Rennrad für 1000 EuroAuf Sparkurs

Jens Klötzer

 · 02.12.2025

Rennrad für 1000 Euro: Gebraucht oder neu, das ist hier die Frage
Foto: Wolfgang Papp
​Lust auf ein Rennrad, aber nur 1000 Euro zur Verfügung? Die dazu passenden Angebote der Hersteller lassen sich an einer Hand abzählen – und die Konzepte sind nicht für jede oder jeden passend. Wir zeigen Mittel und Wege, wie Sie auch mit stark begrenztem Budget an ein Traumrad kommen

Themen in diesem Artikel

​Die Neuvorstellung des Canyon Endurace Allroad sorgte dieses Jahr für Aufsehen: Ein vollwertiges, nagelneues Rennrad für unter 1000 Euro? Das hat es lange nicht gegeben. In der Tat wirkt der silberne Flitzer auf den ersten Blick attraktiv: Ein modern geformter Alurahmen, hydraulische Scheibenbremsen und sogar eine Carbongabel sind verbaut, das gibt es für das Geld sonst nirgends. Das Ganze mit dem markanten Schriftzug eines führenden Herstellers, der auch im Profisport aktiv ist. Da kann man nichts falsch machen – oder doch?

Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass das Angebot von einem sportlichen Wettkampf-Renner doch meilenweit entfernt ist – und damit leider auch vom süchtig machenden Fahrgefühl, das den Radsport so einzigartig macht. Zweifellos ist das Canyon für sein Geld ein solides und gut gemachtes Rad, das aber eher als sportliches Alltagsrad und für gelegentliche Touren taugt, als für ernsthaft ausgeübten Radsport. Die profilierten Reifen lassen sich vielleicht noch gegen schnellere Straßenmodelle tauschen, die extrem aufrechte Sitzposition und das sehr hohe Gewicht von fast elf Kilogramm lassen sich aber nicht wegdiskutieren. Auch die Shimano Cues-Schaltung ist mit 2x10 Gängen auf dem technischen Stand von vor 15 Jahren. Da kommt schnell der Gedanke auf, ob nicht ein älteres, aber hochwertigeres Rad die bessere Wahl ist. Die Antwort: In vielen Fällen ist es das, vor allem wenn wirklich Wettkämpfe damit bestritten werden sollen. Aber auch für Tourenfahrerinnen oder Gravelbiker finden sich bessere Kompromisse, wenn man etwas sucht und einige Tipps beachtet.

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Vor allem der Gebrauchtmarkt bietet viel Rad fürs Geld. Wer im Flachland wohnt und Hobbyrennen fahren will, kann zum Beispiel auf hochwertige Carbonrenner mit Felgenbremsen schielen, die es im Laden längst nicht mehr gibt. Man bekommt dann vor allem ein deutlich leichteres und schnelleres Rennrad. Mit etwas Glück ist für das Budget sogar eine Elektroschaltung drin, die auch vor zehn Jahren schon hervorragend funktionierte. Auch komfortable Endurance-Modelle mit Felgenbremsen sind für schlechte Straßen durchaus eine Empfehlung. Beim Einsatz in den Bergen oder für längere Radreisen sollten hydraulische Scheibenbremsen Standard sein, womit sich das Alter auf höchstens fünf Jahre und die Kategorie auf Endurance- und Gravel-Modelle einschränkt. Aber selbst unter brandneuen Auslaufmodellen im Discounter lässt sich mit dem Budget einiges anfangen. Rabattierte Endurance-Modelle aus dem Vorjahr für unter 1000 Euro, die mit Elffach-Schaltung und bis zu zwei Kilogramm weniger Gewicht eine gute Alternative zum brandneuen Einsteiger-Renner bieten, sind keine Seltenheit. Wir zeigen verschiedene Wege und worauf Sie dabei achten müssen.

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​GEBRAUCHT

Riesige Auswahl, günstige Preise: Gebrauchtportale wie Kleinanzeigen.de und Buycyle.com sind erste Anlaufstelle für günstige, aber gute Bikes. Worauf es dabei ankommt

Vom jungen Einsteigermodell bis zum Sammlerstück: Die Auswahl auf dem Gebrauchtmarkt ist riesig, aber unübersichtlichFoto: Stephan RumpfVom jungen Einsteigermodell bis zum Sammlerstück: Die Auswahl auf dem Gebrauchtmarkt ist riesig, aber unübersichtlich

