Die durchschnittlichen Ausgaben pro Fahrrad sind in den letzten Jahren kontinuierlich und stark gestiegen. Pedelecs, Lastenräder und hochwertige Gravelbikes kosten nicht nur 3.000 Euro aufwärts, sie sind auch mittlerweile für viele so was wie ein gesellschaftlich anerkanntes Statussymbol. Beides sind Gründe, das Rad nicht Tag für Tag und Nacht für Nacht auf der Straße stehen zu lassen, dem Wetter, den UV-Strahlen der Sonne sowie dem Schmutz und den Blicken von möglichen Langfingern auszusetzen, sondern ihm einen sicheren, schnell zugänglichen und angebrachten Platz zu gewähren.
Ob im gemeinsamen Fahrradkeller mit anderen, in der heimischen Garage, dem großstädtischen Kellerabteil, dem modernen Büro oder der eigenen Wohnung – das Rad ist mit einer entsprechenden Halterung immer sicherer, sauberer, schonender und optisch schöner untergebracht als auf zwei Reifen und dem Seitenständer. Sicher kann in dem Fall heißen: vor Umkippen und Angerempelt-werden geschützt, aber auch sicher vor ungewolltem Zugriff, denn nahezu jede Halterung bietet auch die Möglichkeit, so etwas wie ein Ankerpunkt für ein Schloss zu sein.
Grundsätzlich lassen sich zwei Hauptvarianten unterscheiden, wie man sein Rad „aufräumen“ kann: die stehende und die hängende. Für ein Rad, das sehr regelmäßig oder gar täglich genutzt wird, ist das relativ gleich, hier spielen eher die Vorlieben und der zur Verfügung stehende Platz des Besitzers eine Rolle.
Wird ein Fahrrad mehrere Wochen oder sogar einen kompletten Winter über stillgelegt, empfiehlt sich eher die hängende Aufbewahrung. Selbst die besten Reifen verlieren über die Zeit nämlich an Luftdruck, die Pneus werden an den Aufstandsflächen bauchig und sind nicht mehr rund. Man spricht dann von einem Standplatten, der aber im Grunde gar nichts mit einem klassischen Reifenschaden zu tun hat.
Gerade bei den schwereren Pedelecs kann das Gewicht den Reifen über die Zeit in diese unrunde Form pressen. Je älter der Reifen, desto größer das Risiko, dass sich die Karkasse beim erneuten Aufpumpen nicht mehr hundertprozentig in die alte Form bringen lässt. Die Folge ist ein pochendes Abrollgefühl, das bis hin zur Unbrauchbarkeit des Reifens gehen kann. Stehen Reifen sehr lange platt, können die textilen Fasern und das Gummi darüber an den Knickstellen sogar brechen. Wer sein Rad hängend aufbewahrt, kann solche vorzeitigen Alterungseffekte sogar umkehren. Hängend und ohne das Gewicht des Bikes tragen zu müssen, kann man den Luftdruck vor längeren Phasen der Inaktivität auf ein Minimum senken und so das Reifenmaterial schonen.
In sehr viel weniger spürbarem Ausmaß kann sogar der Rahmen durch clevere Aufbewahrung geschont werden. Die geneigte Position, wenn das Rad an seinem Hinterbau oder Tretlager aufgebockt wird, erzeugt immer leichte Spannungen im Material. Die kann man durch senkrechtes Stellen oder noch besser Hängen eliminieren. Und natürlich erspart man durch sicheres Abstellen dem Rahmen, dem Lenker und exponierten Anbauteilen die harten Kontakte beim Umkippen. Gerade wo chronisch wenig Platz ist wie in städtischen Radkellern, kann saubere Radaufbewahrung vor hässlichen Macken und teils teuren Reparaturen schützen.
Von den Radhalterungen, die wir exemplarisch herausgesucht haben, sind die allermeisten an sehr variablen Radmodellen einsetzbar. Auf drei grundsätzliche Punkte sollte man aber vor dem Kauf und der Montage achten.
Eine kleine „Unsitte“ aktueller Modelle sind die immer breiter werdenden Lenker, die beim Fahren zuallermeist unnötig, dafür aber echte Platzfresser sind. Wichtig: Besonders bei Halterungen, in denen das Rad mit der Seite zur Wand fixiert wird, unbedingt den Abstand des Halters zur Wand mit der Lenkerbreite abgleichen; der Abstand zur Wand muss größer sein als die halbe Lenkerbreite inklusive eventueller Anbauten, sonst steht das Vorderrad immer in den Raum hinein!
Bei den wenigen Haltern, die den Reifen statt das Rahmenrohr fixieren, sind immer auch minimale und maximale Reifenbreite angegeben, zwischen denen das Bike ausreichend fest sitzt, aber ohne übermäßigen Kraftaufwand zu entnehmen ist. Je grober der Pneu profiliert ist, desto schwieriger wird vor allem das Herausnehmen. Von den Wandhaltern, bei denen eines der Pedale eingehakt wird, während die beiden Reifen weiter unten gegen die Wand kippen, haben wir absichtlich keinen in die Auswahl aufgenommen. Zum einen ist das Einhängen mitunter fummelig, dazu beschmutzen die Reifen die Wand, wenn nicht eine extra Schutzfläche pro Reifen montiert wird. Und zuletzt können die seitlichen Zugkräfte, die besonders schwere Modelle auf die verhältnismäßig kleinen Lager des Pedals ausüben, auf Dauer einfach nicht materialfreundlich sein. Auch gehört grundsätzlich kein Haken an den Sattel! Dessen Chassis ist für Druck- und nicht für Zugbelastungen gemacht; bei einem Sieben-Kilo-Rennrad vernachlässigbar, bei Reiserädern und E-Bikes um 20 Kilo leider nicht.
