Wie gut, dass das Wahoo Kickr Bike direkt bis in die Wohnung getragen wurde, mit meiner Hilfe. Der Karton ist nämlich ganz schön schwer und noch dazu unhandlich.
“Nicht hinlegen” steht auf dem Karton. Also öffne ich ihn senkrecht stehend. Im Innern sieht man direkt einige Anbauteile vom Kickr Bike Shift und einen Zettel mit einem QR-Code, hier geht’s zur Anleitung.
Smartphone gezückt, Code eingescannt. Jetzt heißt es, bei Wahoo anmelden oder ein neues Konto erstellen. Und dann ist da eine Videoanleitung, die beginnt mit:
Bevor du loslegst, brauchst du einen Freund. Wenn ihr zu zweit seid, legt ihr als erstes den Karton flach auf den Boden. - Wahoo
Freund geholt und weiter geht’s. Die Anleitung erklärt einfach und Schritt für Schritt (englisch mit deutschem Untertitel), wie das Indoor-Fahrrad aus dem Karton ins Wohnzimmer, oder wohin auch immer, kommt. Dann wird die Sitzposition und die Schaltung eingestellt.
Für die Sitzposition auf dem Bike gibt die Wahoo-App anhand von Körpermaßen Einstellwerte aus für:
Was sich nicht verstellen lässt, ist die Lenkerbreite. Für mich war der Lenker deutlich zu breit.
Die Einstellung geht leicht von der Hand, jedenfalls an den meisten Stellen. Bei den Schnellspannern, die für Sattel- und Lenkerhöhe verwendet werden, ist einiges an Kraft nötig. Zwar lässt sich der Schnellspanner mit einem Inbusschlüssel etwas lockerer einstellen, dann hält aber die Sattelstütze nicht mehr. Also ist Krafteinsatz gefragt.
In die App kann man entweder Daten aus dem Bike-Fitting eingeben oder Körpermaße, um Einstellvorschläge zu erhalten. Zuerst habe ich das Rad so eingestellt, wie ich mich wohl gefühlt habe, denn das geht natürlich auch. Dann habe ich getestet, was passiert, wenn ich meine Daten eingebe. Die Sitzhöhe war genau gleich, ansonsten war das Bike mit den von Wahoo vorgeschlagenen Einstellungen deutlich länger.
Gute Anhaltspunkte gibt die App aber allemal. Nur die deutsche Übersetzung sollte man sich besser nicht anschauen. Reach wird mit “Erreichen Sie” übersetzt. Das sieht nach automatischer Übersetzung ohne Überprüfung aus. Hier ist also noch Luft nach oben, da die Bilder aber zeigen, was gemeint ist, tut es der Bedienung keinen Abbruch.
Weiter kann individuell festgelegt werden, welche Schaltlogik und welche Übersetzung genutzt werden soll. Dazu muss das Bike mit der App verbunden sein.
Jetzt kommt das eigentlich Spannende: das Fahren. In Sekundenschnelle ist das Fahrrad mit der Indoor-Cycling-App verbunden. Dann schwinge ich mich auf den Sattel. Wie bei einem richtigen Fahrrad ist auch beim Kickr Bike Shift der Sattel nicht für jeden Po geeignet. Wie auch, wir sind ja alle unterschiedlich. Also wird für die nächste Fahrt der eigene Sattel montiert. Viel besser. Jetzt ist schmerzfreies Fahren möglich. Die Griffgummis könnten ergonomischer sein. Zurück zum Fahrgefühl. Von Anfang an vermittelt das Kickr Bike ein sicheres Fahrgefühl, egal ob Sprint, FTP-Test oder Intervalle an der Schwelle. Ich als Langstrecken-affine Testperson mit knapp 60 Kilo komme da sicher nicht an die Grenzen des Smart Bikes. Besonders positiv fiel die Geräuschentwicklung auf - oder anders: sie fiel eben nicht auf. Durch den Riemenantrieb und die virtuelle Schaltung ist das Rad ziemlich leise. Man könnte sich leicht daran gewöhnen, wäre es nicht ein Testgerät, das inzwischen schon wieder den Weg zurück zu Wahoo gefunden hat.
Klar braucht ein komplettes Indoor-Bike mehr Platz als ein Smart Trainer. Aber nur, wenn er ungenutzt in der Ecke steht, ist ein Fahrrad montiert, braucht ein Smart Trainer plus Fahrrad genauso viel Platz wie das Kickr Bike Shift. Das Kickr Bike Shift ist dafür flexibel - nicht räumlich - und kann viele Fahrradgrößen und Schaltsysteme nachahmen, so dass man sich auf ihm schnell zu Hause fühlt. Vorausgesetzt der eigene Sattel ist montiert. Praktisch ist außerdem der Riemenantrieb, der das Teil sauberer macht als jeder Smart Trainer mit Kette. Und auch die Lärmbelastung fällt hörbar gering aus, so dass motivierende Musik oder Podcast nicht übertrieben laut eingeschaltet werden müssen.
Das Wahoo Kickr Bike Shift spricht erst einmal diejenigen an, die die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung haben. Für Haushalte, in denen mehrere Personen den Smart Trainer nutzen, kann ein Smart Bike eine echte Erleichterung sein, da das Bike im Handumdrehen an die jeweilige Person angepasst werden kann. Zu beachten ist, dass der Lenker 42 cm breit ist. Passt er nicht, muss er eventuell ausgetauscht werden. Auch in den Sattel muss eventuell noch einmal investiert werden.
Übrigens, wenn das Bike nur rumsteht, ist der Platzbedarf natürlich größer als der eines Smart Trainers oder Rollentrainers. Trainer mit Fahrrad ist aber etwas länger als das Kickr Bike Shift.