Tipps für den Gebrauchtkauf

  • Vorsichtig sein: Gerade auf hoch frequentierten Plattformen wie Kleinanzeigen.de tummeln sich auch Nepper und Betrüger. Suchen Sie deshalb unbedingt den persönlichen Kontakt: Die lokale Suche ermöglicht es, Angebote in der Umgebung zu finden, die man begutachten und Probe fahren kann. So lässt sich ein Rad auch am besten auf Mängel und Verschleiß untersuchen. Mit einem Telefonat lässt sich die Seriösität des Verkäufers auch schon vor einer längeren Anfahrt gut einschätzen. Das Rad wird nur gegen Vorkasse versendet oder es wird eine Anzahlung verlangt? Auch wenn der Deal noch so günstig erscheint: Bei den leisesten Zweifeln lieber Finger weg ­– das nächste passende Angebot kommt sicher.

  • Expertise suchen: Schlechte Fotos, mangelnde Beschreibung, fehlende oder falsche Angaben: Die besten Schnäppchen können nur Profis allein von Bildern gut erkennen. Wenn Sie sich in der Radtechnik nicht gut auskennen, haben Sie vielleicht einen Rennrad-Experten in der Bekanntschaft, den Sie um Rat fragen können. Ansonsten suchen Sie nach Bildern, Testberichten und Erfahrungen zum fraglichen Modell sowie der verbauten Ausstattung im Internet. So können Sie Informationen über Alter, Qualität und Neupreis sammeln und ein Angebot damit besser einschätzen.

  • Zeit nehmen und schnell sein: Wegen des riesigen und völlig unsortierten Angebots frisst die Online-Suche viel Zeit – gerade in Ballungsräumen ist es schwer, sich einen Überblick über den lokalen Markt zu verschaffen. Der Suchbegriff „neu“ (beinhaltet auch neuwertig, wie neu, erneuert, …) kann die Angebote zumindest auf wenig benutzte Räder, erneuerte Ersatzteile und Räder mit Rechnung oder Dokumentation einschränken. Geduld zahlt sich meist aus: Täglich werden hunderte Rennräder bei Kleinanzeigen neu eingestellt, es lohnt sich deshalb, täglich die neuen Angebote zu checken. Ist etwas passendes und günstiges dabei, heißt es schnell sein: Die besten Schnäppchen sind auch schnell weg, deswegen am besten sofort Interesse anmelden und Termin vereinbaren.

  • Vorteile: großes Angebot, kein Zwischenhändler, Probefahrt bei lokalen Angeboten möglich, Preisverhandlung möglich
  • Nachteile: Gefahren bei reinem Internetkauf ohne Besichtigung, in der Regel keine Garantie, Expertise nötig, zeitaufwendige Suche
Beim Gebrauchtkauf sollte man viele Eventualitäten absichern, zum Beispiel mit einem KaufvertragFoto: imago/SteinachBeim Gebrauchtkauf sollte man viele Eventualitäten absichern, zum Beispiel mit einem Kaufvertrag

Die besten Quellen:

Kleinanzeigen.de

Der mit Abstand größte Marktplatz für gebrauchte Räder, allerdings auch der unübersichtlichste. Genaue Informationen zu Alter, Zustand und Reparaturen müssen oft erst erfragt werden. Gut gepflegte von schlecht behandelten Rädern zu unterscheiden, geht deshalb nur mit guten Bildern oder genauere Begutachtung vor Ort. Versenden von Rädern ist prinzipiell möglich, ist aber meist kompliziert und birgt weitere Risiken.

Buycycle.com

Auf Fahrräder spezialisierter Marktplatz mit guten Such- und Filterfunktionen. Es gibt überwiegend hochwertige und vergleichsweise junge Räder; auch Händler nutzen die Plattform für brandneue Auslaufmodelle. Käuferschutz und Versandservice (gegen Aufpreis) werden beim Internetkauf von der Plattform organisiert, es ist aber auch die persönliche Kontaktaufnahme möglich.

Verleihstationen

Seit Jahren vertickern auch Verleihstationen, beispielsweise auf Mallorca, ausgemusterte Leihräder. Reiseveranstalter Huerzeler gilt als größter Anbieter, der rund 1000 Räder pro Saison verkauft. Während Huerzeler die Räder aber nicht verschickt, ist bei Fred Rompelberg und Philipps Bike Team auch die Bestellung übers Internet und der Versand möglich; die Anbieter versprechen eine Überprüfung der Räder, bei vielen anonymen „Kurzzeitbesitzern“ sind die Räder jedoch oft nicht pfleglich behandelt.

