Robert Kühnen
, Konstantin Rohé
· 23.12.2021
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Smarte Rollentrainer für Zwift oder einfache Trainingsrollen. Im Test sind drei grundverschiedene Konzepte zwischen 279 und 800 Euro. Wir erklären die Unterschiede der gängigen Trainer von Wahoo Kickr bis Tacx Neo 2t Smart.
Sie treten lieber draußen als drinnen? So richtig mit Fahrtwind und allem Drum und Dran? Willkommen im Club! Das tun wir alle. Na ja, fast alle. Aber wenn es draußen nicht geht – zu kalt, zu dunkel, zu nass, zu wenig Zeit –, ist es allemal besser, drinnen dem Sport zu frönen, als Verzicht zu üben und Frust zu schieben. Mit den neuesten Gadgets macht es bisweilen ja durchaus Spaß, das Rennrad nur virtuell auszuführen.
Essenziell ist dazu eine Trainingsrolle. Nur welche soll es sein? Drei Typen stehen zur Wahl: Trainer mit Direktantrieb, die statt des Hinterrads in die Rennmaschine kommen, Trainer mit Andruckwalze, angetrieben vom Reifen, und die klassische freie Rolle, auf der man tatsächlich fahren und lenken muss.
Wie passen diese verschiedenen Konzepte zum Wunsch, sich in virtuellen Welten mit anderen Sportlern zu messen? Trainer, die sich mit den virtuellen Strecken im Internet koppeln lassen, tragen den Zusatz „Smart“. Smart steht für Sensorik und Interaktion. In der ersten Ausbaustufe sendet der Trainer dazu nur die Drehzahl des Hinterrads in die virtuelle Welt. Tretleistung und resultierendes Tempo werden berechnet. So richtig smart ist das noch nicht, weil die Bremse nicht mit dem virtuellen Gelände verbunden ist.
Der Fahrer kann zwar manuell den Widerstand der Bremseinheit erhöhen, wenn in der digitalen Welt ein Berg auftaucht, muss es aber nicht. Vollwertige Smarttrainer hingegen bilden das Gelände automatisch nach. Ein Berg ist dann ein Berg, auch wenn er nur aus Bits und Bytes besteht. Der Bremswiderstand wird von der virtuellen Straße geregelt, Klettern kostet echten Schweiß, Schalten ist Pflicht. Auch ein Wettstreit mit anderen Fahrern ist nur mit ferngesteuerter Bremse und genauer Leistungsmessung möglich.
Freiheit auf Rollen
Für gelegentliche Fahrten eignet sich aber bereits der einfachste und günstigste Trainer im Test, das Modell Boost von Tacx. Bei kraftvollen Antritten rutscht der Reifen zwar durch, aber bei ruhiger Fahrt funktioniert das System. Wenn man sich auf harte Intervalle konzentrieren will, ist ein Direktantrieb wie der Jet Black Volt das Trainingsgerät der Wahl. Die Leistungsmessung dieser Gerätekategorie kann sehr genau sein und ein Powermeter am Rad ersetzen. Allerdings ist das Fahrgefühl sehr statisch, weshalb es mittlerweile Wackelplattformen gibt, auf die man die Trainer montiert, um das Gefühl einer echten Fahrt besser nachzubilden. Stattdessen könnte man dann aber gleich eine freie Rolle wie die Nero von Elite benutzen, die auch mit Trainings-Apps gekoppelt werden kann und obendrein Stil, Balance und Fahrkönnen schult. Dies kommt dem echten Radfahren am nächsten und ist am kurzweiligsten.
