Die Preise für Rennräder steigen seit Jahren – umso wichtiger werden Quellen für bezahlbare Sportgeräte. Der Gebrauchtmarkt verspricht große Radmarken zum kleinen Preis. Wir geben Tipps zu den wichtigsten Quellen für gebrauchte Rennräder.
Mit Abstand der größte Marktplatz für gebrauchte Rennräder ist Kleinanzeigen.de. Groß geworden ist die Plattform unter dem Namen ebay-Kleinanzeigen. In den vergangenen zwölf Monaten (September '23 bis August '24) erschienen mehr als 310.000 neue Anzeigen in der Kategorie Rennräder, durchschnittlich waren 85.000 Angebote gleichzeitig verfügbar. Bei dieser enormen Zahl ist klar, dass auch viele alte und abgenutzte Räder angeboten werden, die nicht mehr als Sportgerät geeignet sind. Etwas erhöht wird die Zahl auch durch Komponenten-Angebote, die gelegentlich in der Kategorie platziert werden. Durch die lokale Suche findet man eventuell ein gebrauchtes Rennrad in der Umgebung, das man Probe fahren kann. So lässt sich das Rennrad auf Mängel und mögliche Unfallschäden untersuchen. Nicht zuletzt kann man die Seriosität des Verkäufers im persönlichen Gespräch am besten einschätzen und besser über den Preis verhandeln. Problematisch ist hingegen der reine Internetkauf, ohne dass man das Rennrad oder Gravelbike gesehen hat.
Bis zu 50 Millionen Anzeigen erscheinen über alle Kategorien hinweg gleichzeitig auf der Plattform und bringen eine gewisse Unübersichtlichkeit mit sich - seit Jahren versuchen deshalb auch Betrüger, von diesem riesigen Angebotswust zu profitieren. Ist das Fahrrad extrem günstig, sollten die Alarmglocken schrillen. Im schlimmsten Fall könnte das Rad aus Hehlerware stammen. Oder es dient als Lockvogel für eine weitere Betrugsmasche. Vorsicht geboten ist bei Links, die per Mail zugesandt werden, oder bei Zahlungen über PayPal-Freunde und Western Union. Der beste Schutz davor, Betrügern auf den Leim zu gehen, ist der persönliche Kontakt vor Ort!
Das Münchner Unternehmen Buycycle ist in kurzer Zeit zu einem der wichtigsten deutschen Marktplätze für Gebrauchträder aufgestiegen. Zwar gibt es deutlich weniger Rennräder als auf Kleinanzeigen.de, dafür bietet die Plattform mehr Service und besonders viele hochwertige Rennräder. Durch die vorgegebenen Datenfelder kann man die Räder gut auswählen und die Beschreibungen sind aussagekräftiger als bei anderen Plattformen. Wie bei allen Plattformen muss man die Angaben der Verkäufer aber auch hier kritisch hinterfragen. Käufer können verschiedene “Service Checks” buchen, die zwischen 175 und 395 Euro kosten. Das billigste Paket umfasst eine Reinigung des gebrauchtes Rennrads und der Kette sowie eine Entlüftung der Bremsen. Das teuerste Paket zusätzlich eine komplette Inspektion, eine Ultraschallprüfung der Carbonteile und zwei Jahre zusätzliche Garantie.
Derzeit sind rund 1400 Rennräder mit Standort Deutschland inseriert – weltweit sind es 10.000. Eine Besonderheit von Buycycle sind Refurbished-Räder: Bei diesen Rädern wurden von Partnern der Plattform die Verschleißteile erneuert und das komplette Rad überprüft. Derzeit werden in Deutschland rund 260 Rennräder in der Kategorie Refurbished angeboten. Pluspunkt der Plattform ist die Absicherung der Transaktion. Kommt das Rad beschädigt an, kann es zurückgegeben werden oder es werden Reparaturkosten übernommen. Was Käufer im Internet kritisieren: Eine Reklamation ist nur bis 48 Stunden nach der Lieferung möglich. Fällt ein technischer Mangel erst bei der ersten Ausfahrt auf, möglicherweise ein paar Tage nach Lieferung, ist es zu spät. Die Plattform erhebt eine Gebühr die als “Käufer:innenschutz” aufgeschlagen wird (Inland 4,0 und Ausland 6,0 Prozent).
Am besten ist immer ein persönlicher Blick auf das gebrauchtes Rennrad: Suchen Sie deshalb gezielt lokale Angebote. Da der Verkäufer erst einen Buycycle-Karton zugeschickt bekommt, kann der Versand auch mal etwas länger dauern – ebenso die Weitergabe des Kaufpreises an den Verkäufer.