Vereine

Große Vereine bieten ein „Schwarzes Brett“ oder einen Bereich auf der Webseite, wo gebrauchte Räder angeboten oder gesucht werden. Ein Aushang kann sich hier lohnen, denn die Wahrscheinlichkeit, ein gut gepflegtes Rad zu bekommen und beim Preis nicht über den Tisch gezogen zu werden, ist hoch.

ÜBERHOLT

Satte Rabatte für junge Räder, aber von fachkundiger Hand gecheckt und mit Gewährleistung: Refurbished-Produkte liegen im Trend, auch bei Fahrrädern. Was es gibt und was man erwarten kann

Refurbished-Produkte liegen im Trend, auch bei Rädern gibt es inzwischen ein stattliches AngebotFoto: BuycycleRefurbished-Produkte liegen im Trend, auch bei Rädern gibt es inzwischen ein stattliches Angebot

Tipps für den Refurbished-Kauf

  • Regelmäßig checken: Die großen Anbieter konzentrieren sich zumeist auf Leasing-Rückläufer, weshalb Alltagsräder und E-Bikes den größten Teil des Angebots ausmachen. Rennräder gibt es eher selten und wie bei privaten Verkäufen sind die guten Angebote schnell wieder vergriffen. Es lohnt sich also, regelmäßig die wichtigsten Webseiten abzugrasen, ob es passende neue Angebote gibt – und dann schnell zuzuschlagen. Weil die meisten Anbieter hervorragende Suchmasken bieten, die nach Kategorie, Preis und Größe filtern, geht der Check vergleichsweise schnell.

  • Nicht zu wählerisch sein: Aus dem gleichen Grund sollten Sie bei dieser Quelle zu manchem Kompromiss bereit sein: Nicht die Wunschfarbe oder nicht die Lieblingsmarke? Wenn das nicht wichtig ist, stehen die Chancen auf ein Schnäppchen gut. Klar, Größe und Kategorie sollten zu den eigenen Ansprüchen passen. Änderungswünsche bei der Ausstattung, wie z.B. eine andere Übersetzung, sollten Sie beim Preis berücksichtigen.
  • Preise gut vergleichen: Weil der Service mit einkalkuliert wird und die Aufbereiter auch den Verkäufern faire Preise garantieren, sind Superschnäppchen bei den Refurbished-Anbietern nicht drin. Dafür sind die Preise realistisch und in der Regel nicht überzogen. Es ist sinnvoll, die Angebote trotzdem gut mit anderen Quellen zu vergleichen: Die angebotenen Räder sind oft noch jung (bis zu 5 Jahre), gegenüber dem ursprünglichen Listenpreis sind im Schnitt um 30 Prozent Ersparnis drin und meist ist die Gewährleistung auf ein Jahr reduziert. Bei manchen fallen Versandkosten an und wer es sich selbst nicht zutraut, muss für den Aufbau aus dem Karton eine Werkstatt aufsuchen. Da kann es attraktiver sein, ein reduziertes Neurad aus dem Discounter (siehe nächste Seite) zu kaufen, bei dem Beratung und zwei Jahre Gewährleistung inklusive sind und vielleicht sogar noch Sonderwünsche erfüllt werden.

  • Vorteile: Sichere Transaktion, garantiert einwandfreier Zustand, mit Gewährleistung und Rückgaberecht
  • Nachteile: Begrenztes Schnäppchenpotenzial, vergleichsweise geringe Auswahl
In der Regel gibt's ein Jahr Gewährleistung und die Räder werden gegen einen Aufpreis versendetFoto: RebikeIn der Regel gibt's ein Jahr Gewährleistung und die Räder werden gegen einen Aufpreis versendet

Die besten Quellen

Rebike

Spezialist für aufbereitete E-Bikes, durch Kooperationen mit großen Leasing-Anbietern wie Business Bike gibt es dennoch ein gutes Angebot an Rennrädern und Gravelbikes. Der Großteil der Flotte besteht aus maximal drei Jahre alten Rückläufern. Es gibt ein Jahr Gewährleistung, 14 Tage Rückgaberecht und kostenlosen Versand.

Jobrad Loop

Refurbish-Angebot des großen Leasing-Anbieters. Immerhin gut 100 Race- und Gravelbikes waren zum Zeitpunkt der Recherche im Angebot, alles noch junge bzw. aktuelle Modelle. Ein Jahr Gewährleistung und die Möglichkeit von bis zu 50 Kilometern Probefahrt innerhalb des Rückgaberechts. Faiere Versandkosten von 49 Euro innerhalb Deutschlands.