Preis 680 Euro >> z.B. bei Fitstore24* oder Decathlon*
Leistungsfähigkeit maximal 7 Prozent Steigung, 830 Watt
Die freie Rolle unterscheidet sich fundamental von anderen Smarttrainern: Auf ihr muss man richtig fahren, lenken und die Balance halten. Smart ist die Magnetbremse. Sie verbindet sich wie bei anderen Smarttrainern mit der Trainings-App der Wahl und kann so den Widerstand des Geländes simulieren. Smart ist aber auch die Mechanik. Die ganze Rolle ist in Fahrtrichtung schwingend gelagert und federt Impulse von Fahrer und Rad ab. Da man das Rad stets balancieren muss, fährt man ähnlich dynamisch wie draußen und sitzt weniger statisch als auf einem Trainer mit fester Einspannung. In den Gaming-Welten von Zwift entsteht so ein viel freierer Eindruck des echten Fahrens. In Abfahrten muss man jedoch aufpassen, nicht von der Rolle zu lenken. Die anfangs wackelige Fahrt wird schnell stabiler. Dann kann man am Stil arbeiten und am Fahren im Wiegetritt. Nachteile? Die Rolle hat ein etwas höheres Grundgeräusch, die Bremsleistung ist geringer als bei stationären Trainern, nebenher chatten gelingt nur Akrobaten. Die Leistungsmessung ist auch nach der Kalibrierung mal mehr, mal weniger genau, wir haben bis zu 40 Watt Abweichung gemessen; das Zusammenspiel des engen Regelbereichs der Bremse mit der passenden Übersetzung ist komplex, um bestimmte Leistungen zu erzielen. Idealerweise fährt man daher ein Bike mit Powermeter auf dieser Rolle und paart dieses mit der Trainings-App. Fazit: Dichter als mit der Nero-Rolle kommt man drinnen nicht ans Draußen-Gefühl. Für längere Indoor-Einheiten mit moderaten Leistungen eine gute Wahl.
+ realistischer Fahreindruck, faltbar, Fahrrad muss nicht umgebaut werden etwas lauter
- etwas lauter, Leistungsmessung ungenau, Regelbereich limitiert
Standfläche 1.320 x 640 mm, geklappt: 530 x 640 mm
Gewicht: 20 Kilogramm
Alternative Modelle:
Perfektes Training für die Balance. Geringe Schwungmasse, dadurch unrunder Tritt bei niedrigen Trittfrequenzen. Die Bremse ist nicht so kräftig wie bei Standtrainern, die angezeigte Tretleistung deutlich zu hoch. Trotzdem auch fürs Training mit virtueller Software geignet. Leicht zusammenzuklappen, funktioniert auch ohne Strom.
Preis 595 Euro
Auch mit einem nunmehr zwölf Jahre alten Modell kann man gut ins Indoortraining einsteigen: Der Antares läuft leise und ist clever in der Handhabung: Mit Hilfee von Sicherungshebeln lässt sich der Rollenrahmen auf ein kompaktes Staumaß zusammenschieben. Ohne Bremse allerdings nicht für softwaregesteuertes Training geeignet.
Preis 179 Euro >> z.B. bei Rose erhältlich*
Preis 279 Euro >> z.B. bei Rose erhältlich*
Leistungsfähigkeit maximal 1.050 Watt
Der Boost-Trainer von Tacx ist eine der günstigsten Möglichkeiten, ins virtuelle Training einzusteigen. Ein unscheinbarer Garmin-Geschwindigkeitssensor am Hinterrad macht den minimalistischen Trainer mit Reibrolle fürs Hinterrad fast zum Smarttrainer. Sowohl über die Tacx-App als auch über Zwift & Co. werden errechnete Wattwerte ausgegeben, die im Bereich typischer Ausdauerleistungen um 200 Watt sogar überraschend nah an der Realität sind. Bei energischeren Tritten aber untertreibt der Tacx und zeigt zu wenig Leistung. Gesteuert wird die Bremse nicht per Software, sondern von Hand per Hebel mit Bowdenzug – altmodisch, aber funktional. An modernen Lenkern findet sich aber nicht immer ein Platz für die Lenkerschelle des Bedienhebels. Wegen der fehlenden Bremssteuerung per Software ist das Gerät kein vollwertiger Smart-Trainer. Spaß haben kann man damit trotzdem – in virtuellen Welten wie auch beim Intervalltraining. Beim ruhigen Cruisen ist es bisweilen sogar vorteilhaft, dass nicht jede Steigung von der Bremse abgebildet wird, so bleibt man leichter im Rhythmus und muss nicht ständig schalten. Das Gerät vermittelt ein gutes Tretgefühl, ist relativ leise, schnell verstaut und benötigt keine Stromversorgung. Bei härteren Antritten rutscht der Reifen durch; bei dosiertem Krafteinsatz ist das kein Problem und das Gerät insgesamt für gelegentliches Indoor-Training im Ausdauerbereich ohne höhere Ansprüche völlig ausreichend.