Zwei Systeme bzw. Wege, sein Rad aufzuhängen, haben sich gegenüber anderen durchgesetzt. Recht platzsparend und kostengünstig sind einzelne, waagerecht ausgerichtete Wandhaken, in die das Hinter- oder meist das Vorderrad eingehakt wird; das Bike hängt dann senkrecht an der Wand, teils gibt es zusätzliche Kontaktplatten für das jeweils andere Laufrad. Abwechselnd mit „Lenker oben“ und „Lenker unten“ aufgereiht, gibt es keine effizientere Aufbewahrung für mehrere Räder auf engem Raum. Doch wo Vorteile da auch Nachteile: Selbst auf idealer Höhe montiert muss man bei diesen Wandhaken das Rad deutlich vor seinem Körper als am „langen Arm“ anheben, um die obere Aufnahme zu treffen, mit Pedelecs ein nicht zu unterschätzender Kraftakt.
Hinterradbremse festziehen, Rad durch Zug am Lenker in die aufrechte Position bringen und in Balance Richtung Wand bzw. Halterung rollen. Zum Anheben beide Hände am Lenker lassen, leicht in die Knie gehen und das Rad eher aus den Beinen als den Armen anheben. Mit Hüfte oder Oberschenkel gegen den Sattel drücken verhindert Pendelbewegungen; beim Herunternehmen genauso vorgehen.
Perfekter Wandhalter hin oder her, manchmal ist einfach kein Platz mehr im Keller oder in der Wohnung. Um dem Rad trotzdem „seinen Raum“ zu geben, gibt es zumindest für Vorstädte und dörfliche Gegenden die Möglichkeit, auch draußen für Schutz und Diebstahlsicherheit zu sorgen. Nicht nur bei Biohort haben wir spezielle Garagen für genau diesen Zweck gefunden. Besonders für Besitzer sperriger Lastenräder oder Bewohner schwer zugänglicher Altbauten kann so eine Box für längere Lebensdauer und weniger Angst vor Diebstahl sorgen. Auch Versicherungen honorieren solche Maßnahmen oft mit niedrigeren Prämien.
Wenn selbst die beste Hebetechnik bei wuchtigen Pedelecs nicht hilft: Es gibt mechanische oder gar elektrische Hilfssysteme, die hier die Hubarbeit abnehmen, wenn auch nicht ganz so günstig. Solche Bikelifts sind bisher eher in Firmenradgaragen oder Leihpools verbreitet, aber sehr praktisch!
Gerüchteweise soll diese Art der Aufbewahrung am Vorderrad hängend Steuerlager und Mechanik von etwaigen Federgabeln ermüden, also schaden. Uns sind solche Fälle nicht bekannt, dennoch sollte man beim senkrechten Aufhängen am Vorderrad darauf achten, möglichst ohne Schwung zu hantieren, um Kraftspitzen aufs Material zu vermeiden – wieder ein Argument für die unterstützenden Lifte!
Standardlösung Nummer zwei bei der Radaufbewahrung sind wie auch immer geartete Aufnahmen für das Oberrohr, sodass das Rad unten parallel zur Wand an dieser Wand hängt. Klassisch sind das zwei Haken in etwa 30 Zentimeter Abstand. Bei traditionellen Diamant-Rahmenformen ist das Aufhängen und Herunternehmen des Rades aus solchen Haltern ein Kinderspiel, das Rad hängt gerade und sicher. Bei schrägem Oberrohr und Trapezrahmen hängt das Velo sehr diagonal an der Wand, sofern der Halter die Rahmenform nicht ausgleichen kann. Für Tiefeinsteiger empfiehlt sich hier eher die Variante von Rose mit dem einfachen „Dorn“ statt zweier Haken.
Einen wirklich kleinen Boom haben die Designhalter in den letzten Jahren erlebt. Vielleicht inspiriert durch Sitcoms in den 90ern und 2000ern, in denen in jeder stylischen Wohnung ein imposantes Rad an der Wand hing, werden besonders kultige, alte Stahlrenner und moderne Hightech-Gravelbikes teils wie Kunstobjekte an der Wand des Apartments präsentiert.
Da darf natürlich der Halter nicht aus dem Massensortiment der Bikediscounter stammen. Edle Materialien wie Titan oder Holz, besonders kreative Bikeaufnahmen und versteckte Befestigungsschrauben sind Pflicht, gerne auch in Kombi mit zusätzlichen Aufbewahrungsmöglichkeiten für Helm, Brille oder auch Pokale.
Kleiner Nachteil: Die meisten dieser Schmuckstücke sind nicht ganz so variabel montierbar. Und bei waagerecht präsentierten Rädern sollte man unbedingt an einen Riemen denken, der das Vorderrad gegen Verdrehen sichert, sonst schlägt der Lenker ständig um. Dem könnte man entgehen, wenn die Bike-Vorderseite deutlich abwärts weist. Das lassen gerade die Designhalter und die generelle Ästhetik aber nicht wirklich zu.
Apropos Ästhetik: So gerne man sein „Schätzchen“ auch um sich haben mag – nur frisch geputzt macht es wirklich was her an der Wand und verschmutzt auch keine Möbel. Die Firma Velosock bietet hier eine clevere und schöne Lösung: einen Überzieher, der die unteren zwei Drittel des Rads verhüllt. So spielt der Putzzustand kurzfristig keine Rolle, man kann das Rad ungeputzt an seinen Platz hängen.