten sich dabei Schwachpunkte, mit denen wir anfangs so nicht rechnen konnten. Dass lediglich drei von acht Pumpen den vom Hersteller versprochenen Maximaldruck erreichten, war ein enttäuschendes Ergebnis und zugleich ein Hinweis auf mangelnde Produktsicherheit. Bei mehreren Geräten brachen wir die Tests wegen besorgniserregender Hitze-, Geräusch-und Geruchsentwicklung nach etwa fünf Minuten ab. Negativbeispiel: Die Minipumpe von QCHMM verabschiedete sich mit 70 Grad heißem Gehäuse aus dem Test!
Immerhin: Alle Akku-Luftpumpen fürs Fahrrad bewältigten die Mindestanforderung, zwei oder vier Reifen auf 2,5 bzw. 4,0 bar aufzupumpen – ganz ohne Anfeuerungsrufe.
Akkubetriebene Minikompressoren gibt es aktuell nicht von den klassischen Pumpen-Herstellern, wobei Topeak ein Modell für die Saison 2025 angekündigt hat. Die meisten unserer Testgeräte gibt es bei Amazon und Co., die bekanntesten Marken sind Osram oder Xiaomi, eher geläufig als Lampen- bzw. Smartphone-Hersteller. Im Praxistest erreichten lediglich die beiden Markengeräte den angegebenen Maximaldruck; andere Geräte versagten, liefen heiß und rochen überhitzt.
TOUR-Bewertung
Gesamtnote (100 %): 3,9
Fazit zur Airbank Pocket SE: Mobiler Handschmeichler, sehr kompakt, minimalistisch ausgestattet; Akku schafft zwei 30er-Reifen bis 2,5 bar zuverlässig; vibriert sehr stark und erreicht den Maximaldruck nicht.
TOUR-Bewertung
Gesamtnote: 3,5
Fazit zur Cycplus AS 2: Teurer Handschmeichler, wie der Airbank sehr kompakt; Pumpleistung im Pannenfall ausreichend, besser in der Handhabung dank Schlauch; wird heiß.
TOUR-Bewertung
Gesamtnote: 2,1
Fazit zur Graceemc Man Ltd - Mini-Fahrradpumpe mit LCD: Für die Trikottasche noch akzeptable Größe, aber (zu) schwer; funktioniert bis etwa 4 bar gut, vibriert dann stark; wird bei Maximaldruck sehr heiß; beste mobile Pumpe.
TOUR-Bewertung
Gesamtnote: 4,5
Fazit zur Qchmm Bycicle Tire Inflater HW-125: Hochstapler: Zeigt nur die Einheit PSI an, keine Bar; vibriert stark und wird 70 Grad heiß; unterschreitet angegebenen Maximaldruck deutlich.
TOUR-Bewertung
Gesamtnote: 2,4
Fazit zur Atkam Auto Luftpumpe Modell CZK-5617: Pumpleistung steigerte sich nach mehreren Versuchen; vibriert schwach, noch leise; schafft die angegebene Maximalleistung nicht, roch am Ende nach warmem Metall; der Akku ist top.
TOUR-Bewertung
Gesamtnote: 2,6
Fazit zur Neakhmer Wireless Air Pump: Vibriert relativ stark und ist laut; verfehlt den Maximaldruck deutlich; roch am Testende nach heißem Schmierfett; Ausstattung und Akku sehr gut.
TOUR-Bewertung
Gesamtnote: 1,6
Fazit zur Osram Tireinflate 2000: Pumpt leise und vibrationsarm; erreicht den Maximaldruck linear, ohne heiß zu laufen; Display und Bedienung übersichtlich; inklusive Taschenlampe.
TOUR-Bewertung
Gesamtnote: 1,5
Fazit zur Xiaomi Portable electric Air Compressor 2: Gut gestalteter Testsieger ohne Schwächen; pumpt angenehm leise und flott bis zum Maximaldruck; schaltet sich mit integriertem Schlauch-Schalter ein und aus.
* Preise können je nach Anbieter schwanken
** Bei 2,5 und 4,0 bar
Maximaldruck (30 Prozent): Den angegebenen Maximalwert haben wir mit einem Drucktank überprüft. Lediglich drei Pumpen erreichten den Sollwert und bekamen dafür die Note Eins. Bei den übrigen fünf Kandidaten haben wir den Test ab 65 Grad Gehäusetemperatur abgebrochen.
Pumpleistung (30 Prozent): Bei der Leistungsprüfung mussten die kompakten Pumpen einen 30er-Reifen auf 2,5 bar pumpen, die größeren denselben Reifen auf 4,0 bar. Ein flottes Finish und damit die Bestnote in dieser Kategorie schafften die Pumpen von Graceemc Man Ltd und Xiaomi.
Handling/Display (20 Prozent): Bewertet wurden die Bedienung der einzelnen Funktionen, die Ablesbarkeit des Displays sowie die Montage von Adaptern und Ventilschläuchen. Abzüge gab es bei schlechter Erreichbarkeit des Reifenventils oder wenn die Pumpe während des Betriebs extrem vibrierte oder zu heiß wurde.
Ausstattung (10 Prozent): Hierbei haben wir zwischen den kompakten und den großen Modellen unterschiedliche Kriterien angesetzt. Während bei den kleinen Kompressoren ein Schlauch, ein Ersatzventil und drei Ventiladapter für eine sehr gute Note reichten, musste das Ausstattungspaket der flaschengroßen Pumpen zusätzlich ein 12 ‐Volt-Ladekabel, eine Ladefunktion für Drittgeräte und Adapter für eine Luftmatratze enthalten, um die Note Eins zu erreichen.
Akku (10 Prozent): Die Akku-Kapazität der acht Testgeräte reicht von 300 bis 20.000 mAh. Die Mindestanforderung für die Akkustandzeit der kleinen Pumpen lautete, zwei 30er-Reifen mit 2,5 bar zu befüllen, die großen mussten vier Reifen und 4,0 bar bewältigen.