+ günstig, ordentliches Fahrgefühl, relativ leise
- Schlupf bei Antritten, Verstellung per Bowdenzug schwergängig, keine Bremssteuerung per App, Leistungswerte nur geschätzt
Standfläche 675 x 650 mm
Gewicht 8,5 Kilogramm
Alternative Modelle
Schickes Teil mit gebürstetem Alu und Buchenholz-Ständer. Die Leistungsanzeige ist erstaunlich genau, obwohl die Leistung gar nicht wirklich gemessen, sondern aus den Daten der Kalibrierung indirekt ermittelt wird. Damit bietet der Tuo eine gute Basis zum Zwiften. Das Fahrgefühl ist trotz recht geringer Schwungmasse ordentlich, die Bremse beißt auch bei langsamem Treten kraftvoll zu (K3-Training möglich). Nur die Kalibrierung war im Test langwierig.
Preis 449 Euro >> z.B. bei Rose erhältlich*
Mechanisch sehr solider Trainer, gut zu bedienen und dank üppiger Schwungmasse mit realistischem Fahrgefühl. Gut zum Zwiften geeignet – wenn man einen Powermeter besitzt, denn die Kalibrierung ist fehleranfällig, die Leistungsanzeige schwankt teils sehr. Im Freilauf rollt der Snap länger aus als die anderen Wheel-on-Trainer. Für eine akkurate Leistungsanzeige muss das Hinterrad stark auf die Rolle drücken!
Preis 500 Euro >> z.B. bei Rose* oder Bergfreunde* erhältlich
Preis 800 Euro >> z.B. bei Amazon erhältlich*
Leistungsfähigkeit maximal 16 Prozent, Steigung, 1.800 Watt
Jet Black ist ein australischer Hersteller und Händler mit eigener Smarttrainer-Modellpalette. Der Volt ähnelt stark dem Kickr Core, den Wahoo, der Wegbereiter dieser Technologie, im mittleren Preissegment anbietet. Starre Beine, solide Schwungmasse und ein sehr gutes Fahrgefühl haben der Volt und der Kickr Core gemeinsam. Der Volt ist ein ausgesprochener Leisetreter. Von der Bremse ist so gut wie nichts zu hören, das Fahrgeräusch stammt von Kette und Ritzel. Die Bremse regelt beim Test auf Zwift-Kursen und auch im Ergometer-Modus schnell und präzise und packt bei Bedarf sehr herzhaft zu. Der Unterschied zu den Top-Trainern, die noch mehr Schwungmasse besitzen, ist gering. Die Leistungsanzeige ist recht genau. Das Referenzpowermeter zeigt im Bereich zwischen 200 und 350 Watt rund 5 bis 7 Watt mehr an; diese Differenz ist schon durch die Reibung der Kette erklärbar, die der Trainer nicht messen kann. Kein Glanzlicht ist die hakelige App von Jet Black, die nicht mal als Beta-Version durchgeht; damit gelingt die Kalibrierung nicht, aber mit Zwift. Seit unserem Test vor zwei Jahren hat sich die Software nicht verbessert. Fazit: Ein preisgünstiger, starker und sehr leiser Direktantrieb mit akkurater Leistungsmessung. Optimal für alle Arten des Indoor-Trainings. Nur die mangelhafte App trübt das Bild.
