Matthias Borchers
· 03.02.2025
Unser Test von zwölf Fahrradreinigern zeigt ganz klar, dass es große Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten gibt. Was macht einen guten Reiniger aus und wie unterscheiden sich Bio- von Standard-Produkten? Wir haben Hartmut Hauber, den Leiter der Anwendungstechnik bei Dr. O.K. Wack Chemie GmbH, gefragt. Hauber besitzt jahrzehntelange Erfahrung in der Entwicklung und Testung von Reinigungs- und Pflegemitteln. Er sitzt zudem in Gremien der Chemie-Industrie, die sich regelmäßig über Entwicklungen und Testverfahren austauschen.
TOUR: Was macht einen guten Fahrradreiniger aus?
Hartmut Hauber: Ein optimaler Fahrradreiniger ist in der Lage, selbsttätig ohne mechanische Unterstützung sämtliche Verschmutzungen zu entfernen, also sowohl Straßenstaub wie auch Fett- und Ölverschmutzungen. Zugleich ist der Fahrradreiniger sehr schonend zu allen Oberflächen und Materialien.
TOUR: Gibt es je nach Fahrradgattung unterschiedliche Anforderungen an den Reiniger?
Hartmut Hauber: Die Verschmutzungen im Fahrradbereich sind je nach Gattung ähnlich. Es gibt zwar gewisse Unterschiede, z.B. zwischen Cross und Rennrad, es gibt aber keine grundsätzlich unterschiedlichen Schmutzarten. Daher sind die Anforderungen die gleichen. Es gibt auf dem Markt keine speziellen Fahrradreiniger für Rennräder oder E-Bikes oder Crossräder.
TOUR: Worauf ist bei der Anwendung des Reinigers zu achten?
Hartmut Hauber: Immer die Anwendungshinweise beachten! Dazu gehören: den Reiniger gründlich abspülen, nicht auf heißen Oberflächen oder in der prallen Sonne anwenden, keine Hausmittel oder Geheimtipps verwenden. Nur Qualitätsprodukte sind für die Fahrradreinigung ausgelegt und weisen die notwendige Materialverträglichkeit auf.
TOUR: Worin unterscheiden sich Bio- von Standardreinigern?
Hartmut Hauber: Bei den Bio-Reinigern sind die Rohstoffe in der Regel auf Basis natürlicher oder nachwachsender Rohstoffe hergestellt, zum Beispiel Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches. Zudem gibt es Bio-Fahrradreiniger, die Flaschen und Etiketten aus Kunststoff-Rezyklat verwenden. Ein qualitativ hochwertiger Bio-Fahrradreiniger ist vonseiten der Reinigungswirkung und der Materialverträglichkeit auf einem gleich hohen Niveau wie ein Standardfahrradreiniger. Die Vermutung vieler Kunden, dass Bio teurer und schlechter ist, stimmt grundsätzlich nicht.
TOUR: Worin unterscheiden sich Rad- und Auto-Reiniger?
Hartmut Hauber: Schmutz ist nicht gleich Schmutz, die Verschmutzungen von Fahrrädern und Autos sind unterschiedlich. Bei der Fahrradreinigung muss man mit mehr Öl- und Fettverschmutzungen rechnen, wohingegen sich am Auto besonders an der Front oft hartnäckige Insektenverschmutzungen befinden. Fahrradreiniger werden in der Regel unverdünnt aufgesprüht und nach einer gewissen Einwirkzeit abgespült. Wirksame Fahrradreiniger arbeiten selbsttätig und benötigen nur bei sehr hartnäckigen Verschmutzungen eine mechanische Unterstützung. Autoshampoos sind dagegen in der Regel Konzentrate, die nicht pur, sondern verdünnt angewendet werden. Dabei erfolgt die Reinigung des Autos in aller Regel immer mit mechanischer Unterstützung durch Schwamm oder Waschhandschuh.
TOUR: Viele waschen ihr Rad mit Geschirrspülmittel. Ist das eine Alternative?
Hartmut Hauber: Klassisches Spülmittel ist für Verschmutzungen im Haushalt ausgelegt. Die Verschmutzungen im Fahrradbereich sind zum Teil völlig anders. Ein Spülmittel wird in der Regel immer verdünnt angewendet. Dadurch ist automatisch eine mechanische Unterstützung notwendig, die eine Verkratzungsgefahr auf sensiblen Oberflächen mit sich bringt. Eine selbsttätige Reinigung (aufsprühen, einwirken, abspülen) ist mit Spülmittel nicht möglich. Spülmittel ist außerdem nicht für empfindliche Oberflächen an Fahrrädern ausgelegt. Spülmittel kann zum Beispiel Polycarbonat oder Plexiglas von Scheinwerfern oder Rückleuchten angreifen und Spannungsrisskorrosion hervorrufen.