Bike ReSale

Der Refurbished-Händler aus Dresden bezieht ebenfalls Fahrräder von Leasingfirmen und sammelt diese persönlich beim Leasingnehmer bzw. Vorbesitzer ein. Rennräder und Gravelbikes machen nur einen Bruchteil am Angebot aus, weshalb es sehr übersichtlich ist. Dafür ist eine Probefahrt und persönliche Abholung in Dresden möglich. Versandkosten deutschlandweit liegen für ein Rad ohne Motor bei 50 Euro.

REDUZIERT

Der sicherste Kauf ist immer noch der Händler: Egal ob Online oder vor Ort, garantierte Neuware und ein Ansprechpartner, wenn später was ist, bleiben starke Argumente. Mit der richtigen Taktik sind auch Listenpreise nur Theorie

In der Regel gibt's ein Jahr Gewährleistung und die Räder werden gegen einen Aufpreis versendetFoto: RebikeIn der Regel gibt's ein Jahr Gewährleistung und die Räder werden gegen einen Aufpreis versendet

Tipps für den Rabattkauf

  • Richtigen Zeitpunkt wählen: Generell ist gerade eine gute Zeit, reduzierte Schnäppchen zu ergattern: Die Lager vieler Radhersteller müssen sich nach der Corona-bedingten Überproduktion immer noch leeren, viele verschleudern überflüssige Ware zu Kampfpreisen. Noch günstiger ist es ab Spätsommer bis in den Winter: Dann steht die neue Ware fürs nächste Jahr Schlange und bei niedriger Kauflaune in der dunklen Jahreszeit werden die Preise noch mehr gesenkt. Auch die Vorstellung eines neuen Modells oder einer neuen Schaltgruppe kann Anlass zur Schnäppchenjagd geben: Vorgängermodelle werden dann häufig stark rabattiert angeboten.

  • Viele Quellen vergleichen: Ist ein bestimmtes Rad ein Ladenhüter, streuen die Hersteller viele verbliebene Modelle oft auf mehrere Discounter, die sie dann mit Abschlag verkaufen. Der eine gibt mehr, der andere weniger Rabatt. Gerade bei bekannten Marken mit hohen Stückzahlen lohnt sich die gezielte Suche, möglicherweise ist noch ein besseres Angebot dabei. Auch ein Rad, das in der richtigen Größe nicht mehr verfügbar ist, kann woanders noch passend zu haben sein.

  • Verhandeln im Laden: Online-Shops bieten tendenziell die größeren Rabatte, dennoch kann sich der Gang zum Händler rentieren. Denn im persönlichen Gespräch lohnt sich Feilschen fast immer, auch bei schon rabattierten Rädern. Wenn ein direkter Rabatt nicht möglich ist, fragen Sie nach Zugaben wie kostenlosen Inspektionen, Bekleidung oder anderem Zubehör, das Sie gerade brauchen – auch das ist schließlich bares Geld wert.
  • Vorteile: Große Auswahl, volle Garantie/Gewährleistung, beschädigungsfreie Neuware, Ansprechpartner bei Reklamationen
  • Nachteile: Begrenztes Schnäppchenpotenzial

Die besten Quellen

Fachhandelsketten

Großmärkte wie Stadler, Fahrrad XXL oder Lucky Bike sind häufig Anlaufstelle für Räder bekannter Marken, die nach einer Saison beim Hersteller oder Fachhändler übriggeblieben sind. Es gibt sie inzwischen in fast jeder Großstadt und in riesigen Hallen, die eine große Auswahl bieten: Wenige Marken, dafür viele Varianten und Größen. Manche bieten online auch eine deutschlandweite Suche und die Lieferung des Wunschrades in eine Filiale in der Nähe an.

Online-Shops

Neben den Großmärkten, die natürlich auch Onlineshops haben, bieten sie die noch größere Auswahl über viele Marken und Modelle. Probefahrt oder verhandeln sind hier nicht drin, dafür größere Rabatte, Rückgaberecht und zum Teil über den Kauf hinaus gehende Serviceangebote. Die bekanntesten: Bike Exchange, Bike-Components, Lucky Bike, Fahrrad XXL, Fahrrad24.

Hersteller

Direktvertreiber bieten auf ihrer Webseite meist einen abgetrennten Bereich, wo Einzelstücke, Auslauf- und Vorführmodelle mit Rabatten angeboten werden. Bei Canyon, und Rose werden sie zu den gleichen Konditionen verkauft wie alle anderen Räder, also auch Finanzierung und Leasing sind möglich.

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