+ genaue Leistungsmessung, sehr leise, starke Bremse, Elffach-Kassette inklusive
- App für Firmwareupdate/Kalibrierung funktioniert nicht, nicht faltbar, kein Tragegriff
Standfläche 620 x 500 mm
Gewicht 15,4 Kilogramm
Leise, stark, genau und mit gutem Tretgefühl. Die Features gleichen dem teureren Flux 2 Smart, der vor allem mehr Bremsleistung besitzt. Für die meisten Fahrer dürften die 1.500 Watt des Flux S bei 40 km/h jedoch ausreichen. Etwas eingeschränkt ist die Simulation sehr steiler Berge. Auf Zwift war der Fahreindruck tadellos. Anders als auf dem Foto ist keine Kassette im Lieferumfang enthalten.
Preis 599 Euro >> z.B. bei Decathlon* oder Bergzeit* erhältlich
Leiser Direktantrieb zum gleichen günstigen Preis wie der Tacx Flux S. Die Bremse des Suito ist potenter als die des Tacx, der die Leistung dafür genauer anziegt. Die Füße sind einklappbar, das Gerät ist dann sehr kompakt und dank des Griffs bequem zu tragen. Die Regelung via Elite-App ist störanfällig. Top: die serienmäßige Elffach-Kassette.
Preis 599 Euro
Die Basisversion des klassischen Kickr hat keinen Tragegriff, einfachere Füße und weniger Schwungmasse (5,4 statt 7,2 Kilogramm), der Fahreindruck ist trotzdem sehr gut und schlägt alle Wheel-on-Konzepte. Außerdem ist die Leistungsmessung viel genauer. Insgesamt recht leise, aber über 60 km/h sehr laut.
Preis 799 Euro >> z.B. bei Bergzeit* oder Bergfreunde* erhältlich
Das Top-Modell von Elite ist schwer, standhaft und sehr kräftig: Die Schwungmasse von sechs Kilo dreht bei hohem Tempo sehr schnell und rollt lange aus, entsprechend kann man auch mal einen Tritt auslassen. Bei sehr hohem Tempo wird die Maschine aufgrund der Drehzahl laut. Die Reaktionszeiten in Zwift sind eher lang, die Leistungsmessung ergibt niedrigere Werte als unsere SRM-Referenz. Auch ohne Strom und App mit progressivem Widerstand nutzbar.
Preis 1.299 Euro
Das Schwergewicht hat sehr viel Schwungmasse, die im Freilauf beinahe endlos ausrollt. Bei Bedarf packt die Bremse gnadenlos zu. 20 Prozent Steigung sind simulierbar, der Geräuschpegel ist bis in mittlere Geschwindigkeiten sehr niedrig, die Genauigkeit in Ordnung. Im Zwift-Modus auf welligem Terrain justiert sich der Widerstand teils erst nach mehreren Sekunden.
Preis 1.099 Euro >> z.B. bei Wiggle erhältlich*
Der seitliche Flex der Radaufhängung fügt dem Indoortraining eine Prise Realismus hinzu, die Leistungsmessung ist, wie bei Tacx-Geräten gewohnt, sehr genau, die Lautstärke okay: Bei geringem Tempo surrt der Neo Smart 2 sehr leise, und auch bei höherem Tempo steigt der Geräuschpegel nur moderat an. Praktisch: Der Neo Smart funktioniert auch ohne Stromanschluss.
Preis 1.299 Euro >> z.B. bei Rose erhältlich*
Der neueste Kickr bietet die von den beiden Vorgängern gewohnte genaue Leistungsanzeige – und er ist sehr leise. Auf Zwift regelt das Gerät den Widerstand bei wechselnden Belastungen punktgenau und geschmeidig, die Simulation zeigt keine Schwächen. Verbesserte Details sind die selbst kalibrierende integrierte Leistungsmessung und flexende Standfüße, die dem Gerät mehr Bewegungsfreiheit zur Seite geben. Das Elffach-Ritzelpaket ist vorinstalliert, die Wahoo-App unkompliziert zu bedienen.
Preis 1.199 Euro >> z.B. bei Bergfreunde* oder Rosebikes* erhältlich