Der Gebrauchtradkauf hat seine Tücken. Egal ob man privat kauft oder bei einem Händler – der Gesetzgeber schützt Verbraucher auch beim Kauf eines gebrauchten Produkts. Wir erklären die wichtigsten Begriffe rund um das Thema Gebrauchtradkauf.
Die Garantie ist ein freiwilliges Angebot der Hersteller. Dauer und Umfang der Garantie sind gesetzlich nicht vorgegeben. Die Gewährleistung hingegen (auch Sachmängelhaftung genannt) ist in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Bei Neuware beträgt sie zwei Jahre und bei Gebrauchtware kann der Händler sie auf ein Jahr verkürzen. Er muss allerdings deutlich auf diese Einschränkung hinweisen. Grundsätzlich hat man auch beim Gebrauchtradkauf den gesetzlichen Schutz.
Sachmängelhaftung gilt auch bei Privatverkäufen. Manche Verkäufer weisen in ihren Anzeigen darauf hin, dass sie die Gewährleistung ausschließen. Das ist rechtlich unwirksam, wenn der Verkäufer Mängel verschweigt oder die Artikelbeschreibung nicht korrekt ist.
Händler müssen in der Beschreibung eines Gebrauchtrads nicht jeden Mangel aufführen. Es gibt in Deutschland aber eine Auskunftspflicht für gewerbliche Händler. Sie sind verpflichtet, den Kunden auf Nachfrage wahrheitsgemäß übliche und unübliche Mängel mitzuteilen. Es ist daher von Vorteil, bei angebotenen Rädern nachzufragen, falls die Zustandsbeschreibung nicht detailliert ist.
Grundsätzlich ist beim Gebrauchtradkauf auch ein mündlicher Kaufvertrag wirksam. Der große Vorteil eines schriftlichen Kaufvertrags ist aber, dass Nebenabreden festgehalten werden. Wenn also Versprechen abgegeben werden (unfallfrei, kaum gefahren …) und der Verkäufer in der Schriftform plötzlich einen Rückzieher macht, ist das kein gutes Zeichen.
Am besten nimmt man zum Kauf eines gebrauchten Rennrads oder Gravelbikes immer einen Freund oder eine Freundin mit. Vier Augen sehen mehr als zwei. Wir empfehlen zudem einen schnellen Check des Fahrrads:
Schrauben: Sind die Schraubenköpfe der Anbauteile sauber und nicht ausgeleiert?
Schaltung: Schalten Sie alle Gänge durch. Lassen sich alle ohne Schleifgeräusche und Klappern einlegen? Sind Kette, Kettenblätter und Ritzel sauber und in gutem Zustand?
Bremsen: Prüfen Sie die Bremsen auf Funktion und Verschleiß. Achten Sie bei Felgenbremsen auf unversehrte, korrekt verlegte und knickfreie Züge sowie ausreichende Bremsbelagstärke; kontrollieren Sie bei Scheibenbremsen die Hebelwege und definierten Druckpunkte sowie die Bremsbeläge
Sturzschäden: Kratzer an exponierten Stellen verraten, ob das Rad schon einmal unsanft zu Boden gegangen ist – besonders an Schaltwerk, Pedalen, Sattelecken, Lenkerenden bzw. Schaltbremsgriffen und Schnellspannern/Steckachsen. Ist möglicherweise das Schaltauge verbogen?
Rahmen und Gabel: Achten Sie vor allem bei Carbonrahmen auf Kratzer bzw. Risse im Lack, die auf Überlastschäden hindeuten können. Einkerbungen deuten auf Sturzschäden hin. Bei Rahmen aus Metall sind Korrosion und Verformungen bzw. Dellen Hinweise auf Stürze.
Sattel und Sattelstütze: Kontrollieren Sie die Sattelstützenklemmung auf einwandfreie Funktion (Öffnen, Stütze vollständig herausziehen, wieder einschieben und festziehen) bzw. mögliche Korrosion und Überlastungsschäden. Kontrollieren Sie auch den festen Sitz des Sattels auf der Sattelstütze.
Lenker/Vorbau: Auf leichtgängige Drehung prüfen, stimmt das Spiel im Lenkungslager? Dazu die Vorderradbremse ziehen, das Rad vor und zurück bewegen und mit der Fingerspitze das Spiel am Lenkungslager ertasten.
Laufräder: Rundlauf überprüfen, idealerweise am ein- und ausgebauten Laufrad. Wenn man das eingebaute Laufrad an gegenüberliegenden Punkten greift und quer zur Fahrtrichtung mit Gefühl daran rüttelt, kann man gegebenenfalls vorhandenes Lagerspiel entdecken.
Speichen und Felgen: Auf Beschädigungen und Verschleiß kontrollieren (bei Felgenbremsen sind abgefahrene Bremsflanken evtl. problematisch)
Tretlager: Hat die Kurbel möglicherweise seitliches Spiel? Lässt sie sich (am besten ohne Kette) leicht drehen? Sind die Pedalgewinde unversehrt?
Pedale: Drehen sich die Pedale leicht? Sind die Achsgewinde unversehrt und lassen sich herausschrauben?
Reifen: Kontrollieren Sie, ob die Reifen noch genügend Gummi auf der Lauffläche haben oder bald neue Reifen fällig werden. Achten Sie auf Beschädigungen wie zum Beispiel Risse und Verletzungen in der Lauffläche und besonders an den empfindlicheren Reifenflanken.
Nach dem Kauf: alle Drehmomente der Anbauteile kontrollieren. Lenkerband entfernen und dabei Lenker auf Schäden untersuchen.