Auf ebay werden deutlich weniger Rennräder als auf Kleinanzeigen angeboten – es sind aber immer noch mehr als 3000. Dabei ist nicht ganz einfach, interessante Räder herauszufiltern, da die nicht so strukturierte Datenfelder gibt wie etwa bei Buycycle. Theoretisch lassen sich auch lokale Angebote finden – die Auswahl wird dann aber immer kleiner. In Absprache mit dem Verkäufer sind dann teilweise auch Probefahrten möglich. Um die Transaktion sicher zu gestalten, bietet ebay inzwischen die Kombination von QR-Code und Pickup-Code.
Gerade bei Auktionen ist es ein großer Aufwand, ein weit entfernt angebotenes gebrauchtes Rennrad erst zu besichtigen und dann in einen Bieterwettbewerb mit ungewissem Ausgang zu geraten. Gewöhnlich steigen die Gebote erst im letzten Moment. Das eröffnet aber auch die Chance, ein Rad besonders preiswert zu ersteigern. Grundsätzlich werden in Auktionen eher preiswertere Räder verkauft. Eine Auswertung für TOUR hat ergeben, dass beispielsweise Canyon-Rennräder durchschnittlich 1281 Euro und Trek-Rennräder 1046 Euro erzielten. Räder von Rose, Cube und Cannondale wurden für Durchschnittspreise zwischen 746 und 789 Euro verkauft. Diese Zahlen lassen vermuten, dass eher ältere Räder angeboten wurden.
Mit die beste Option für den Kauf stellt der Freundeskreis dar. Je besser man Freundin oder Freund kennt, desto eher ist auch ein realistischer Preis für ein gebrauchtes Rennrad zu erwarten. Man kann davon ausgehen, dass weder grobe Schäden noch ein vorangegangener Unfall verschwiegen werden. Die Probefahrt sollte ebenso selbstverständlich sein wie eine ehrliche Beratung. Im Idealfall erzählt man im Bekanntenkreis, was man sucht, und bringt Geduld mit. Je breiter man seinen Radwunsch streut, desto größer die Chance, ein Rad zu finden.
Die Sozialen Medien werden immer mehr zu Verkaufsplattformen - allerdings für Neuwaren. Das Angebot an gebrauchten Rennrädern z.B. auf dem Facebook-Marketplace ist überschaubar und die Suchfunktion sehr schlecht. Schlagzeilen machten Beispiele, bei denen Hehler gestohlene Räder über YouTube und Instagram verkauft haben. Die ZDF-Sendung “Die Spur” hat in einer Ausgabe beleuchtet, wie das funktioniert. Dabei wurde ein in Deutschland gestohlenes Gravelbike verfolgt, dass dann über Soziale Medien in Russland angeboten wurde. Sehr nützlich ist Instagram, wenn es darum geht, News über Verkäufe z.B. gebrauchter Räder von Profiteams mitzubekommen.
Seit Jahren vertickern auch Verleihstationen, beispielsweise auf Mallorca, ausgemusterte Leihräder. Reiseveranstalter Huerzeler gilt als größter Anbieter, der rund 1000 Räder pro Saison verkauft. Während Huerzeler die Räder aber nicht verschickt, ist bei Fred Rompelberg und Philipps Bike Team auch die Bestellung übers Internet und der Versand möglich; die Anbieter versprechen eine Überprüfung der Räder, die gelegentlich auch von hierzulande völlig unbekannten Marken stammen – was kein Makel sein muss. Ein möglicher Vorteil beim Kauf vor Ort: Man spart sich Leihgebühren, hat das Rad ausgiebig Probe gefahren und die Sitzposition getestet. Gerade Gelegenheitsradler sind an einem Kauf interessiert, wenn sie mit dem Rad gut zurechtgekommen sind.
Leider werden die Leihräder auf Mallorca nicht besonders pfleglich behandelt – dass Räder bei der Kaffeepause wild abgestellt werden und dann umfallen, ist Alltag. Ältere Räder haben vermutlich noch mehr einstecken müssen. Die Leihstationen verkaufen aber auch Räder, die nur selten verliehen wurden. Ein gebrauchtes Rennrad aus dem Verleih zu kaufen, sollte man sich gut überlegen – erst recht, wenn es ein reiner Internetkauf aus der Ferne ist. Informationen zu Preisen und Lieferbedingungen findet man auf den Internetseiten der Verleiher.
Allgemeine Tipps zum Gebrauchtradkauf.